Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Märkische Blätter. Jahrgang 3, Nr. 63. Hattingen, 6. August 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] statten, das und alles Aehnliche kann mir kein Gesetz mit Er-
folg gebieten. Geschieht es dennoch, so ist es ein Zeichen, daß
die Sitte im Verwesen begriffen ist.

Als Rom dem Untergange entgegen ging, lös'te sich be-
kanntlich die Sitte in das Gesetz auf; bei uns hat sich die-
selbe Erscheinung wiederholt, nur mit dem Unterschiede, daß
wir in der Religion und in unserer geistigen Tiefe eine Quelle
besitzen, aus der wir die Verjüngung schöpfen können. Des-
halb sind wir auch bereits in der Verjüngung begriffen, und
deshalb ist die Sitte in demselben Grade im Erstarken be-
griffen, als die alte Gesetzgebung, die wir den Römern ent-
lehnten, im Verwesen begriffen ist. Man denke nur an die
vielfachen Jnstitute, die seit der Regierung unseres Königs ins
Leben gerufen sind, die Anfangs zwar als Katholische verschrieen
wurden, aber bereits jetzt als ächte Consequenten des Protestan-
tismus anerkannt werden. Es herrscht hier nun zwar noch
eine gewisse Ohnmacht; die offizielle Bevormundung der Ver-
gangenheit hat uns in etwa unfähig gemacht, festen und sicheren
Schrittes einherzuschreiten. Wir treten vielmehr erst auf die
Füße, wir versuchen erst zu gehen und man darf sich nicht
wundern, wenn wir statt des sicheren männlichen Sinnes viel-
fach Verwachsenheit gewähren. Der Hauptsache nach gehen
wir doch vorwärts.

Wir hoffen Herr Y wird nach diesen wenigen Andeutungen
damit einverstanden sein, wenn wir sagen: die Sitte ist der
Mörtel der Gesellschaft, und daß dieser Mörtel nur auf dem
Wege ächter Religiösität positiv geschaffen werden kann.

Sind nun die Jünglingsvereine in ihrem Theile mit dazu
berufen, sittliche Bildung zu fördern und zu pflegen, so lasse
man ihnen doch auch den Glauben, daß dieses nur auf dem
Wege ächter Religiösität Erfolg haben kann. Sie werden als-
dann großes für die Gegenwart, und noch größeres für die
Zukunft wirken.

Schließlich reichen wir dem Herrn Y im Geiste unsere
Hand, indem wir annehmen in der Sache selbst einig zu sein,
sind unsere Wege auch verschieden gesteckt, nun, das soll, daß
darf der Sache um die es sich handelt keinen Eintrag thun.



Deutschland.

Berlin, 2. August. Nach der "N. P. Z." sind die
Vorarbeiten behufs Zusammentritts der Provinziallandtage be-
reits so weit gediehen, daß der Eröffnung der letzteren gegen
Ende August oder Anfangs September mit Bestimmtyeit ent-
gegen gesehen werden darf. Ungewiß ist noch, ob die Eröff-
nung sämmtlicher Landtage an einem Tage erfolgen wird.

Kassel, 31. Juli. Die österreichischen Jäger haben uns
heute morgen verlassen; sie kehren über Bebra, Hersfeld, Fulda
und durch Baiern nach Böhmen zurück, wo sie in Eger ihre
künftige Garnison erhalten. Von dem kurhessischen Militär
waren von jeder Kompagnie 15 Mann beordert, den Oester-
reichern das Geleit zum Bahnhof zu geben. Der Abschied fiel
jedoch ziemlich kalt aus, So hätte denn die verhängnißvolle
Bundeserekution gegen Kurhessen ihr Ende erreicht, nachdem sie
gerade neun Monate ( seit dem 1. November 1850 ) angedauert hat.

Düsseldorf, 2. August. Daß Se. Maj. der König
auf der Reise nach den Fürstenthümern Hobenzollern im Laufe
dieses Monats auch die hiesigen Truppen inspiciren werden, soll
der Militär=Behörde bereits angekündigt sein; ob Allerhöchstdiesel-
ben aber die hiesige Stadt berühren werden, ist ungewiß: man
sagt vielmehr, daß nach stattgefundener Jnspicirung der Truppen
auf der Golzheimer Heide die Reise wieder fortgesetzt werde,
also Se. Majestät wahrscheinlich in der Nähe der Heide die
Eisenbahn verlassen resp. wieder besteigen werden.

Koblenz, 1. August. Die zu den Huldigungs=Feierlich-
keiten nach Hohenzollern befehligte 6pfündige Batterie von hier
maschirt morgen dahin ab, zugleich mit einer Compagnie und
der ausgezeichneten Regiments=Musik des 34. Jnfanterie=Regi-
ments, welche letztere heute Mittag per Dampsboot von Köln
hier eintrafen, und mit klingendem Spiele ihren Einzug hielten.
Von Frankfurt a. M. stößt noch eine Compagnie des 29. Jn-
fanterie=Regiments zu diesem Truppen=Commando, welches je-
[Spaltenumbruch] doch auf einem Umwege, so daß das Würtembergische Gebiet
nicht berührt wird nach Hohenzollern marschirt.

