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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

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sen / an der rechten seiten des Fusses härigt. Es bezeigete eine wilde Art/ und daß es die Einsamkeit liebete, Diese zwey Einhorn wurden dem Sultan zu Mecha, als ein sonderbahr seltzames Ding/ und theurer Schatz/ von dem Ethiopischen Könige verehret/ welcher durch dies Geschenck mit gemeldeten Sultan die alte Freundschafft begehrte zu befästigen.

Man sagt/ daß das Einhorn eine sonderbare Beliebung zu den Jungfrauen trage / und eine grosse Lust auß lieblichen Geruch schöpffen solle. Darauß haben einige eine sonderbahre List/ Dies Thier zu fangen/ erfunden/ nemblich: Es kleidet sich ein tapffer starcker junger Mann in frewliche Kleider/ und beschmiret sich mit wolriechender Salben/ und setzet sich an den Ort/ dahin dies Thier gemeiniglich kombt/ oder sich auffhält/ und zwar so nahe daß es den Geruch von ihm kan empfangen. Die andere Jäger verbergen sich inzwischen nicht weit von dannen unter den Hecken. So bald nun dies Thier den Geruch vernimbt/ und die außgeputzte fräwliche Kleider sieh et/ eilet es da hinzu/ und legt sich in den Schoß des Jünglings/ welcher es umbhälset/ und wird also in Schlaff gebracht / worauff die verborgende Jäger hervor springen/ fangen dasselbe/ und sägen ihm das Horn ab/ und lassen es alsdann wieder lauffen. Der Ort/ woselbst dis Thier sol gefunden werden/ wird verschiedentlich angezeiget/ Etliche benennen die Arabische Wüsten; andere die unbewohnete Örter/ zwischen dem Haupt der guten Hoffnung/ und denen/ so ins gemein die Currentes genennet werden; Etliche machen namhafft das Reich Besma und Lambri, oder die eußersten Theile Aste / zwischen den Bergen von Indien und Kataja.

An verschiedenen Orten werden einige Hörner von diesem Thier/ wie die gemeine Meinung ist/ gezeiget und bewahret. Die berühmtesten seyn die zu S. Denys in Franckreich/ die zu Venedig/ die Ütrechtsche/ Schweitzerische und Dähnische.

Das Einhorn/ wird sehr gerühmet wieder das Gifft/ allein/ daß es in Gegenwahrt des Gifftes schwitze/ und die Feuchtigkeit hervor quelle/ und also das auffrichtige Horn erkant werde/ seyn einiger Leute blosse Einbildungen und Muhtmassungen. Diese Hörner wurden vor zeiten hoch und theur Geschätzet; aber seithero die hollandische Schiffe verschiedene Einhörner/ so am Vorhaupt nicht der vierfüssigen Thiere/ sondern der Fischen gewachsen/ auß den nordischen Ländern mitgebracht haben/ ist ein grosser Abschlag im Preiß und Wehrt derselben entstanden.

sen / an der rechten seiten des Fusses härigt. Es bezeigete eine wilde Art/ und daß es die Einsamkeit liebete, Diese zwey Einhorn wurden dem Sultan zu Mecha, als ein sonderbahr seltzames Ding/ und theurer Schatz/ von dem Ethiopischen Könige verehret/ welcher durch dies Geschenck mit gemeldeten Sultan die alte Freundschafft begehrte zu befästigen.

Man sagt/ daß das Einhorn eine sonderbare Beliebung zu den Jungfrauen trage / und eine grosse Lust auß lieblichen Geruch schöpffen solle. Darauß haben einige eine sonderbahre List/ Dies Thier zu fangen/ erfunden/ nemblich: Es kleidet sich ein tapffer starcker junger Mann in frewliche Kleider/ und beschmiret sich mit wolriechender Salben/ und setzet sich an den Ort/ dahin dies Thier gemeiniglich kombt/ oder sich auffhält/ und zwar so nahe daß es den Geruch von ihm kan empfangen. Die andere Jäger verbergen sich inzwischen nicht weit von dannen unter den Hecken. So bald nun dies Thier den Geruch vernimbt/ und die außgeputzte fräwliche Kleider sieh et/ eilet es da hinzu/ und legt sich in den Schoß des Jünglings/ welcher es umbhälset/ und wird also in Schlaff gebracht / worauff die verborgende Jäger hervor springen/ fangen dasselbe/ und sägen ihm das Horn ab/ und lassen es alsdann wieder lauffen. Der Ort/ woselbst dis Thier sol gefunden werden/ wird verschiedentlich angezeiget/ Etliche benennen die Arabische Wüsten; andere die unbewohnete Örter/ zwischen dem Haupt der guten Hoffnung/ und denen/ so ins gemein die Currentes genennet werden; Etliche machen namhafft das Reich Besma und Lambri, oder die eußersten Theile Aste / zwischen den Bergen von Indien und Kataja.

