Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

welche Zeitalter von einander getrennt er¬
scheinen, und eine Welt der andern als
feindselig begegnet. Durch dieses Mährchen
wollte sich der Dichter hauptsächlich den
Übergang zum zweiten Theile machen, in
welchem die Geschichte unaufhörlich aus dem
Gewöhnlichsten in das Wundervollste über¬
schweift, und sich beides gegenseitig erklärt
und ergänzt; der Geist, welcher den Prolog
in Versen hält, sollte nach jedem Kapitel
wiederkehren, und diese Stimmung, diese
wunderbare Ansicht der Dinge fortsetzen.
Durch dieses Mittel blieb die unsichtbare
Welt mit dieser sichtbaren in ewiger Ver¬
knüpfung. Dieser sprechende Geist ist die
Poesie selber, aber zugleich der siderische
Mensch, der mit der Umarmung Heinrichs
und Mathildens gebohren ist. In folgendem
Gedichte, welches seine Stelle im Ofterdin¬
gen finden sollte, hat der Verfasser auf die

welche Zeitalter von einander getrennt er¬
ſcheinen, und eine Welt der andern als
feindſelig begegnet. Durch dieſes Mährchen
wollte ſich der Dichter hauptſächlich den
Übergang zum zweiten Theile machen, in
welchem die Geſchichte unaufhörlich aus dem
Gewöhnlichſten in das Wundervollſte über¬
ſchweift, und ſich beides gegenſeitig erklärt
und ergänzt; der Geiſt, welcher den Prolog
in Verſen hält, ſollte nach jedem Kapitel
wiederkehren, und dieſe Stimmung, dieſe
wunderbare Anſicht der Dinge fortſetzen.
Durch dieſes Mittel blieb die unſichtbare
Welt mit dieſer ſichtbaren in ewiger Ver¬
knüpfung. Dieſer ſprechende Geiſt iſt die
Poeſie ſelber, aber zugleich der ſideriſche
Menſch, der mit der Umarmung Heinrichs
und Mathildens gebohren iſt. In folgendem
Gedichte, welches ſeine Stelle im Ofterdin¬
gen finden ſollte, hat der Verfaſſer auf die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0399" n="53"/>
welche Zeitalter von einander getrennt er¬<lb/>
&#x017F;cheinen, und eine Welt der andern als<lb/>
feind&#x017F;elig begegnet. Durch die&#x017F;es Mährchen<lb/>
wollte &#x017F;ich der Dichter haupt&#x017F;ächlich den<lb/>
Übergang zum zweiten Theile machen, in<lb/>
welchem die Ge&#x017F;chichte unaufhörlich aus dem<lb/>
Gewöhnlich&#x017F;ten in das Wundervoll&#x017F;te über¬<lb/>
&#x017F;chweift, und &#x017F;ich beides gegen&#x017F;eitig erklärt<lb/>
und ergänzt; der Gei&#x017F;t, welcher den Prolog<lb/>
in Ver&#x017F;en hält, &#x017F;ollte nach jedem Kapitel<lb/>
wiederkehren, und die&#x017F;e Stimmung, die&#x017F;e<lb/>
wunderbare An&#x017F;icht der Dinge fort&#x017F;etzen.<lb/>
Durch die&#x017F;es Mittel blieb die un&#x017F;ichtbare<lb/>
Welt mit die&#x017F;er &#x017F;ichtbaren in ewiger Ver¬<lb/>
knüpfung. Die&#x017F;er &#x017F;prechende Gei&#x017F;t i&#x017F;t die<lb/>
Poe&#x017F;ie &#x017F;elber, aber zugleich der &#x017F;ideri&#x017F;che<lb/>
Men&#x017F;ch, der mit der Umarmung Heinrichs<lb/>
und Mathildens gebohren i&#x017F;t. In folgendem<lb/>
Gedichte, welches &#x017F;eine Stelle im Ofterdin¬<lb/>
gen finden &#x017F;ollte, hat der Verfa&#x017F;&#x017F;er auf die<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0399] welche Zeitalter von einander getrennt er¬ ſcheinen, und eine Welt der andern als feindſelig begegnet. Durch dieſes Mährchen wollte ſich der Dichter hauptſächlich den Übergang zum zweiten Theile machen, in welchem die Geſchichte unaufhörlich aus dem Gewöhnlichſten in das Wundervollſte über¬ ſchweift, und ſich beides gegenſeitig erklärt und ergänzt; der Geiſt, welcher den Prolog in Verſen hält, ſollte nach jedem Kapitel wiederkehren, und dieſe Stimmung, dieſe wunderbare Anſicht der Dinge fortſetzen. Durch dieſes Mittel blieb die unſichtbare Welt mit dieſer ſichtbaren in ewiger Ver¬ knüpfung. Dieſer ſprechende Geiſt iſt die Poeſie ſelber, aber zugleich der ſideriſche Menſch, der mit der Umarmung Heinrichs und Mathildens gebohren iſt. In folgendem Gedichte, welches ſeine Stelle im Ofterdin¬ gen finden ſollte, hat der Verfaſſer auf die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/399
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/399>, abgerufen am 07.05.2024.