Frankfurt, 30. Juli. Die Gothaer Parthei hielt am
27. in Moosheim eine große Versammlung. H. v. Gagern
präsidirte. Es waren 60 Deputirte aus dem Süden anwesend.
Die Gründung eines Partei=Organs, so wie der Anschluß an
die Demokratie ( ? ) ward beschlossen.

Wiesbaden, 30. Juli. Die Altlutheraner breiten sich
immer mehr in unserem Herzogthume aus, und der wahrhaft
komische Bann, wonach der Pfarrer Bruun auf seine Gemeinde
zu Stettin beschränkt ist und nicht einmal seine Glaubensge-
nossen im übrigen Lande besuchen darf, hat bis jetzt nur die
gegentheilige Wirkung, als die beabsichtigte, nämlich noch größere
Verbreitung der Bruun'schen Altlutheraner hervorgerufen.

Wien, 27. Juli. Die Verhandlungen mit Dänemark
scheinen soweit vorgeschritten zu sein, daß schon in der nächsten
Zeit der Rückzug der deutschen Truppen aus Holstein stattfinden
dürfte, was indessen nicht den Rückmarsch nach Oesterreich zur
Folge haben wird, wie wir dieß wiederholt angedeutet haben,
denn im Gegentheil werden die k. k. Truppen auch weiterhin
im Norden verbleiben, wobei besonders die freien Hanse=Städte
mit Garnisonen bedacht werden sollen.

Frankreich.

Paris, 1. August. Der Capitain Boussire des gestern
in Havre eingelaufenen französischen Schiffes Henri berichtet,
daß Kaiser Soulouque die zum Tode Verurtheilten mit Musik
zum Richtplatz führen läßt, daß die Truppen, welche einen
Verurtheilten zu erschießen haben, denselben, wenn auch seine
Verwandten bezahlen, zuerst ihm Arme und Beine und erst
nach langen Martern ganz todschießen.

Jtalien.

Seit Langem war in der Romagna das Gerücht verbreitet,
daß die Räuberbanden, welche das Land brandschatzen, durch
hohe Beamten der päpstlichen Regierung geschützt wurden. Der
Zweifel ist jetzt zur traurigen Wahrheit geworden. Eins der
glücklichsten und beutereichsten Unternehmen des berüchtigten
Bandenchefs el Passatore war die Ueberziehung des Carmeliten-
Klosters in Lugo, wo er eine große Beute machte. Der Pater
Rector, der Alles aufbot, um zu entdecken, wohin die werth-
vollen Gegenstände und das Geld gekommen seien, brachte es
endlich mit Gewißheit heraus, daß Einer der gestohlenen Geld-
säcke von den Räubern einem päpstlichen Commissar gegeben
worden sei, den die öffentliche Stimme schon seit Langem als
einen der geheimnißvollen Begünstiger des Passatore bezeichnete,
der aber wegen seines Verfolgungs=Eifers gegen die Lieberalen
bei dem päpstlichen Hofe in hoher Gunst stand. Der Rector
meldete die Sache nach Rom und Bologna und vor Allem dem
österreichischen Commandanten, der die Anklage ernsthaft nahm.
Es war der clericalischen Partei nicht möglich, die Sache zu
unterdrücken und der Commissar ward als geheimer Mitschul-
diger des Passatore verhaftet. Die Untersuchung hatte eine
lange Reihe von Missethaten dieses Commissars aufgedeckt, be-
sonders in Betreff der sogenannten politischen Complotte, die
von ihm erfunden wurden und wegen welcher eine große An-
zahl von Personen sich seit einem Jahre im Gefängnisse oder
in der Verbannung befindet. Dieser Commissar war der Er-
finder der berüchtigten Mazzinischen Verschwörung, die, sagte
man, alle Hauptreactionäre erdolchen sollte, und wegen wel-
cher 25 junge Leute der besten Familien der Romagna in die
Kerker geworfen wurden. Die Regierungs=Blätter nannten
diese jungen Leute Mazzinische Republikaner, Räuber und Mör-
der. Nachdem sie ein Jahr gelitten haben, sind sie jetzt in
Freiheit gesetzt worden und ihr Ankläger, der päpstliche Com-
missar, befindet sich im Gefängnisse, der Mitschuld der Räube-
reien Passatore's angeklagt. Diese Thatsachen sprechen nur zu laut.



Der Bauer als Arzt.
Ein alter Schwank.

Es war einmal ein Bauer, der sich durch Arbeit und Geiz
ein nicht geringes Vermögen erworben hatte. Sein Boden
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] statten, das und alles Aehnliche kann mir kein Gesetz mit Er-
folg gebieten. Geschieht es dennoch, so ist es ein Zeichen, daß
die Sitte im Verwesen begriffen ist.