An verschiedenen Orten werden einige Hörner von diesem Thier/ wie die gemeine Meinung ist/ gezeiget und bewahret. Die berühmtesten seyn die zu S. Denys in Franckreich/ die zu Venedig/ die Ütrechtsche/ Schweitzerische und Dähnische.

Das Einhorn/ wird sehr gerühmet wieder das Gifft/ allein/ daß es in Gegenwahrt des Gifftes schwitze/ und die Feuchtigkeit hervor quelle/ und also das auffrichtige Horn erkant werde/ seyn einiger Leute blosse Einbildungen und Muhtmassungen. Diese Hörner wurden vor zeiten hoch und theur Geschätzet; aber seithero die hollandische Schiffe verschiedene Einhörner/ so am Vorhaupt nicht der vierfüssigen Thiere/ sondern der Fischen gewachsen/ auß den nordischen Ländern mitgebracht haben/ ist ein grosser Abschlag im Preiß uñ Wehrt derselben entstanden.

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[13/0017] sen / an der rechten seiten des Fusses härigt. Es bezeigete eine wilde Art/ und daß es die Einsamkeit liebete, Diese zwey Einhorn wurden dem Sultan zu Mecha, als ein sonderbahr seltzames Ding/ und theurer Schatz/ von dem Ethiopischen Könige verehret/ welcher durch dies Geschenck mit gemeldeten Sultan die alte Freundschafft begehrte zu befästigen. Man sagt/ daß das Einhorn eine sonderbare Beliebung zu den Jungfrauen trage / und eine grosse Lust auß lieblichen Geruch schöpffen solle. Darauß haben einige eine sonderbahre List/ Dies Thier zu fangen/ erfunden/ nemblich: Es kleidet sich ein tapffer starcker junger Mann in frewliche Kleider/ und beschmiret sich mit wolriechender Salben/ und setzet sich an den Ort/ dahin dies Thier gemeiniglich kombt/ oder sich auffhält/ und zwar so nahe daß es den Geruch von ihm kan empfangen. Die andere Jäger verbergen sich inzwischen nicht weit von dannen unter den Hecken. So bald nun dies Thier den Geruch vernimbt/ und die außgeputzte fräwliche Kleider sieh et/ eilet es da hinzu/ und legt sich in den Schoß des Jünglings/ welcher es umbhälset/ und wird also in Schlaff gebracht / worauff die verborgende Jäger hervor springen/ fangen dasselbe/ und sägen ihm das Horn ab/ und lassen es alsdann wieder lauffen. Der Ort/ woselbst dis Thier sol gefunden werden/ wird verschiedentlich angezeiget/ Etliche benennen die Arabische Wüsten; andere die unbewohnete Örter/ zwischen dem Haupt der guten Hoffnung/ und denen/ so ins gemein die Currentes genennet werden; Etliche machen namhafft das Reich Besma und Lambri, oder die eußersten Theile Aste / zwischen den Bergen von Indien und Kataja. An verschiedenen Orten werden einige Hörner von diesem Thier/ wie die gemeine Meinung ist/ gezeiget und bewahret. Die berühmtesten seyn die zu S. Denys in Franckreich/ die zu Venedig/ die Ütrechtsche/ Schweitzerische und Dähnische. Das Einhorn/ wird sehr gerühmet wieder das Gifft/ allein/ daß es in Gegenwahrt des Gifftes schwitze/ und die Feuchtigkeit hervor quelle/ und also das auffrichtige Horn erkant werde/ seyn einiger Leute blosse Einbildungen und Muhtmassungen. Diese Hörner wurden vor zeiten hoch und theur Geschätzet; aber seithero die hollandische Schiffe verschiedene Einhörner/ so am Vorhaupt nicht der vierfüssigen Thiere/ sondern der Fischen gewachsen/ auß den nordischen Ländern mitgebracht haben/ ist ein grosser Abschlag im Preiß uñ Wehrt derselben entstanden.

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/17>, abgerufen am 27.04.2024.