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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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hinein, als ob er darin Etwas zu thun habe, in der
That aber nur, um nicht bei dem Gespräch zu sein,
dessen Verlauf er voraussehen konnte, weil er es nie
gern mit einer der beiden Parteien verdarb -- schon der
Kundschaft wegen.

"Ho ho!" sagte Traugott zu Christlieb. Jhr seht
mich so herausfordernd an, als ob Jhr Händel suchtet --
was soll denn das bedeuten?"

Christlieb antwortete nur mit einem rohen Gelächter.

Der alte Damme aber sagte: "Nun, es ist Euer Ge-
vatter, Jhr werdet daher anderer Meinung sein -- wir
meinten aber eben unter einander, daß wir gerade nicht
viel von unserm Schulmeister hielten."

"Das ist Euer altes Lied!" sagte Traugott viel ru-
higer, als es jene erwartet hatten, aber mit einem ver-
ächtlichen Tone. "Jch hab' es gleich gesagt, wie er her-
kam, wir könnten uns Glück wünschen, daß wir ihn
hätten, und nun kommt es doch immer mehr auf meine
Rede -- der Johannes sagt es auch."

"Ei freilich, das ist ein schöner Gewährsmann!"
höhnte Christlieb.

"Was, Jhr fangt wohl gar auch an über den Johan-
nes loszuziehen? -- wer das thut, hat's mit mir zu
thun," -- rief Traugott und machte eine drohende Be-
wegung.

hinein, als ob er darin Etwas zu thun habe, in der
That aber nur, um nicht bei dem Geſpraͤch zu ſein,
deſſen Verlauf er vorausſehen konnte, weil er es nie
gern mit einer der beiden Parteien verdarb — ſchon der
Kundſchaft wegen.

„Ho ho!“ ſagte Traugott zu Chriſtlieb. Jhr ſeht
mich ſo herausfordernd an, als ob Jhr Haͤndel ſuchtet —
was ſoll denn das bedeuten?“

Chriſtlieb antwortete nur mit einem rohen Gelaͤchter.

Der alte Damme aber ſagte: „Nun, es iſt Euer Ge-
vatter, Jhr werdet daher anderer Meinung ſein — wir
meinten aber eben unter einander, daß wir gerade nicht
viel von unſerm Schulmeiſter hielten.“

„Das iſt Euer altes Lied!“ ſagte Traugott viel ru-
higer, als es jene erwartet hatten, aber mit einem ver-
aͤchtlichen Tone. „Jch hab’ es gleich geſagt, wie er her-
kam, wir koͤnnten uns Gluͤck wuͤnſchen, daß wir ihn
haͤtten, und nun kommt es doch immer mehr auf meine
Rede — der Johannes ſagt es auch.“

„Ei freilich, das iſt ein ſchoͤner Gewaͤhrsmann!“
hoͤhnte Chriſtlieb.

„Was, Jhr fangt wohl gar auch an uͤber den Johan-
nes loszuziehen? — wer das thut, hat’s mit mir zu
thun,“ — rief Traugott und machte eine drohende Be-
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[136/0144] hinein, als ob er darin Etwas zu thun habe, in der That aber nur, um nicht bei dem Geſpraͤch zu ſein, deſſen Verlauf er vorausſehen konnte, weil er es nie gern mit einer der beiden Parteien verdarb — ſchon der Kundſchaft wegen. „Ho ho!“ ſagte Traugott zu Chriſtlieb. Jhr ſeht mich ſo herausfordernd an, als ob Jhr Haͤndel ſuchtet — was ſoll denn das bedeuten?“ Chriſtlieb antwortete nur mit einem rohen Gelaͤchter. Der alte Damme aber ſagte: „Nun, es iſt Euer Ge- vatter, Jhr werdet daher anderer Meinung ſein — wir meinten aber eben unter einander, daß wir gerade nicht viel von unſerm Schulmeiſter hielten.“ „Das iſt Euer altes Lied!“ ſagte Traugott viel ru- higer, als es jene erwartet hatten, aber mit einem ver- aͤchtlichen Tone. „Jch hab’ es gleich geſagt, wie er her- kam, wir koͤnnten uns Gluͤck wuͤnſchen, daß wir ihn haͤtten, und nun kommt es doch immer mehr auf meine Rede — der Johannes ſagt es auch.“ „Ei freilich, das iſt ein ſchoͤner Gewaͤhrsmann!“ hoͤhnte Chriſtlieb. „Was, Jhr fangt wohl gar auch an uͤber den Johan- nes loszuziehen? — wer das thut, hat’s mit mir zu thun,“ — rief Traugott und machte eine drohende Be- wegung.

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/144>, abgerufen am 28.04.2024.