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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 10. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] den Handel vorstellt, wie sie von Joseph II. Be-
förderung und Aufmunterung erhalten, und worauf
die Hauptfiguren eine Höhe von 4 F. 8 Z. haben.
Die Höhe des ganzen Monuments beträgt 5 K. 3 F.
8 Z. An den 4 Ecken stehen 4 Pilaster ( viereckiger
verzierter Pfeiler oder Träger ) in Form von korin-
thischen Säulen, und an diesen Pilastern sind 16 kleinere
metallene Basreliefs in der Form von Medaillons
( Rundbild ) angebracht, welche auf die denkwürdigsten
Ereignisse unter der Regierung Joseph II. geschla-
gen wurden. Nämlich: 1 ) Josephs Geburt ( Her-
kules
in der Wiege wie er die Schlangen zerdrückt
mit der Jnschrift: Natus 1741 13. Martii. ) -- 2 )
Des Kaisers erste Vermählung ( 1760 ) . -- 3 ) und 4 )
Krönungsmünzen ( 1764 ) . -- 5 ) Die von Joseph
gestiftete Ehrenmedaille. -- 6 ) Josephs Reise nach
Jtalien. -- 7 ) Josephs und Leopolds Ankunft in
Rom ( beide 1769 ) . -- 8 ) und 9 ) Josephs erste
Reise nach Siebenbürgen ( 1773 ) . -- 10 ) Organisi-
rung von Galizien ( 1782 ) . -- 11 ) Gründung der
Universität von Lemberg -- 12 ) Errichtung des Ar-
men = Jnstitutes ( beide 1784 ) . -- 13 ) Einführung
der Glaubensduldung. -- 14 ) Errichtung der Jose-
phinisch = chirurgischen Militär = Akademie ( 1785 ) . --
15 ) Vereinigung der Akademie der bildenden Künste
( 1786 ) . -- 16 ) Die Gründung des Taubstummen-
Jnstituts.



Was versteht der Blinde von der Farbe?

Daß die Blinden -- welche von der Natur für
den Mangel eines Sinnes gewöhnlich einigermaßen
durch die Schärfe der übrigen entschädigt werden --
die Fähigkeit besitzen, durch das Gefühl die Farben
zu unterscheiden, ist oft behauptet und bestritten wor-
den. Neuerdings erklärt ein in Nordamerika erschei-
nendes englisches Blatt diese Ansicht für falsch, oder
wenigstens sehr gewagt, fügt jedoch noch bei: "Wir
wissen, daß in England ein junges, blindes Mädchen
lebte, welches den Ruf hatte, die Farben unterschei-
den zu können. Wir wollten uns von dieser That-
sache überzeugen, und Folgendes war das Resultat
unserer Forschungen: Dieses junge Mädchen erkannte die
Farben gewisser Stücke Tuch, indem sie dieselben an
die Lippen hielt. Man hatte sie ohne Zweifel gelehrt,
daß einige Farben die Wärme schneller einsaugen als
andere, so daß sie durch die stärkere oder geringere
Wärme geleitet wurde, welche das Tuch ihren Lip-
pen mittheilte." Dieß ist das außerordentlichste Bei-
spiel von Feinheit des Gefühls, welches zu unserer
Kenntniß gekommen ist.     E.



Stammtafel europäischer Obstbäume.

