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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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Jhren Vorsatz richteten sie demnach ins Werck. Sie besahen zuförderst
das schöne Hauß, so la Princesse genennet wird, und von Amelie von
Solms, Wittwe des Printz Friedrich Henrichs erbauet ist. Es be-
stehet fast bloß aus einem grossen Saal, seine Annehmlichkeiten aber, sind
dennoch, sonderlich wegen der darinnen befindlichen Gemählde vortreflich.
Das artige Hauß, Clingendall, nebst dem daran liegenden schönen Gar-
ten, nicht weniger das prächtige Voorburg war nicht weniger vermögend,
sie einige Zeit aufzuhalten. Endlich kamen sie nach Ryswick, welches sie
einer genauen Betrachtung vornehmlich würdig schätzten. Dieses überaus-
angenehme Dorf liegt nicht weiter als eine kleine Stunde von Haag, und
man kan durch einen ebengemachten und mit Alleen besetzten Weg dahin ge-
langen. Es gehörte sonst dem König Wilhelm III. von Engelland, jetzo
aber aus der Oranischen Erbschafft Jhro Maj. dem Könige von Preussen.
Auf dem alhier befindlichen Pallast, der nur einen Pistolen-Schuß von dem
Dorfe liegt, wurde 1697. der berühmte Ryßwickische Friede geschlossen.
Das Gebäude, so seinen Ursprung dem obgedachten Printz Friederich Hen-
rich zuzuschreiben hat, bestehet aus drey Flügeln, davon der mittelste zwey-
mahl so breit ist, als die andern beyde. Dieser Ort wurde zu den Friedens-
Conferenzen um desto bequemer gehalten, weil er auf dem halben Wege
zwischen Haag, wo die Bevollmächtigten der hohen Alliirten waren, und
Delfft liegt, wo die Frantzösischen sich aufhielten. Die Bescheffenheit des
Gebäudes war auch so beschaffen, daß man die Strittigkeiten wegen des
Rangs vermeyden konte. Der vornehmste Eingang war allein dem Me-
diateur welches der König von Schweden war, dessen Gesandten der Graf
Bande, und Baron von Lilienroth gewesen, vergönnet. Auf beyden Sei-
ten des daran liegenden Wäldgens waren bloß zu diesem Wercke zwey Ein-
gänge gemacht, welche zu den zwey Flügeln, wovon ich geredet führten,
von da man sich durch die Gallerien in den mittelsten begeben konte. Die
Minister der hohen Alliirten hatten wegen Jhrer Kays. Maj. die rechte
Seite des Wegs, und die Frantzösischen die Lincke, und dergleichen geschah
auch mit den Flügeln, da der Mediator in den mittelsten war, und auf bey-
den Seiten vermittelte. Die Zugänge und Thüren waren durch hollän-
dische Soldaten besetzt, welche aber von dem Mediateur dependirten.
Nachdem sie diesen weltberühmten Ort genugsam beschauet hatten, begaben
sie sich nach Loßdrin, welches zum theil der Gerichtsbarkeit von Delfft,
theils von Haag unterworfen ist. Dieses ist der andre Weg, da man von
dem letztern Platze aus in einer mit Alleen besetzten Strasse biß hieher kom-
men, und an den Ufer eines schönen Canals fortgehen kan. Die Kirche
war
G
Jhren Vorſatz richteten ſie demnach ins Werck. Sie beſahen zufoͤrderſt
das ſchoͤne Hauß, ſo la Princeſſe genennet wird, und von Amelie von
Solms, Wittwe des Printz Friedrich Henrichs erbauet iſt. Es be-
ſtehet faſt bloß aus einem groſſen Saal, ſeine Annehmlichkeiten aber, ſind
dennoch, ſonderlich wegen der darinnen befindlichen Gemaͤhlde vortreflich.
Das artige Hauß, Clingendall, nebſt dem daran liegenden ſchoͤnen Gar-
ten, nicht weniger das praͤchtige Voorburg war nicht weniger vermoͤgend,
ſie einige Zeit aufzuhalten. Endlich kamen ſie nach Ryswick, welches ſie
einer genauen Betrachtung vornehmlich wuͤrdig ſchaͤtzten. Dieſes uͤberaus-
angenehme Dorf liegt nicht weiter als eine kleine Stunde von Haag, und
man kan durch einen ebengemachten und mit Alleen beſetzten Weg dahin ge-
langen. Es gehoͤrte ſonſt dem Koͤnig Wilhelm III. von Engelland, jetzo
aber aus der Oraniſchen Erbſchafft Jhro Maj. dem Koͤnige von Preuſſen.
Auf dem alhier befindlichen Pallaſt, der nur einen Piſtolen-Schuß von dem
Dorfe liegt, wurde 1697. der beruͤhmte Ryßwickiſche Friede geſchloſſen.
