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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

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gel. Das Weiblein ist an Gestalt dem Mänlein gleich/ jedoch fället jenes bißweilen mehr auff Aschfarb/ wie auch die Jungen/ diejenige/ so von Schwenckfeld die grosse genannt wird/ ist fast gantz Aschfarb/ und hat wenig rothes.

Ihr eigentlicher Unterscheidt sowol in der Farb/ als Grösse ist nicht leichtlich zuerforschen/ jedoch sagt man/ daß des Männleins rechtes Auge grösser sey / als das lincke. Sie werden durch die Anmuthigkeit des Frühlings angereitzet / ihre natürliche Geburts-Glieder zur Ziehlung zu kitzeln/ ausser dieser Zeit aber lassen sie sich nicht sehen: Man hält beständig davor/ daß die am lieblichsten singet/ und den Gesang mit langem Athem außhält/ auch öffters auff einem Bein stehet/ und unbeweglich stehen bleibet/ sey das Männlein: Das Weiblein springet hin und her im Käficht/ und bringet einen kurtzabgebrochnen schwachen Gesang hervor: Ihre Wohnungen und Auffenthalt sind unterschiedlich / etliche in Wäldern welche gemeiniglich die grössesten sind/ andre auff Bergen / wieder andre an sümpffigen Orthen/ in Hägen oder Zäunen/ etliche an flachem ebenen Lande. In Irrland und Batavien gibt es keine. Zu Athen sind sie in solcher Menge/ daß sie einen Nahmen davon erlanget/ und Athenienser Nachtigaln genennet werden. Der Ardenner Wald ist auch damit gantz erfüllet: Wann der Sommer kompt/ lassen sie sich nicht mehr sehen/ umb den Herbst verbergen sie sich gar biß an den Frühling: werden theur verkauffet/ bevorab/ wann man vermuthet/ daß es Mänlein/ so den Winter über in dem Käficht gewohnt haben: Ihre Speise sind Würme Ameisen und dero Eyer. Im Käficht essen sie harte Eyer / und Brodtkrohmen oder Brosamen. Ihre Neste mache sie länglich im Frühling / Meyen/ und Anfang deß Sommers/ bißweilen an der Erde unter den Hagen der Zäune / und Stämme der Bäume/ bißweilen in grünen dicken Sträuchen/ nehmen dazu die Blätter von Bäumen/ Kaff und Moß/ legen insgemein 6. Eyer/ wann sie brüten/ singen sie nicht mehr/ wie Aristoteles zeuget. Albertus hält das Wiederspiel. Hesiodus berichtet/ daß sie nicht weniger durch die Lieblichkeit ihres Gesanges/ als durch auffsitzen deß Leibes/ ihren Eyern Geist und Leben mittheilen. Plinius schreibet: Wann die Felder/ und Blätter an den Bäumen zugrünen anfangen/ singet die Nachtigal vierzehen Tag und Nacht beharrlich aneinander. Ist ein Vogel/ welcher in Ansehung seiner natürlichen Sing-Kunst ein Wunder der Natur/ und aller Musicanten Instrumenten und Künste übertrifft und ihrer gleichsam spottet/ sintemahl in einem so kleinen Leib

gel. Das Weiblein ist an Gestalt dem Mänlein gleich/ jedoch fället jenes bißweilen mehr auff Aschfarb/ wie auch die Jungen/ diejenige/ so von Schwenckfeld die grosse genannt wird/ ist fast gantz Aschfarb/ und hat wenig rothes.