Wenn unsere Gärten, Obstmärkte und Nachtische
mit dem schönsten würzhaften Obste in reichen Fülle
prangen, so gedenkt der behagliche Genießer wohl
kaum der Zeit, wo unsere Urväter nur Eicheln und
saure Holzäpfel als Baumfrüchte gekannt haben.
Mehrere Jahrhunderte gingen über Europa hin, ehe
die Kultur des Bodens sich über das Erzeugniß der
unentbehrlichsten Bedürfnisse erhob. Brod zur Würze
des Fleisches, Wein zur Stärkung und Erheiterung
des Menschen waren wohl die ersten Fruchtgattungen,
die der kräftige Boden seinem Bebauer dargeboten
hat. Als man aber auf den siegreichen Kriegszügen
nach Palästina und Jtalien die Fülle der Baum-
früchte und andern Pflanzenreichthum sah, so wurde
[Spaltenumbruch] das Bestreben rege, diese, in so weit es die Verhält-
nisse des Himmelsstriches erlaubten, in die heimath-
lichen Gefilde zu verpflanzen. Gleichwie die Grie-
chen und Römer aus Asien und Afrika ihre saftreichen
Früchte in vaterländischen Boden übertrugen, so sorg-
ten ebenfalls unsere Vorfahren, daß auch ihre Gärten
eine Pflanzstätte und Herberge für die oft aus weiter
Ferne eingewanderten Fremdlinge wurden. Mit Liebe
und Sorgfalt hatte man sie zuerst an den Höfen der
Könige und Fürsten aufgenommen, und sie gediehen
immer besser, schöner und herrlicher unter treuer,
behutsamer Pflege, bis endlich die seltenen Fremd-
linge sich in europäischem und vaterländischem Boden
eingebürgert, und auf solch' eine Art vermehrt haben,
daß sie auch die Gärten des Bürgers und des Land-
manns nicht verschmähten. -- Auf diese Weise geschah
es, daß nicht allein unser Vaterland zu solch' einem
Reichthum von den edelsten Früchten gelangte, sondern
daß ganz Europa mit allem Rechte ein Garten aller
Welttheile
genannt werden kann.

Eine kleine Uebersicht der Abstammung der edel-
sten Früchte wird uns lehren, daß die jetzt einhei-
mischen einst Fremdlinge waren, die erst im Zeiten-
laufe auf weiten Zügen einwanderten, sich erhielten
und vermehrten.

Jn der Chronologie der Bäume nimmt der Oehl-
baum den ersten Rang ein. Die Griechen und Römer
waren für seine Kultur thätig bemüht. Schon zu
Plinius Zeiten zählte man zwölferlei Arten von
späten und frühzeitigen Oliven, man suchte sich die
schönsten griechischen und asiatischen Oehlbäume aus,
und der Handel mit verschiedenen Gattungen des
Olivenöhls blühte schon zu jener Zeit. Die Alten
salbten sich bei ihren Bädern damit, und die Athleten
bemühten sich, die Erschöpfung der angestrengten
Kräfte durch die eingeriebenen Oehle in ihren Käm-
pfen zu verhüten, und sich ebenfalls gegen die wech-
selseitigen Angriffe beim Ringen zu schützen.

Der Nußbaum, den verschiedene nördlichere
Völkerschaften statt des Oehlbaums gebrauchten, kam
aus Persien, zur Zeit der römischen Könige, nach Rom.

Die Haselnüsse kamen aus dem Pontus nach
Griechenland und Jtalien.

Von Birnbäumen kannte Plinius bereits 35 Arten.

An Aepfelbäumen kannten die Römer 29
Arten, die sie theils aus Afrika und Griechenland,
theils aus Syrien und Egypten kommen ließen.

Von Pflaumenbäumen zählte man zu Nero's
Zeiten in Rom dreißigerlei.

Auch die Kreuzzüge verschafften uns manche
Obstarten, welche die Pilger aus den Morgenländern
mitbrachten.

Die Pfirsiche mit ihrem weinartigen, aromati-
schen feinen Safte deuten schon dem Namen nach ihr
Vaterland Persien an.

Die Quitten kamen aus Kreta nach Griechen-
land, und von da nach Jtalien.

Kirschbäume brachte der siegende Lucullus
nach Rom und England hohlte sie 120 Jahre später
dort ab.

Der Feigenbaum kam aus Asien und Afrika.

Der Pomeranzen= und Citronenbaum wuchs nur
in Medien und Persien, und die Poeten leiten den
Ursprung dieser Goldäpfel aus den Gärten der He-
speriden in Afrika ab.

Der Granaten = Apfel ist ein afrikanisches Ge-
wächs, welches man vorzüglich in den Gärten von
Karthago pflegte.     Sch.