Als Rom dem Untergange entgegen ging, lös'te sich be-
kanntlich die Sitte in das Gesetz auf; bei uns hat sich die-
selbe Erscheinung wiederholt, nur mit dem Unterschiede, daß
wir in der Religion und in unserer geistigen Tiefe eine Quelle
besitzen, aus der wir die Verjüngung schöpfen können. Des-
halb sind wir auch bereits in der Verjüngung begriffen, und
deshalb ist die Sitte in demselben Grade im Erstarken be-
griffen, als die alte Gesetzgebung, die wir den Römern ent-
lehnten, im Verwesen begriffen ist. Man denke nur an die
vielfachen Jnstitute, die seit der Regierung unseres Königs ins
Leben gerufen sind, die Anfangs zwar als Katholische verschrieen
wurden, aber bereits jetzt als ächte Consequenten des Protestan-
tismus anerkannt werden. Es herrscht hier nun zwar noch
eine gewisse Ohnmacht; die offizielle Bevormundung der Ver-
gangenheit hat uns in etwa unfähig gemacht, festen und sicheren
Schrittes einherzuschreiten. Wir treten vielmehr erst auf die
Füße, wir versuchen erst zu gehen und man darf sich nicht
wundern, wenn wir statt des sicheren männlichen Sinnes viel-
fach Verwachsenheit gewähren. Der Hauptsache nach gehen
wir doch vorwärts.

Wir hoffen Herr Y wird nach diesen wenigen Andeutungen
damit einverstanden sein, wenn wir sagen: die Sitte ist der
Mörtel der Gesellschaft, und daß dieser Mörtel nur auf dem
Wege ächter Religiösität positiv geschaffen werden kann.

Sind nun die Jünglingsvereine in ihrem Theile mit dazu
berufen, sittliche Bildung zu fördern und zu pflegen, so lasse
man ihnen doch auch den Glauben, daß dieses nur auf dem
Wege ächter Religiösität Erfolg haben kann. Sie werden als-
dann großes für die Gegenwart, und noch größeres für die
Zukunft wirken.

Schließlich reichen wir dem Herrn Y im Geiste unsere
Hand, indem wir annehmen in der Sache selbst einig zu sein,
sind unsere Wege auch verschieden gesteckt, nun, das soll, daß
darf der Sache um die es sich handelt keinen Eintrag thun.



Deutschland.

Berlin, 2. August. Nach der „N. P. Z.“ sind die
Vorarbeiten behufs Zusammentritts der Provinziallandtage be-
reits so weit gediehen, daß der Eröffnung der letzteren gegen
Ende August oder Anfangs September mit Bestimmtyeit ent-
gegen gesehen werden darf. Ungewiß ist noch, ob die Eröff-
nung sämmtlicher Landtage an einem Tage erfolgen wird.

Kassel, 31. Juli. Die österreichischen Jäger haben uns
heute morgen verlassen; sie kehren über Bebra, Hersfeld, Fulda
und durch Baiern nach Böhmen zurück, wo sie in Eger ihre
künftige Garnison erhalten. Von dem kurhessischen Militär
waren von jeder Kompagnie 15 Mann beordert, den Oester-
reichern das Geleit zum Bahnhof zu geben. Der Abschied fiel
jedoch ziemlich kalt aus, So hätte denn die verhängnißvolle
Bundeserekution gegen Kurhessen ihr Ende erreicht, nachdem sie
gerade neun Monate ( seit dem 1. November 1850 ) angedauert hat.

Düsseldorf, 2. August. Daß Se. Maj. der König
auf der Reise nach den Fürstenthümern Hobenzollern im Laufe
dieses Monats auch die hiesigen Truppen inspiciren werden, soll
der Militär=Behörde bereits angekündigt sein; ob Allerhöchstdiesel-
ben aber die hiesige Stadt berühren werden, ist ungewiß: man
sagt vielmehr, daß nach stattgefundener Jnspicirung der Truppen
auf der Golzheimer Heide die Reise wieder fortgesetzt werde,
also Se. Majestät wahrscheinlich in der Nähe der Heide die
Eisenbahn verlassen resp. wieder besteigen werden.

Koblenz, 1. August. Die zu den Huldigungs=Feierlich-
keiten nach Hohenzollern befehligte 6pfündige Batterie von hier
maschirt morgen dahin ab, zugleich mit einer Compagnie und
der ausgezeichneten Regiments=Musik des 34. Jnfanterie=Regi-
ments, welche letztere heute Mittag per Dampsboot von Köln
hier eintrafen, und mit klingendem Spiele ihren Einzug hielten.
Von Frankfurt a. M. stößt noch eine Compagnie des 29. Jn-
fanterie=Regiments zu diesem Truppen=Commando, welches je-
[Spaltenumbruch] doch auf einem Umwege, so daß das Würtembergische Gebiet
nicht berührt wird nach Hohenzollern marschirt.

Frankfurt, 30. Juli. Die Gothaer Parthei hielt am
27. in Moosheim eine große Versammlung. H. v. Gagern
präsidirte. Es waren 60 Deputirte aus dem Süden anwesend.
Die Gründung eines Partei=Organs, so wie der Anschluß an
die Demokratie ( ? ) ward beschlossen.