Ihr eigentlicher Unterscheidt sowol in der Farb/ als Grösse ist nicht leichtlich zuerforschen/ jedoch sagt man/ daß des Männleins rechtes Auge grösser sey / als das lincke. Sie werden durch die Anmuthigkeit des Frühlings angereitzet / ihre natürliche Geburts-Glieder zur Ziehlung zu kitzeln/ ausser dieser Zeit aber lassen sie sich nicht sehen: Man hält beständig davor/ daß die am lieblichsten singet/ und den Gesang mit langem Athem außhält/ auch öffters auff einem Bein stehet/ und unbeweglich stehen bleibet/ sey das Männlein: Das Weiblein springet hin und her im Käficht/ und bringet einen kurtzabgebrochnen schwachen Gesang hervor: Ihre Wohnungen und Auffenthalt sind unterschiedlich / etliche in Wäldern welche gemeiniglich die grössesten sind/ andre auff Bergen / wieder andre an sümpffigen Orthen/ in Hägen oder Zäunen/ etliche an flachem ebenen Lande. In Irrland und Batavien gibt es keine. Zu Athen sind sie in solcher Menge/ daß sie einen Nahmen davon erlanget/ und Athenienser Nachtigaln genennet werden. Der Ardenner Wald ist auch damit gantz erfüllet: Wann der Sommer kompt/ lassen sie sich nicht mehr sehen/ umb den Herbst verbergen sie sich gar biß an den Frühling: werden theur verkauffet/ bevorab/ wann man vermuthet/ daß es Mänlein/ so den Winter über in dem Käficht gewohnt haben: Ihre Speise sind Würme Ameisen und dero Eyer. Im Käficht essen sie harte Eyer / und Brodtkrohmen oder Brosamen. Ihre Neste machë sie länglich im Frühling / Meyen/ und Anfang deß Sommers/ bißweilen an der Erde unter den Hagen der Zäune / und Stämme der Bäume/ bißweilen in grünen dicken Sträuchen/ nehmen dazu die Blätter von Bäumen/ Kaff uñ Moß/ legen insgemein 6. Eyer/ wann sie brüten/ singen sie nicht mehr/ wie Aristoteles zeuget. Albertus hält das Wiederspiel. Hesiodus berichtet/ daß sie nicht weniger durch die Lieblichkeit ihres Gesanges/ als durch auffsitzen deß Leibes/ ihren Eyern Geist und Leben mittheilen. Plinius schreibet: Wann die Felder/ und Blätter an den Bäumen zugrünen anfangen/ singet die Nachtigal vierzehen Tag und Nacht beharrlich aneinander. Ist ein Vogel/ welcher in Ansehung seiner natürlichen Sing-Kunst ein Wunder der Natur/ und aller Musicanten Instrumenten und Künste übertrifft und ihrer gleichsam spottet/ sintemahl in einem so kleinen Leib

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[208/0072] gel. Das Weiblein ist an Gestalt dem Mänlein gleich/ jedoch fället jenes bißweilen mehr auff Aschfarb/ wie auch die Jungen/ diejenige/ so von Schwenckfeld die grosse genannt wird/ ist fast gantz Aschfarb/ und hat wenig rothes. Ihr eigentlicher Unterscheidt sowol in der Farb/ als Grösse ist nicht leichtlich zuerforschen/ jedoch sagt man/ daß des Männleins rechtes Auge grösser sey / als das lincke. Sie werden durch die Anmuthigkeit des Frühlings angereitzet / ihre natürliche Geburts-Glieder zur Ziehlung zu kitzeln/ ausser dieser Zeit aber lassen sie sich nicht sehen: Man hält beständig davor/ daß die am lieblichsten singet/ und den Gesang mit langem Athem außhält/ auch öffters auff einem Bein stehet/ und unbeweglich stehen bleibet/ sey das Männlein: Das Weiblein springet hin und her im Käficht/ und bringet einen kurtzabgebrochnen schwachen Gesang hervor: Ihre Wohnungen und Auffenthalt sind unterschiedlich / etliche in Wäldern welche gemeiniglich die grössesten sind/ andre auff Bergen / wieder andre an sümpffigen Orthen/ in Hägen oder Zäunen/ etliche an flachem ebenen Lande. In Irrland und Batavien gibt es keine. Zu Athen sind sie in solcher Menge/ daß sie einen Nahmen davon erlanget/ und Athenienser Nachtigaln genennet werden. Der Ardenner Wald ist auch damit gantz erfüllet: Wann der Sommer kompt/ lassen sie sich nicht mehr sehen/ umb den Herbst verbergen sie sich gar biß an den Frühling: werden theur verkauffet/ bevorab/ wann man vermuthet/ daß es Mänlein/ so den Winter über in dem Käficht gewohnt haben: Ihre Speise sind Würme Ameisen und dero Eyer. Im Käficht essen sie harte Eyer / und Brodtkrohmen oder Brosamen. Ihre Neste machë sie länglich im Frühling / Meyen/ und Anfang deß Sommers/ bißweilen an der Erde unter den Hagen der Zäune / und Stämme der Bäume/ bißweilen in grünen dicken Sträuchen/ nehmen dazu die Blätter von Bäumen/ Kaff uñ Moß/ legen insgemein 6. Eyer/ wann sie brüten/ singen sie nicht mehr/ wie Aristoteles zeuget. Albertus hält das Wiederspiel. Hesiodus berichtet/ daß sie nicht weniger durch die Lieblichkeit ihres Gesanges/ als durch auffsitzen deß Leibes/ ihren Eyern Geist und Leben mittheilen. Plinius schreibet: Wann die Felder/ und Blätter an den Bäumen zugrünen anfangen/ singet die Nachtigal vierzehen Tag und Nacht beharrlich aneinander. Ist ein Vogel/ welcher in Ansehung seiner natürlichen Sing-Kunst ein Wunder der Natur/ und aller Musicanten Instrumenten und Künste übertrifft und ihrer gleichsam spottet/ sintemahl in einem so kleinen Leib

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/72>, abgerufen am 26.04.2024.