Das Gebaͤude, ſo ſeinen Urſprung dem obgedachten Printz Friederich Hen-
rich zuzuſchreiben hat, beſtehet aus drey Fluͤgeln, davon der mittelſte zwey-
mahl ſo breit iſt, als die andern beyde. Dieſer Ort wurde zu den Friedens-
Conferenzen um deſto bequemer gehalten, weil er auf dem halben Wege
zwiſchen Haag, wo die Bevollmaͤchtigten der hohen Alliirten waren, und
Delfft liegt, wo die Frantzoͤſiſchen ſich aufhielten. Die Beſcheffenheit des
Gebaͤudes war auch ſo beſchaffen, daß man die Strittigkeiten wegen des
Rangs vermeyden konte. Der vornehmſte Eingang war allein dem Me-
diateur welches der Koͤnig von Schweden war, deſſen Geſandten der Graf
Bande, und Baron von Lilienroth geweſen, vergoͤnnet. Auf beyden Sei-
ten des daran liegenden Waͤldgens waren bloß zu dieſem Wercke zwey Ein-
gaͤnge gemacht, welche zu den zwey Fluͤgeln, wovon ich geredet fuͤhrten,
von da man ſich durch die Gallerien in den mittelſten begeben konte. Die
Miniſter der hohen Alliirten hatten wegen Jhrer Kayſ. Maj. die rechte
Seite des Wegs, und die Frantzoͤſiſchen die Lincke, und dergleichen geſchah
auch mit den Fluͤgeln, da der Mediator in den mittelſten war, und auf bey-
den Seiten vermittelte. Die Zugaͤnge und Thuͤren waren durch hollaͤn-
diſche Soldaten beſetzt, welche aber von dem Mediateur dependirten.
Nachdem ſie dieſen weltberuͤhmten Ort genugſam beſchauet hatten, begaben
ſie ſich nach Loßdrin, welches zum theil der Gerichtsbarkeit von Delfft,
theils von Haag unterworfen iſt. Dieſes iſt der andre Weg, da man von
dem letztern Platze aus in einer mit Alleen beſetzten Straſſe biß hieher kom-
men, und an den Ufer eines ſchoͤnen Canals fortgehen kan. Die Kirche
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[49/0059] Jhren Vorſatz richteten ſie demnach ins Werck. Sie beſahen zufoͤrderſt das ſchoͤne Hauß, ſo la Princeſſe genennet wird, und von Amelie von Solms, Wittwe des Printz Friedrich Henrichs erbauet iſt. Es be- ſtehet faſt bloß aus einem groſſen Saal, ſeine Annehmlichkeiten aber, ſind dennoch, ſonderlich wegen der darinnen befindlichen Gemaͤhlde vortreflich. Das artige Hauß, Clingendall, nebſt dem daran liegenden ſchoͤnen Gar- ten, nicht weniger das praͤchtige Voorburg war nicht weniger vermoͤgend, ſie einige Zeit aufzuhalten. Endlich kamen ſie nach Ryswick, welches ſie einer genauen Betrachtung vornehmlich wuͤrdig ſchaͤtzten. Dieſes uͤberaus- angenehme Dorf liegt nicht weiter als eine kleine Stunde von Haag, und man kan durch einen ebengemachten und mit Alleen beſetzten Weg dahin ge- langen. Es gehoͤrte ſonſt dem Koͤnig Wilhelm III. von Engelland, jetzo aber aus der Oraniſchen Erbſchafft Jhro Maj. dem Koͤnige von Preuſſen. Auf dem alhier befindlichen Pallaſt, der nur einen Piſtolen-Schuß von dem Dorfe liegt, wurde 1697. der beruͤhmte Ryßwickiſche Friede geſchloſſen. Das Gebaͤude, ſo ſeinen Urſprung dem obgedachten Printz Friederich Hen- rich zuzuſchreiben hat, beſtehet aus drey Fluͤgeln, davon der mittelſte zwey- mahl ſo breit iſt, als die andern beyde. Dieſer Ort wurde zu den Friedens- Conferenzen um deſto bequemer gehalten, weil er auf dem halben Wege zwiſchen Haag, wo die Bevollmaͤchtigten der hohen Alliirten waren, und Delfft liegt, wo die Frantzoͤſiſchen ſich aufhielten. Die Beſcheffenheit des Gebaͤudes war auch ſo beſchaffen, daß man die Strittigkeiten wegen des Rangs vermeyden konte. Der vornehmſte Eingang war allein dem Me- diateur welches der Koͤnig von Schweden war, deſſen Geſandten der Graf Bande, und Baron von Lilienroth geweſen, vergoͤnnet. Auf beyden Sei- ten des daran liegenden Waͤldgens waren bloß zu dieſem Wercke zwey Ein- gaͤnge gemacht, welche zu den zwey Fluͤgeln, wovon ich geredet fuͤhrten, von da man ſich durch die Gallerien in den mittelſten begeben konte. Die Miniſter der hohen Alliirten hatten wegen Jhrer Kayſ. Maj. die rechte Seite des Wegs, und die Frantzoͤſiſchen die Lincke, und dergleichen geſchah auch mit den Fluͤgeln, da der Mediator in den mittelſten war, und auf bey- den Seiten vermittelte. Die Zugaͤnge und Thuͤren waren durch hollaͤn- diſche Soldaten beſetzt, welche aber von dem Mediateur dependirten. Nachdem ſie dieſen weltberuͤhmten Ort genugſam beſchauet hatten, begaben ſie ſich nach Loßdrin, welches zum theil der Gerichtsbarkeit von Delfft, theils von Haag unterworfen iſt. Dieſes iſt der andre Weg, da man von dem letztern Platze aus in einer mit Alleen beſetzten Straſſe biß hieher kom- men, und an den Ufer eines ſchoͤnen Canals fortgehen kan. Die Kirche war G

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/59>, abgerufen am 18.05.2024.