Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

machte Hoffnungen, und sie erfüllte keine. Sie gab ihre Reize in ihrer ganzen Herrlichkeit zur Schau, und doch verweigerte sie ihren Genuß. - Bey Gott und der heiligen Jungfrau! Lais und Aspasie, Ninan Lenclos und du Barry hätten bey ihr in die Schule gehen dürfen, um zu lernen, wie man die Männer ankörnen, in Ketten legen, und zu Stocknarren machen muß.

Der Fürst war so dicht berauscht von seiner Leidenschaft, daß er sich, was in seinem Falle gewiß niemand gethan haben würde, dem Vater des Mädchens selbst entdeckte. Der Markis war darüber nichts weniger als betretten. Er erklärte sich ganz in dem Geiste, in dem seine Tochter bisher gehandelt hatte. "Es würde, meynte er, dem Fräulein allerdings Ehre machen, die Geliebte eines regierenden teutschen Fürsten zu seyn. Sie habe ihm auch schon gestanden, daß sie gegen Sr. Durchlaucht eben nicht gleichgültig sey. Allein das Mädchen könne sich nicht entschließen, ihr Herz einem Manne zu schenken, der eine rechtmäßige Gemahlinn habe, oder wenigstens mit dieser Gemahlinn

machte Hoffnungen, und sie erfüllte keine. Sie gab ihre Reize in ihrer ganzen Herrlichkeit zur Schau, und doch verweigerte sie ihren Genuß. – Bey Gott und der heiligen Jungfrau! Lais und Aspasie, Ninan Lenclos und du Barry hätten bey ihr in die Schule gehen dürfen, um zu lernen, wie man die Männer ankörnen, in Ketten legen, und zu Stocknarren machen muß.

Der Fürst war so dicht berauscht von seiner Leidenschaft, daß er sich, was in seinem Falle gewiß niemand gethan haben würde, dem Vater des Mädchens selbst entdeckte. Der Markis war darüber nichts weniger als betretten. Er erklärte sich ganz in dem Geiste, in dem seine Tochter bisher gehandelt hatte. „Es würde, meynte er, dem Fräulein allerdings Ehre machen, die Geliebte eines regierenden teutschen Fürsten zu seyn. Sie habe ihm auch schon gestanden, daß sie gegen Sr. Durchlaucht eben nicht gleichgültig sey. Allein das Mädchen könne sich nicht entschließen, ihr Herz einem Manne zu schenken, der eine rechtmäßige Gemahlinn habe, oder wenigstens mit dieser Gemahlinn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0179" n="179"/>
machte Hoffnungen, und sie erfüllte keine. Sie gab ihre Reize in ihrer ganzen Herrlichkeit zur Schau, und doch verweigerte sie ihren Genuß. &#x2013; Bey Gott und der heiligen Jungfrau! <hi rendition="#g">Lais</hi> und <hi rendition="#g">Aspasie, Ninan Lenclos</hi> und du <hi rendition="#g">Barry</hi> hätten bey ihr in die Schule gehen dürfen, um zu lernen, wie man die Männer ankörnen, in Ketten legen, und zu Stocknarren machen muß.</p>
        <p>Der Fürst war so dicht berauscht von seiner Leidenschaft, daß er sich, was in seinem Falle gewiß niemand gethan haben würde, dem Vater des Mädchens selbst entdeckte. Der Markis war darüber nichts weniger als betretten. Er erklärte sich ganz in dem Geiste, in dem seine Tochter bisher gehandelt hatte. &#x201E;Es würde, meynte er, dem Fräulein allerdings Ehre machen, die Geliebte eines regierenden teutschen Fürsten zu seyn. Sie habe ihm auch schon gestanden, daß sie gegen Sr. Durchlaucht eben nicht gleichgültig sey. Allein das Mädchen könne sich nicht entschließen, ihr Herz einem Manne zu schenken, der eine rechtmäßige Gemahlinn habe, oder wenigstens mit dieser Gemahlinn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0179] machte Hoffnungen, und sie erfüllte keine. Sie gab ihre Reize in ihrer ganzen Herrlichkeit zur Schau, und doch verweigerte sie ihren Genuß. – Bey Gott und der heiligen Jungfrau! Lais und Aspasie, Ninan Lenclos und du Barry hätten bey ihr in die Schule gehen dürfen, um zu lernen, wie man die Männer ankörnen, in Ketten legen, und zu Stocknarren machen muß. Der Fürst war so dicht berauscht von seiner Leidenschaft, daß er sich, was in seinem Falle gewiß niemand gethan haben würde, dem Vater des Mädchens selbst entdeckte. Der Markis war darüber nichts weniger als betretten. Er erklärte sich ganz in dem Geiste, in dem seine Tochter bisher gehandelt hatte. „Es würde, meynte er, dem Fräulein allerdings Ehre machen, die Geliebte eines regierenden teutschen Fürsten zu seyn. Sie habe ihm auch schon gestanden, daß sie gegen Sr. Durchlaucht eben nicht gleichgültig sey. Allein das Mädchen könne sich nicht entschließen, ihr Herz einem Manne zu schenken, der eine rechtmäßige Gemahlinn habe, oder wenigstens mit dieser Gemahlinn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/179
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/179>, abgerufen am 28.04.2024.