Wiesbaden, 30. Juli. Die Altlutheraner breiten sich
immer mehr in unserem Herzogthume aus, und der wahrhaft
komische Bann, wonach der Pfarrer Bruun auf seine Gemeinde
zu Stettin beschränkt ist und nicht einmal seine Glaubensge-
nossen im übrigen Lande besuchen darf, hat bis jetzt nur die
gegentheilige Wirkung, als die beabsichtigte, nämlich noch größere
Verbreitung der Bruun'schen Altlutheraner hervorgerufen.

Wien, 27. Juli. Die Verhandlungen mit Dänemark
scheinen soweit vorgeschritten zu sein, daß schon in der nächsten
Zeit der Rückzug der deutschen Truppen aus Holstein stattfinden
dürfte, was indessen nicht den Rückmarsch nach Oesterreich zur
Folge haben wird, wie wir dieß wiederholt angedeutet haben,
denn im Gegentheil werden die k. k. Truppen auch weiterhin
im Norden verbleiben, wobei besonders die freien Hanse=Städte
mit Garnisonen bedacht werden sollen.

Frankreich.

Paris, 1. August. Der Capitain Boussire des gestern
in Havre eingelaufenen französischen Schiffes Henri berichtet,
daß Kaiser Soulouque die zum Tode Verurtheilten mit Musik
zum Richtplatz führen läßt, daß die Truppen, welche einen
Verurtheilten zu erschießen haben, denselben, wenn auch seine
Verwandten bezahlen, zuerst ihm Arme und Beine und erst
nach langen Martern ganz todschießen.

Jtalien.

Seit Langem war in der Romagna das Gerücht verbreitet,
daß die Räuberbanden, welche das Land brandschatzen, durch
hohe Beamten der päpstlichen Regierung geschützt wurden. Der
Zweifel ist jetzt zur traurigen Wahrheit geworden. Eins der
glücklichsten und beutereichsten Unternehmen des berüchtigten
Bandenchefs el Passatore war die Ueberziehung des Carmeliten-
Klosters in Lugo, wo er eine große Beute machte. Der Pater
Rector, der Alles aufbot, um zu entdecken, wohin die werth-
vollen Gegenstände und das Geld gekommen seien, brachte es
endlich mit Gewißheit heraus, daß Einer der gestohlenen Geld-
säcke von den Räubern einem päpstlichen Commissar gegeben
worden sei, den die öffentliche Stimme schon seit Langem als
einen der geheimnißvollen Begünstiger des Passatore bezeichnete,
der aber wegen seines Verfolgungs=Eifers gegen die Lieberalen
bei dem päpstlichen Hofe in hoher Gunst stand. Der Rector
meldete die Sache nach Rom und Bologna und vor Allem dem
österreichischen Commandanten, der die Anklage ernsthaft nahm.
Es war der clericalischen Partei nicht möglich, die Sache zu
unterdrücken und der Commissar ward als geheimer Mitschul-
diger des Passatore verhaftet. Die Untersuchung hatte eine
lange Reihe von Missethaten dieses Commissars aufgedeckt, be-
sonders in Betreff der sogenannten politischen Complotte, die
von ihm erfunden wurden und wegen welcher eine große An-
zahl von Personen sich seit einem Jahre im Gefängnisse oder
in der Verbannung befindet. Dieser Commissar war der Er-
finder der berüchtigten Mazzinischen Verschwörung, die, sagte
man, alle Hauptreactionäre erdolchen sollte, und wegen wel-
cher 25 junge Leute der besten Familien der Romagna in die
Kerker geworfen wurden. Die Regierungs=Blätter nannten
diese jungen Leute Mazzinische Republikaner, Räuber und Mör-
der. Nachdem sie ein Jahr gelitten haben, sind sie jetzt in
Freiheit gesetzt worden und ihr Ankläger, der päpstliche Com-
missar, befindet sich im Gefängnisse, der Mitschuld der Räube-
reien Passatore's angeklagt. Diese Thatsachen sprechen nur zu laut.



Der Bauer als Arzt.
Ein alter Schwank.

