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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

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Eh ich weiter gehe, muss ich auf das
Ideale des Thiers aufmerksam machen.
Ich habe gezeigt, dass allen Hauptmate-
rien der Natur ein eigner Geist vorsteht,
der sich bei den Erden als Cohäsion, bei
der Luft als Feuer, beim Wasser als Schwe-
re, beim Metall als Magnetismus, beim
Schwefel als Electrismus, und beim Salz
als Chymismus offenbaret, ja selbst in dem
ersten Momente der organischen Welt sa-
hen wir die über dem Korall thronende
Naturthätigkeit als Galvanismus; in den
Pflanzen habe ich zwar das geistige Phe-
nomen der Pflanzenwelt Vegetatismus ge-
nannt, aber ich muss es noch als Problem
stehen lassen, welches diese eigne der
Pflanzenwelt entsprechende Naturthätig-
keit sei, indessen bin ich durch die Wis-
senschaft fest überzeugt, dass eine solche
müsse vorhanden sein, aber in der Erfah-
rung finde ich durchaus keine Belege da-
zu, und selbst nicht einmal eine Aeusse-
rung, wodurch man auf den Gedanken,
eine solche Action zu vermuthen, kommen
könnte. Mögen daher die Pflanzenphy-
siologen darauf bedacht sein, dieses Phe-
nomen aufzufinden.

Bei
E 2

Eh ich weiter gehe, muſs ich auf das
Ideale des Thiers aufmerksam machen.
Ich habe gezeigt, daſs allen Hauptmate-
rien der Natur ein eigner Geiſt vorſteht,
der sich bei den Erden als Cohäsion, bei
der Luft als Feuer, beim Waſſer als Schwe-
re, beim Metall als Magnetismus, beim
Schwefel als Electrismus, und beim Salz
als Chymismus offenbaret, ja selbſt in dem
erſten Momente der organischen Welt sa-
hen wir die über dem Korall thronende
Naturthätigkeit als Galvanismus; in den
Pflanzen habe ich zwar das geiſtige Phe-
nomen der Pflanzenwelt Vegetatismus ge-
nannt, aber ich muſs es noch als Problem
ſtehen laſſen, welches diese eigne der
Pflanzenwelt entsprechende Naturthätig-
keit sei, indessen bin ich durch die Wis-
senschaft feſt überzeugt, daſs eine solche
müſſe vorhanden sein, aber in der Erfah-
rung finde ich durchaus keine Belege da-
zu, und selbſt nicht einmal eine Aeuſſe-
rung, wodurch man auf den Gedanken,
eine solche Action zu vermuthen, kommen
könnte. Mögen daher die Pflanzenphy-
siologen darauf bedacht sein, dieses Phe-
nomen aufzufinden.

Bei
E 2
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[67/0085] Eh ich weiter gehe, muſs ich auf das Ideale des Thiers aufmerksam machen. Ich habe gezeigt, daſs allen Hauptmate- rien der Natur ein eigner Geiſt vorſteht, der sich bei den Erden als Cohäsion, bei der Luft als Feuer, beim Waſſer als Schwe- re, beim Metall als Magnetismus, beim Schwefel als Electrismus, und beim Salz als Chymismus offenbaret, ja selbſt in dem erſten Momente der organischen Welt sa- hen wir die über dem Korall thronende Naturthätigkeit als Galvanismus; in den Pflanzen habe ich zwar das geiſtige Phe- nomen der Pflanzenwelt Vegetatismus ge- nannt, aber ich muſs es noch als Problem ſtehen laſſen, welches diese eigne der Pflanzenwelt entsprechende Naturthätig- keit sei, indessen bin ich durch die Wis- senschaft feſt überzeugt, daſs eine solche müſſe vorhanden sein, aber in der Erfah- rung finde ich durchaus keine Belege da- zu, und selbſt nicht einmal eine Aeuſſe- rung, wodurch man auf den Gedanken, eine solche Action zu vermuthen, kommen könnte. Mögen daher die Pflanzenphy- siologen darauf bedacht sein, dieses Phe- nomen aufzufinden. Bei E 2

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Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/85>, abgerufen am 26.04.2024.