Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

welchen Zweig menschlicher Kenntnisse ihr
wollt: so wird es euch nicht an den besten
Lehrern und Rathgebern fehlen. Nach einer
Weile sagte Heinrich, dem bey dieser Rede
sein Freund der Hofkaplan in den Sinn ge¬
kommen war: Wenn ich bey meiner Unkun¬
de von der Beschaffenheit der Welt Euch
auch eben nicht abfällig seyn kann, in dem
was ihr von der Unfähigkeit der Geistlichen
zu Führung und Beurtheilung weltlicher An¬
gelegenheiten behauptet: so ist mirs doch
wohl erlaubt, euch an unsern trefflichen Hof¬
kaplan zu erinnern, der gewiß ein Muster
eines weisen Mannes ist, und dessen Lehren
und Rathschläge mir unvergessen seyn wer¬
den.

Wir ehren, erwiederten die Kaufleute,
diesen trefflichen Mann von ganzem Herzen;
aber dennoch können wir nur in sofern eurer
Meinung Beyfall geben, daß er ein weiser

welchen Zweig menſchlicher Kenntniſſe ihr
wollt: ſo wird es euch nicht an den beſten
Lehrern und Rathgebern fehlen. Nach einer
Weile ſagte Heinrich, dem bey dieſer Rede
ſein Freund der Hofkaplan in den Sinn ge¬
kommen war: Wenn ich bey meiner Unkun¬
de von der Beſchaffenheit der Welt Euch
auch eben nicht abfällig ſeyn kann, in dem
was ihr von der Unfähigkeit der Geiſtlichen
zu Führung und Beurtheilung weltlicher An¬
gelegenheiten behauptet: ſo iſt mirs doch
wohl erlaubt, euch an unſern trefflichen Hof¬
kaplan zu erinnern, der gewiß ein Muſter
eines weiſen Mannes iſt, und deſſen Lehren
und Rathſchläge mir unvergeſſen ſeyn wer¬
den.

Wir ehren, erwiederten die Kaufleute,
dieſen trefflichen Mann von ganzem Herzen;
aber dennoch können wir nur in ſofern eurer
Meinung Beyfall geben, daß er ein weiſer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0051" n="43"/>
welchen Zweig men&#x017F;chlicher Kenntni&#x017F;&#x017F;e ihr<lb/>
wollt: &#x017F;o wird es euch nicht an den be&#x017F;ten<lb/>
Lehrern und Rathgebern fehlen. Nach einer<lb/>
Weile &#x017F;agte Heinrich, dem bey die&#x017F;er Rede<lb/>
&#x017F;ein Freund der Hofkaplan in den Sinn ge¬<lb/>
kommen war: Wenn ich bey meiner Unkun¬<lb/>
de von der Be&#x017F;chaffenheit der Welt Euch<lb/>
auch eben nicht abfällig &#x017F;eyn kann, in dem<lb/>
was ihr von der Unfähigkeit der Gei&#x017F;tlichen<lb/>
zu Führung und Beurtheilung weltlicher An¬<lb/>
gelegenheiten behauptet: &#x017F;o i&#x017F;t mirs doch<lb/>
wohl erlaubt, euch an un&#x017F;ern trefflichen Hof¬<lb/>
kaplan zu erinnern, der gewiß ein Mu&#x017F;ter<lb/>
eines wei&#x017F;en Mannes i&#x017F;t, und de&#x017F;&#x017F;en Lehren<lb/>
und Rath&#x017F;chläge mir unverge&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn wer¬<lb/>
den.</p><lb/>
            <p>Wir ehren, erwiederten die Kaufleute,<lb/>
die&#x017F;en trefflichen Mann von ganzem Herzen;<lb/>
aber dennoch können wir nur in &#x017F;ofern eurer<lb/>
Meinung Beyfall geben, daß er ein wei&#x017F;er<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0051] welchen Zweig menſchlicher Kenntniſſe ihr wollt: ſo wird es euch nicht an den beſten Lehrern und Rathgebern fehlen. Nach einer Weile ſagte Heinrich, dem bey dieſer Rede ſein Freund der Hofkaplan in den Sinn ge¬ kommen war: Wenn ich bey meiner Unkun¬ de von der Beſchaffenheit der Welt Euch auch eben nicht abfällig ſeyn kann, in dem was ihr von der Unfähigkeit der Geiſtlichen zu Führung und Beurtheilung weltlicher An¬ gelegenheiten behauptet: ſo iſt mirs doch wohl erlaubt, euch an unſern trefflichen Hof¬ kaplan zu erinnern, der gewiß ein Muſter eines weiſen Mannes iſt, und deſſen Lehren und Rathſchläge mir unvergeſſen ſeyn wer¬ den. Wir ehren, erwiederten die Kaufleute, dieſen trefflichen Mann von ganzem Herzen; aber dennoch können wir nur in ſofern eurer Meinung Beyfall geben, daß er ein weiſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/51
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/51>, abgerufen am 28.04.2024.