Es war einmal ein Bauer, der sich durch Arbeit und Geiz
ein nicht geringes Vermögen erworben hatte. Sein Boden
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0002"/><cb type="start"/>
statten, das und alles Aehnliche kann mir kein Gesetz mit Er-<lb/>
folg gebieten. Geschieht es dennoch, so ist es ein Zeichen, daß<lb/>
die Sitte im Verwesen begriffen ist.</p><lb/>
        <p>Als Rom dem Untergange entgegen ging, lös'te sich be-<lb/>
kanntlich die Sitte in das Gesetz auf; bei uns hat sich die-<lb/>
selbe Erscheinung wiederholt, nur mit dem Unterschiede, daß<lb/>
wir in der Religion und in unserer geistigen Tiefe eine Quelle<lb/>
besitzen, aus der wir die Verjüngung schöpfen können. Des-<lb/>
halb sind wir auch bereits in der Verjüngung begriffen, und<lb/>
deshalb ist die Sitte in demselben Grade im Erstarken be-<lb/>
griffen, als die alte Gesetzgebung, die wir den Römern ent-<lb/>
lehnten, im Verwesen begriffen ist. Man denke nur an die<lb/>
vielfachen Jnstitute, die seit der Regierung unseres Königs ins<lb/>
Leben gerufen sind, die Anfangs zwar als Katholische verschrieen<lb/>
wurden, aber bereits jetzt als ächte Consequenten des Protestan-<lb/>
tismus anerkannt werden. Es herrscht hier nun zwar noch<lb/>
eine gewisse Ohnmacht; die offizielle Bevormundung der Ver-<lb/>
gangenheit hat uns in etwa unfähig gemacht, festen und sicheren<lb/>
Schrittes einherzuschreiten. Wir treten vielmehr erst auf die<lb/>
Füße, wir versuchen erst zu gehen und man darf sich nicht<lb/>
wundern, wenn wir statt des sicheren männlichen Sinnes viel-<lb/>
fach Verwachsenheit gewähren. Der Hauptsache nach gehen<lb/>
wir doch vorwärts.</p><lb/>
        <p>Wir hoffen Herr <hi rendition="#aq">Y</hi> wird nach diesen wenigen Andeutungen<lb/>
damit einverstanden sein, wenn wir sagen: die Sitte ist der<lb/>
Mörtel der Gesellschaft, und daß dieser Mörtel nur auf dem<lb/>
Wege ächter Religiösität positiv geschaffen werden kann.</p><lb/>
        <p>Sind nun die Jünglingsvereine in ihrem Theile mit dazu<lb/>
berufen, sittliche Bildung zu fördern und zu pflegen, so lasse<lb/>
man ihnen doch auch den Glauben, daß dieses nur auf dem<lb/>
Wege ächter Religiösität Erfolg haben kann. Sie werden als-<lb/>
dann großes für die Gegenwart, und noch größeres für die<lb/>
Zukunft wirken.</p><lb/>
        <p>Schließlich reichen wir dem Herrn <hi rendition="#aq">Y</hi> im Geiste unsere<lb/>
Hand, indem wir annehmen in der Sache selbst einig zu sein,<lb/>
sind unsere Wege auch verschieden gesteckt, nun, das soll, daß<lb/>
darf der Sache um die es sich handelt keinen Eintrag thun.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Deutschland.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Berlin, 2. August. Nach der &#x201E;N. P. Z.&#x201C; sind die<lb/>
Vorarbeiten behufs Zusammentritts der Provinziallandtage be-<lb/>
reits so weit gediehen, daß der Eröffnung der letzteren gegen<lb/>
Ende August oder Anfangs September mit Bestimmtyeit ent-<lb/>
gegen gesehen werden darf. Ungewiß ist noch, ob die Eröff-<lb/>
nung sämmtlicher Landtage an <hi rendition="#g">einem</hi> Tage erfolgen wird.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Kassel, 31. Juli. Die österreichischen Jäger haben uns<lb/>
heute morgen verlassen; sie kehren über Bebra, Hersfeld, Fulda<lb/>
und durch Baiern nach Böhmen zurück, wo sie in Eger ihre<lb/>
künftige Garnison erhalten. Von dem kurhessischen Militär<lb/>
waren von jeder Kompagnie 15 Mann beordert, den Oester-<lb/>
reichern das Geleit zum Bahnhof zu geben. Der Abschied fiel<lb/>
jedoch ziemlich kalt aus, So hätte denn die verhängnißvolle<lb/>
Bundeserekution gegen Kurhessen ihr Ende erreicht, nachdem sie<lb/>
gerade neun Monate ( seit dem 1. November 1850 ) angedauert hat.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Düsseldorf, 2. August. Daß Se. Maj. der König<lb/>
auf der Reise nach den Fürstenthümern Hobenzollern im Laufe<lb/>
dieses Monats auch die hiesigen Truppen inspiciren werden, soll<lb/>
der Militär=Behörde bereits angekündigt sein; ob Allerhöchstdiesel-<lb/>
ben aber die hiesige Stadt berühren werden, ist ungewiß: man<lb/>
sagt vielmehr, daß nach stattgefundener Jnspicirung der Truppen<lb/>
auf der Golzheimer Heide die Reise wieder fortgesetzt werde,<lb/>
also Se. Majestät wahrscheinlich in der Nähe der Heide die<lb/>
Eisenbahn verlassen resp. wieder besteigen werden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Koblenz, 1. August. Die zu den Huldigungs=Feierlich-<lb/>