[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] den Handel vorstellt, wie sie von Joseph II. Be-
förderung und Aufmunterung erhalten, und worauf
die Hauptfiguren eine Höhe von 4 F. 8 Z. haben.
Die Höhe des ganzen Monuments beträgt 5 K. 3 F.
8 Z. An den 4 Ecken stehen 4 Pilaster ( viereckiger
verzierter Pfeiler oder Träger ) in Form von korin-
thischen Säulen, und an diesen Pilastern sind 16 kleinere
metallene Basreliefs in der Form von Medaillons
( Rundbild ) angebracht, welche auf die denkwürdigsten
Ereignisse unter der Regierung Joseph II. geschla-
gen wurden. Nämlich: 1 ) Josephs Geburt ( Her-
kules
in der Wiege wie er die Schlangen zerdrückt
mit der Jnschrift: Natus 1741 13. Martii. ) — 2 )
Des Kaisers erste Vermählung ( 1760 ) . — 3 ) und 4 )
Krönungsmünzen ( 1764 ) . — 5 ) Die von Joseph
gestiftete Ehrenmedaille. — 6 ) Josephs Reise nach
Jtalien. — 7 ) Josephs und Leopolds Ankunft in
Rom ( beide 1769 ) . — 8 ) und 9 ) Josephs erste
Reise nach Siebenbürgen ( 1773 ) . — 10 ) Organisi-
rung von Galizien ( 1782 ) . — 11 ) Gründung der
Universität von Lemberg — 12 ) Errichtung des Ar-
men = Jnstitutes ( beide 1784 ) . — 13 ) Einführung
der Glaubensduldung. — 14 ) Errichtung der Jose-
phinisch = chirurgischen Militär = Akademie ( 1785 ) . —
15 ) Vereinigung der Akademie der bildenden Künste
( 1786 ) . — 16 ) Die Gründung des Taubstummen-
Jnstituts.



Was versteht der Blinde von der Farbe?

Daß die Blinden — welche von der Natur für
den Mangel eines Sinnes gewöhnlich einigermaßen
durch die Schärfe der übrigen entschädigt werden —
die Fähigkeit besitzen, durch das Gefühl die Farben
zu unterscheiden, ist oft behauptet und bestritten wor-
den. Neuerdings erklärt ein in Nordamerika erschei-
nendes englisches Blatt diese Ansicht für falsch, oder
wenigstens sehr gewagt, fügt jedoch noch bei: „Wir
wissen, daß in England ein junges, blindes Mädchen
lebte, welches den Ruf hatte, die Farben unterschei-
den zu können. Wir wollten uns von dieser That-
sache überzeugen, und Folgendes war das Resultat
unserer Forschungen: Dieses junge Mädchen erkannte die
Farben gewisser Stücke Tuch, indem sie dieselben an
die Lippen hielt. Man hatte sie ohne Zweifel gelehrt,
daß einige Farben die Wärme schneller einsaugen als
andere, so daß sie durch die stärkere oder geringere
Wärme geleitet wurde, welche das Tuch ihren Lip-
pen mittheilte.“ Dieß ist das außerordentlichste Bei-
spiel von Feinheit des Gefühls, welches zu unserer
Kenntniß gekommen ist.     E.



Stammtafel europäischer Obstbäume.

Wenn unsere Gärten, Obstmärkte und Nachtische
mit dem schönsten würzhaften Obste in reichen Fülle
prangen, so gedenkt der behagliche Genießer wohl
kaum der Zeit, wo unsere Urväter nur Eicheln und
saure Holzäpfel als Baumfrüchte gekannt haben.
Mehrere Jahrhunderte gingen über Europa hin, ehe
die Kultur des Bodens sich über das Erzeugniß der
unentbehrlichsten Bedürfnisse erhob. Brod zur Würze
des Fleisches, Wein zur Stärkung und Erheiterung
des Menschen waren wohl die ersten Fruchtgattungen,
die der kräftige Boden seinem Bebauer dargeboten
hat. Als man aber auf den siegreichen Kriegszügen
nach Palästina und Jtalien die Fülle der Baum-
früchte und andern Pflanzenreichthum sah, so wurde
[Spaltenumbruch] das Bestreben rege, diese, in so weit es die Verhält-
nisse des Himmelsstriches erlaubten, in die heimath-
lichen Gefilde zu verpflanzen. Gleichwie die Grie-
chen und Römer aus Asien und Afrika ihre saftreichen
Früchte in vaterländischen Boden übertrugen, so sorg-
ten ebenfalls unsere Vorfahren, daß auch ihre Gärten
eine Pflanzstätte und Herberge für die oft aus weiter
Ferne eingewanderten Fremdlinge wurden. Mit Liebe
und Sorgfalt hatte man sie zuerst an den Höfen der
Könige und Fürsten aufgenommen, und sie gediehen
immer besser, schöner und herrlicher unter treuer,
behutsamer Pflege, bis endlich die seltenen Fremd-
linge sich in europäischem und vaterländischem Boden
eingebürgert, und auf solch' eine Art vermehrt haben,
daß sie auch die Gärten des Bürgers und des Land-
manns nicht verschmähten. — Auf diese Weise geschah
es, daß nicht allein unser Vaterland zu solch' einem
Reichthum von den edelsten Früchten gelangte, sondern
daß ganz Europa mit allem Rechte ein Garten aller
Welttheile
genannt werden kann.

