Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

allein sein erzürntes Gemüth bequemte sich nun
zu keinem Schattendank, sondern hartstumm tanz¬
te er aus, und verschwand plötzlich aus dem fort¬
jauchzenden Kreise.

Lange hatte sich Spes mit lauter Segnungen
einer Doppelwonne in der Nähe gehalten, und
sich und Wina zum besten Tänzer Glück ge¬
wünscht, und in der Meinung, ihr sey gesagt,
was ihn abbilde, hatte er ihre himmelsvollen
Blicke ganz auf sich bezogen. Zum Unglück
schöpfte er eben im Trinkzimmer, als der lang¬
weilige englische Tanz ausging, auf desse Enden
er seine Anreden verschoben -- Vult schwebte
eben in der tanzenden Liebeserklärung, und Spes
stand mit dem Blumenkranze auf dem Kopfe
und dem Flatterzettel der Inschrift am Kinne
leer-harrend da, und mußte dem langen Walzer
zusehen. Kurz vorher, ehe dieser schnell abbrach,
kam die Sklavin der Tugend, und zog Spesen
in ein Nebenzimmer. Hundert der seltensten Er¬
eignisse hoffte Spes. "So, kennen Sie mich nicht
mehr, fragte die Maske." Kennen Sie mich
dann? fragte Spes.

allein ſein erzuͤrntes Gemuͤth bequemte ſich nun
zu keinem Schattendank, ſondern hartſtumm tanz¬
te er aus, und verſchwand ploͤtzlich aus dem fort¬
jauchzenden Kreiſe.

Lange hatte ſich Spes mit lauter Segnungen
einer Doppelwonne in der Naͤhe gehalten, und
ſich und Wina zum beſten Taͤnzer Gluͤck ge¬
wuͤnſcht, und in der Meinung, ihr ſey geſagt,
was ihn abbilde, hatte er ihre himmelsvollen
Blicke ganz auf ſich bezogen. Zum Ungluͤck
ſchoͤpfte er eben im Trinkzimmer, als der lang¬
weilige engliſche Tanz ausging, auf deſſe Enden
er ſeine Anreden verſchoben — Vult ſchwebte
eben in der tanzenden Liebeserklaͤrung, und Spes
ſtand mit dem Blumenkranze auf dem Kopfe
und dem Flatterzettel der Inſchrift am Kinne
leer-harrend da, und mußte dem langen Walzer
zuſehen. Kurz vorher, ehe dieſer ſchnell abbrach,
kam die Sklavin der Tugend, und zog Speſen
in ein Nebenzimmer. Hundert der ſeltenſten Er¬
eigniſſe hoffte Spes. „So, kennen Sie mich nicht
mehr, fragte die Maske.“ Kennen Sie mich
dann? fragte Spes.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0298" n="292"/>
allein &#x017F;ein erzu&#x0364;rntes Gemu&#x0364;th bequemte &#x017F;ich nun<lb/>
zu keinem Schattendank, &#x017F;ondern hart&#x017F;tumm tanz¬<lb/>
te er aus, und ver&#x017F;chwand plo&#x0364;tzlich aus dem fort¬<lb/>
jauchzenden Krei&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Lange hatte &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Spes</hi> mit lauter Segnungen<lb/>
einer Doppelwonne in der Na&#x0364;he gehalten, und<lb/>
&#x017F;ich und Wina zum be&#x017F;ten Ta&#x0364;nzer Glu&#x0364;ck ge¬<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;cht, und in der Meinung, ihr &#x017F;ey ge&#x017F;agt,<lb/>
was ihn abbilde, hatte er ihre himmelsvollen<lb/>
Blicke ganz auf &#x017F;ich bezogen. Zum Unglu&#x0364;ck<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfte er eben im Trinkzimmer, als der lang¬<lb/>
weilige engli&#x017F;che Tanz ausging, auf de&#x017F;&#x017F;e Enden<lb/>
er &#x017F;eine Anreden ver&#x017F;choben &#x2014; Vult &#x017F;chwebte<lb/>
eben in der tanzenden Liebeserkla&#x0364;rung, und <hi rendition="#aq">Spes</hi><lb/>
&#x017F;tand mit dem Blumenkranze auf dem Kopfe<lb/>
und dem Flatterzettel der In&#x017F;chrift am Kinne<lb/>
leer-harrend da, und mußte dem langen Walzer<lb/>
zu&#x017F;ehen. Kurz vorher, ehe die&#x017F;er &#x017F;chnell abbrach,<lb/>
kam die Sklavin der Tugend, und zog Spe&#x017F;en<lb/>
in ein Nebenzimmer. Hundert der &#x017F;elten&#x017F;ten Er¬<lb/>
eigni&#x017F;&#x017F;e hoffte <hi rendition="#aq">Spes</hi>. &#x201E;So, kennen Sie mich nicht<lb/>
mehr, fragte die Maske.&#x201C; Kennen Sie mich<lb/>
dann? fragte <hi rendition="#aq">Spes</hi>.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0298] allein ſein erzuͤrntes Gemuͤth bequemte ſich nun zu keinem Schattendank, ſondern hartſtumm tanz¬ te er aus, und verſchwand ploͤtzlich aus dem fort¬ jauchzenden Kreiſe. Lange hatte ſich Spes mit lauter Segnungen einer Doppelwonne in der Naͤhe gehalten, und ſich und Wina zum beſten Taͤnzer Gluͤck ge¬ wuͤnſcht, und in der Meinung, ihr ſey geſagt, was ihn abbilde, hatte er ihre himmelsvollen Blicke ganz auf ſich bezogen. Zum Ungluͤck ſchoͤpfte er eben im Trinkzimmer, als der lang¬ weilige engliſche Tanz ausging, auf deſſe Enden er ſeine Anreden verſchoben — Vult ſchwebte eben in der tanzenden Liebeserklaͤrung, und Spes ſtand mit dem Blumenkranze auf dem Kopfe und dem Flatterzettel der Inſchrift am Kinne leer-harrend da, und mußte dem langen Walzer zuſehen. Kurz vorher, ehe dieſer ſchnell abbrach, kam die Sklavin der Tugend, und zog Speſen in ein Nebenzimmer. Hundert der ſeltenſten Er¬ eigniſſe hoffte Spes. „So, kennen Sie mich nicht mehr, fragte die Maske.“ Kennen Sie mich dann? fragte Spes.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/298
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/298>, abgerufen am 28.04.2024.