keiten nach Hohenzollern befehligte 6pfündige Batterie von hier<lb/>
maschirt morgen dahin ab, zugleich mit einer Compagnie und<lb/>
der ausgezeichneten Regiments=Musik des 34. Jnfanterie=Regi-<lb/>
ments, welche letztere heute Mittag per Dampsboot von Köln<lb/>
hier eintrafen, und mit klingendem Spiele ihren Einzug hielten.<lb/>
Von Frankfurt a. M. stößt noch eine Compagnie des 29. Jn-<lb/>
fanterie=Regiments zu diesem Truppen=Commando, welches je-<lb/><cb n="2"/>
doch auf einem Umwege, so daß das Würtembergische Gebiet<lb/>
nicht berührt wird nach Hohenzollern marschirt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Frankfurt, 30. Juli. Die Gothaer Parthei hielt am<lb/>
27. in Moosheim eine große Versammlung. H. v. Gagern<lb/>
präsidirte. Es waren 60 Deputirte aus dem Süden anwesend.<lb/>
Die Gründung eines Partei=Organs, so wie der Anschluß an<lb/>
die Demokratie ( ? ) ward beschlossen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Wiesbaden, 30. Juli. Die Altlutheraner breiten sich<lb/>
immer mehr in unserem Herzogthume aus, und der wahrhaft<lb/>
komische Bann, wonach der Pfarrer Bruun auf seine Gemeinde<lb/>
zu Stettin beschränkt ist und nicht einmal seine Glaubensge-<lb/>
nossen im übrigen Lande besuchen darf, hat bis jetzt nur die<lb/>
gegentheilige Wirkung, als die beabsichtigte, nämlich noch größere<lb/>
Verbreitung der Bruun'schen Altlutheraner hervorgerufen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Wien, 27. Juli. Die Verhandlungen mit Dänemark<lb/>
scheinen soweit vorgeschritten zu sein, daß schon in der nächsten<lb/>
Zeit der Rückzug der deutschen Truppen aus Holstein stattfinden<lb/>
dürfte, was indessen nicht den Rückmarsch nach Oesterreich zur<lb/>
Folge haben wird, wie wir dieß wiederholt angedeutet haben,<lb/>
denn im Gegentheil werden die k. k. Truppen auch weiterhin<lb/>
im Norden verbleiben, wobei besonders die freien Hanse=Städte<lb/>
mit Garnisonen bedacht werden sollen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Frankreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Paris, 1. August. Der Capitain Boussire des gestern<lb/>
in Havre eingelaufenen französischen Schiffes Henri berichtet,<lb/>
daß Kaiser Soulouque die zum Tode Verurtheilten mit Musik<lb/>
zum Richtplatz führen läßt, daß die Truppen, welche einen<lb/>
Verurtheilten zu erschießen haben, denselben, wenn auch seine<lb/>
Verwandten bezahlen, zuerst ihm Arme und Beine und erst<lb/>
nach langen Martern ganz todschießen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Jtalien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Seit Langem war in der Romagna das Gerücht verbreitet,<lb/>
daß die Räuberbanden, welche das Land brandschatzen, durch<lb/>
hohe Beamten der päpstlichen Regierung geschützt wurden. Der<lb/>
Zweifel ist jetzt zur traurigen Wahrheit geworden. Eins der<lb/>
glücklichsten und beutereichsten Unternehmen des berüchtigten<lb/>
Bandenchefs el Passatore war die Ueberziehung des Carmeliten-<lb/>
Klosters in Lugo, wo er eine große Beute machte. Der Pater<lb/>
Rector, der Alles aufbot, um zu entdecken, wohin die werth-<lb/>
vollen Gegenstände und das Geld gekommen seien, brachte es<lb/>
endlich mit Gewißheit heraus, daß Einer der gestohlenen Geld-<lb/>
säcke von den Räubern einem päpstlichen Commissar gegeben<lb/>
worden sei, den die öffentliche Stimme schon seit Langem als<lb/>
einen der geheimnißvollen Begünstiger des Passatore bezeichnete,<lb/>
der aber wegen seines Verfolgungs=Eifers gegen die Lieberalen<lb/>
bei dem päpstlichen Hofe in hoher Gunst stand. Der Rector<lb/>
meldete die Sache nach Rom und Bologna und vor Allem dem<lb/>
österreichischen Commandanten, der die Anklage ernsthaft nahm.<lb/>
Es war der clericalischen Partei nicht möglich, die Sache zu<lb/>
unterdrücken und der Commissar ward als geheimer Mitschul-<lb/>
diger des Passatore verhaftet. Die Untersuchung hatte eine<lb/>
lange Reihe von Missethaten dieses Commissars aufgedeckt, be-<lb/>
sonders in Betreff der sogenannten politischen Complotte, die<lb/>
von ihm erfunden wurden und wegen welcher eine große An-<lb/>
zahl von Personen sich seit einem Jahre im Gefängnisse oder<lb/>
in der Verbannung befindet. Dieser Commissar war der Er-<lb/>
finder der berüchtigten Mazzinischen Verschwörung, die, sagte<lb/>
man, alle Hauptreactionäre erdolchen sollte, und wegen wel-<lb/>
cher 25 junge Leute der besten Familien der Romagna in die<lb/>