Eine kleine Uebersicht der Abstammung der edel-
sten Früchte wird uns lehren, daß die jetzt einhei-
mischen einst Fremdlinge waren, die erst im Zeiten-
laufe auf weiten Zügen einwanderten, sich erhielten
und vermehrten.

Jn der Chronologie der Bäume nimmt der Oehl-
baum den ersten Rang ein. Die Griechen und Römer
waren für seine Kultur thätig bemüht. Schon zu
Plinius Zeiten zählte man zwölferlei Arten von
späten und frühzeitigen Oliven, man suchte sich die
schönsten griechischen und asiatischen Oehlbäume aus,
und der Handel mit verschiedenen Gattungen des
Olivenöhls blühte schon zu jener Zeit. Die Alten
salbten sich bei ihren Bädern damit, und die Athleten
bemühten sich, die Erschöpfung der angestrengten
Kräfte durch die eingeriebenen Oehle in ihren Käm-
pfen zu verhüten, und sich ebenfalls gegen die wech-
selseitigen Angriffe beim Ringen zu schützen.

Der Nußbaum, den verschiedene nördlichere
Völkerschaften statt des Oehlbaums gebrauchten, kam
aus Persien, zur Zeit der römischen Könige, nach Rom.

Die Haselnüsse kamen aus dem Pontus nach
Griechenland und Jtalien.

Von Birnbäumen kannte Plinius bereits 35 Arten.

An Aepfelbäumen kannten die Römer 29
Arten, die sie theils aus Afrika und Griechenland,
theils aus Syrien und Egypten kommen ließen.

Von Pflaumenbäumen zählte man zu Nero's
Zeiten in Rom dreißigerlei.

Auch die Kreuzzüge verschafften uns manche
Obstarten, welche die Pilger aus den Morgenländern
mitbrachten.

Die Pfirsiche mit ihrem weinartigen, aromati-
schen feinen Safte deuten schon dem Namen nach ihr
Vaterland Persien an.

Die Quitten kamen aus Kreta nach Griechen-
land, und von da nach Jtalien.

Kirschbäume brachte der siegende Lucullus
nach Rom und England hohlte sie 120 Jahre später
dort ab.

Der Feigenbaum kam aus Asien und Afrika.

Der Pomeranzen= und Citronenbaum wuchs nur
in Medien und Persien, und die Poeten leiten den
Ursprung dieser Goldäpfel aus den Gärten der He-
speriden in Afrika ab.

Der Granaten = Apfel ist ein afrikanisches Ge-
wächs, welches man vorzüglich in den Gärten von
Karthago pflegte.     Sch.