Kerker geworfen wurden. Die Regierungs=Blätter nannten<lb/>
diese jungen Leute Mazzinische Republikaner, Räuber und Mör-<lb/>
der. Nachdem sie ein Jahr gelitten haben, sind sie jetzt in<lb/>
Freiheit gesetzt worden und ihr Ankläger, der päpstliche Com-<lb/>
missar, befindet sich im Gefängnisse, der Mitschuld der Räube-<lb/>
reien Passatore's angeklagt. Diese Thatsachen sprechen nur zu laut.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Der Bauer als Arzt.<lb/>
Ein alter Schwank.</head><lb/>
        <p>Es war einmal ein Bauer, der sich durch Arbeit und Geiz<lb/>
ein nicht geringes Vermögen erworben hatte. Sein Boden<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0002] statten, das und alles Aehnliche kann mir kein Gesetz mit Er- folg gebieten. Geschieht es dennoch, so ist es ein Zeichen, daß die Sitte im Verwesen begriffen ist. Als Rom dem Untergange entgegen ging, lös'te sich be- kanntlich die Sitte in das Gesetz auf; bei uns hat sich die- selbe Erscheinung wiederholt, nur mit dem Unterschiede, daß wir in der Religion und in unserer geistigen Tiefe eine Quelle besitzen, aus der wir die Verjüngung schöpfen können. Des- halb sind wir auch bereits in der Verjüngung begriffen, und deshalb ist die Sitte in demselben Grade im Erstarken be- griffen, als die alte Gesetzgebung, die wir den Römern ent- lehnten, im Verwesen begriffen ist. Man denke nur an die vielfachen Jnstitute, die seit der Regierung unseres Königs ins Leben gerufen sind, die Anfangs zwar als Katholische verschrieen wurden, aber bereits jetzt als ächte Consequenten des Protestan- tismus anerkannt werden. Es herrscht hier nun zwar noch eine gewisse Ohnmacht; die offizielle Bevormundung der Ver- gangenheit hat uns in etwa unfähig gemacht, festen und sicheren Schrittes einherzuschreiten. Wir treten vielmehr erst auf die Füße, wir versuchen erst zu gehen und man darf sich nicht wundern, wenn wir statt des sicheren männlichen Sinnes viel- fach Verwachsenheit gewähren. Der Hauptsache nach gehen wir doch vorwärts. Wir hoffen Herr Y wird nach diesen wenigen Andeutungen damit einverstanden sein, wenn wir sagen: die Sitte ist der Mörtel der Gesellschaft, und daß dieser Mörtel nur auf dem Wege ächter Religiösität positiv geschaffen werden kann. Sind nun die Jünglingsvereine in ihrem Theile mit dazu berufen, sittliche Bildung zu fördern und zu pflegen, so lasse man ihnen doch auch den Glauben, daß dieses nur auf dem Wege ächter Religiösität Erfolg haben kann. Sie werden als- dann großes für die Gegenwart, und noch größeres für die Zukunft wirken. Schließlich reichen wir dem Herrn Y im Geiste unsere Hand, indem wir annehmen in der Sache selbst einig zu sein, sind unsere Wege auch verschieden gesteckt, nun, das soll, daß darf der Sache um die es sich handelt keinen Eintrag thun. Deutschland. Berlin, 2. August. Nach der „N. P. Z.“ sind die Vorarbeiten behufs Zusammentritts der Provinziallandtage be- reits so weit gediehen, daß der Eröffnung der letzteren gegen Ende August oder Anfangs September mit Bestimmtyeit ent- gegen gesehen werden darf. Ungewiß ist noch, ob die Eröff- nung sämmtlicher Landtage an einem Tage erfolgen wird. Kassel, 31. Juli. Die österreichischen Jäger haben uns heute morgen verlassen; sie kehren über Bebra, Hersfeld, Fulda und durch Baiern nach Böhmen zurück, wo sie in Eger ihre künftige Garnison erhalten. Von dem kurhessischen Militär waren von jeder Kompagnie 15 Mann beordert, den Oester- reichern das Geleit zum Bahnhof zu geben. Der Abschied fiel jedoch ziemlich kalt aus, So hätte denn die verhängnißvolle Bundeserekution gegen Kurhessen ihr Ende erreicht, nachdem sie gerade neun Monate ( seit dem 1. November 1850 ) angedauert hat. Düsseldorf, 2. August. Daß Se. Maj. der König auf der Reise nach den Fürstenthümern Hobenzollern im Laufe dieses Monats auch die hiesigen Truppen inspiciren werden, soll der Militär=Behörde bereits angekündigt sein; ob Allerhöchstdiesel- ben aber die hiesige Stadt berühren werden, ist ungewiß: man sagt vielmehr, daß nach stattgefundener Jnspicirung der Truppen auf der Golzheimer Heide die Reise wieder fortgesetzt werde, also Se. Majestät wahrscheinlich in der Nähe der Heide die Eisenbahn verlassen resp. wieder besteigen werden. Koblenz, 1. August. Die zu den Huldigungs=Feierlich- keiten nach Hohenzollern befehligte 6pfündige Batterie von hier maschirt morgen dahin ab, zugleich mit einer Compagnie und der ausgezeichneten Regiments=Musik des 34. Jnfanterie=Regi- ments, welche letztere heute Mittag per Dampsboot von Köln hier eintrafen, und mit klingendem Spiele ihren Einzug hielten. Von Frankfurt a. M. stößt noch eine Compagnie des 29. Jn- fanterie=Regiments zu diesem Truppen=Commando, welches je- doch auf einem Umwege, so daß das Würtembergische Gebiet nicht berührt wird nach Hohenzollern marschirt. Frankfurt, 30. Juli. Die Gothaer Parthei hielt am 27. in Moosheim eine große Versammlung. H. v. Gagern präsidirte. Es waren 60 Deputirte aus dem Süden anwesend. Die Gründung eines Partei=Organs, so wie der Anschluß an die Demokratie ( ? ) ward beschlossen. Wiesbaden, 30. Juli. Die Altlutheraner breiten sich immer mehr in unserem Herzogthume aus, und der wahrhaft komische Bann, wonach der Pfarrer Bruun auf seine Gemeinde zu Stettin beschränkt ist und nicht einmal seine Glaubensge- nossen im übrigen Lande besuchen darf, hat bis jetzt nur die gegentheilige Wirkung, als die beabsichtigte, nämlich noch größere Verbreitung der Bruun'schen Altlutheraner hervorgerufen. Wien, 27. Juli. Die Verhandlungen mit Dänemark scheinen soweit vorgeschritten zu sein, daß schon in der nächsten Zeit der Rückzug der deutschen Truppen aus Holstein stattfinden dürfte, was indessen nicht den Rückmarsch nach Oesterreich zur Folge haben wird, wie wir dieß wiederholt angedeutet haben, denn im Gegentheil werden die k. k. Truppen auch weiterhin im Norden verbleiben, wobei besonders die freien Hanse=Städte mit Garnisonen bedacht werden sollen. Frankreich. Paris, 1. August. Der Capitain Boussire des gestern in Havre eingelaufenen französischen Schiffes Henri berichtet, daß Kaiser Soulouque die zum Tode Verurtheilten mit Musik zum Richtplatz führen läßt, daß die Truppen, welche einen Verurtheilten zu erschießen haben, denselben, wenn auch seine Verwandten bezahlen, zuerst ihm Arme und Beine und erst nach langen Martern ganz todschießen. Jtalien. Seit Langem war in der Romagna das Gerücht verbreitet, daß die Räuberbanden, welche das Land brandschatzen, durch hohe Beamten der päpstlichen Regierung geschützt wurden. Der Zweifel ist jetzt zur traurigen Wahrheit geworden. Eins der glücklichsten und beutereichsten Unternehmen des berüchtigten Bandenchefs el Passatore war die Ueberziehung des Carmeliten- Klosters in Lugo, wo er eine große Beute machte. Der Pater Rector, der Alles aufbot, um zu entdecken, wohin die werth- vollen Gegenstände und das Geld gekommen seien, brachte es endlich mit Gewißheit heraus, daß Einer der gestohlenen Geld- säcke von den Räubern einem päpstlichen Commissar gegeben worden sei, den die öffentliche Stimme schon seit Langem als einen der geheimnißvollen Begünstiger des Passatore bezeichnete, der aber wegen seines Verfolgungs=Eifers gegen die Lieberalen bei dem päpstlichen Hofe in hoher Gunst stand. Der Rector meldete die Sache nach Rom und Bologna und vor Allem dem österreichischen Commandanten, der die Anklage ernsthaft nahm. Es war der clericalischen Partei nicht möglich, die Sache zu unterdrücken und der Commissar ward als geheimer Mitschul- diger des Passatore verhaftet. Die Untersuchung hatte eine lange Reihe von Missethaten dieses Commissars aufgedeckt, be- sonders in Betreff der sogenannten politischen Complotte, die von ihm erfunden wurden und wegen welcher eine große An- zahl von Personen sich seit einem Jahre im Gefängnisse oder in der Verbannung befindet. Dieser Commissar war der Er- finder der berüchtigten Mazzinischen Verschwörung, die, sagte man, alle Hauptreactionäre erdolchen sollte, und wegen wel- cher 25 junge Leute der besten Familien der Romagna in die Kerker geworfen wurden. Die Regierungs=Blätter nannten diese jungen Leute Mazzinische Republikaner, Räuber und Mör- der. Nachdem sie ein Jahr gelitten haben, sind sie jetzt in Freiheit gesetzt worden und ihr Ankläger, der päpstliche Com- missar, befindet sich im Gefängnisse, der Mitschuld der Räube- reien Passatore's angeklagt. Diese Thatsachen sprechen nur zu laut. Der Bauer als Arzt. Ein alter Schwank. Es war einmal ein Bauer, der sich durch Arbeit und Geiz ein nicht geringes Vermögen erworben hatte. Sein Boden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz, Benjamin Fiechter: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische063_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische063_1851/2
Zitationshilfe: Märkische Blätter. Jahrgang 3, Nr. 63. Hattingen, 6. August 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische063_1851/2>, abgerufen am 10.10.2024.