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Wenn unsere Gärten, Obstmärkte und Nachtische mit dem schönsten würzhaften Obste in reichen Fülle prangen, so gedenkt der behagliche Genießer wohl kaum der Zeit, wo unsere Urväter nur Eicheln und saure Holzäpfel als Baumfrüchte gekannt haben. Mehrere Jahrhunderte gingen über Europa hin, ehe die Kultur des Bodens sich über das Erzeugniß der unentbehrlichsten Bedürfnisse erhob. Brod zur Würze des Fleisches, Wein zur Stärkung und Erheiterung des Menschen waren wohl die ersten Fruchtgattungen, die der kräftige Boden seinem Bebauer dargeboten hat. Als man aber auf den siegreichen Kriegszügen nach Palästina und Jtalien die Fülle der Baum- früchte und andern Pflanzenreichthum sah, so wurde das Bestreben rege, diese, in so weit es die Verhält- nisse des Himmelsstriches erlaubten, in die heimath- lichen Gefilde zu verpflanzen. Gleichwie die Grie- chen und Römer aus Asien und Afrika ihre saftreichen Früchte in vaterländischen Boden übertrugen, so sorg- ten ebenfalls unsere Vorfahren, daß auch ihre Gärten eine Pflanzstätte und Herberge für die oft aus weiter Ferne eingewanderten Fremdlinge wurden. Mit Liebe und Sorgfalt hatte man sie zuerst an den Höfen der Könige und Fürsten aufgenommen, und sie gediehen immer besser, schöner und herrlicher unter treuer, behutsamer Pflege, bis endlich die seltenen Fremd- linge sich in europäischem und vaterländischem Boden eingebürgert, und auf solch' eine Art vermehrt haben, daß sie auch die Gärten des Bürgers und des Land- manns nicht verschmähten. — Auf diese Weise geschah es, daß nicht allein unser Vaterland zu solch' einem Reichthum von den edelsten Früchten gelangte, sondern daß ganz Europa mit allem Rechte ein Garten aller Welttheile genannt werden kann. Eine kleine Uebersicht der Abstammung der edel- sten Früchte wird uns lehren, daß die jetzt einhei- mischen einst Fremdlinge waren, die erst im Zeiten- laufe auf weiten Zügen einwanderten, sich erhielten und vermehrten. Jn der Chronologie der Bäume nimmt der Oehl- baum den ersten Rang ein. Die Griechen und Römer waren für seine Kultur thätig bemüht. Schon zu Plinius Zeiten zählte man zwölferlei Arten von späten und frühzeitigen Oliven, man suchte sich die schönsten griechischen und asiatischen Oehlbäume aus, und der Handel mit verschiedenen Gattungen des Olivenöhls blühte schon zu jener Zeit. Die Alten salbten sich bei ihren Bädern damit, und die Athleten bemühten sich, die Erschöpfung der angestrengten Kräfte durch die eingeriebenen Oehle in ihren Käm- pfen zu verhüten, und sich ebenfalls gegen die wech- selseitigen Angriffe beim Ringen zu schützen. Der Nußbaum, den verschiedene nördlichere Völkerschaften statt des Oehlbaums gebrauchten, kam aus Persien, zur Zeit der römischen Könige, nach Rom. Die Haselnüsse kamen aus dem Pontus nach Griechenland und Jtalien. Von Birnbäumen kannte Plinius bereits 35 Arten. An Aepfelbäumen kannten die Römer 29 Arten, die sie theils aus Afrika und Griechenland, theils aus Syrien und Egypten kommen ließen. Von Pflaumenbäumen zählte man zu Nero's Zeiten in Rom dreißigerlei. Auch die Kreuzzüge verschafften uns manche Obstarten, welche die Pilger aus den Morgenländern mitbrachten. Die Pfirsiche mit ihrem weinartigen, aromati- schen feinen Safte deuten schon dem Namen nach ihr Vaterland Persien an. Die Quitten kamen aus Kreta nach Griechen- land, und von da nach Jtalien. Kirschbäume brachte der siegende Lucullus nach Rom und England hohlte sie 120 Jahre später dort ab. Der Feigenbaum kam aus Asien und Afrika. Der Pomeranzen= und Citronenbaum wuchs nur in Medien und Persien, und die Poeten leiten den Ursprung dieser Goldäpfel aus den Gärten der He- speriden in Afrika ab. Der Granaten = Apfel ist ein afrikanisches Ge- wächs, welches man vorzüglich in den Gärten von Karthago pflegte. Sch.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 10. Prag, 1834, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama10_1834/6>, abgerufen am 15.06.2024.