lingen der ärmere gekrönt wird, eben so der arme Unterthan billig dem reichen trotz aller gleichen Ta¬ pferkeit dennoch vorgezogen und allein enrollirt wer¬ de, weil der arme Teufel besser mit Hunger und Frost bekannt ist -- daß 3) jetzt, da auf allen Stufen des Throns wie auf Wällen Kanonen stehen (wie die Sonne ihren Glanz von tausend speienden Vulkanen empfängt) und da in einem guten Staate das männliche Stammholz zu Ladstöcken abge¬ trieben wird, das Volk mit Nutzen in zweierlei Hausarme zerfalle, in beschützte und in schützende -- Und 4) soll der Teufel den holen, der murrt. --
Als meine drei geliebten Menschen endlich vor der Kaplanei ankamen: war die ganze kassirte Geusd'armerie ihnen heimlich nachgerükt und wollte die Hosen. Aber noch etwas Größeres war ihnen aus Flachsenfingen nachgefahren -- der blinde Lord. Kaum hatte den jungen Gast die Brittin nicht höf¬ lich, sondern freudig hereingelächelt, kaum hatte Agathe zum erstenmal ernsthaft sich hinter die Mut¬ ter und die alte Appel sich hinter die Kochtöpfe ver¬ stekt: so that der aufräumende Eyman einen langen Sprung vom Fenster hinweg, an welches vier Eng¬ länder -- keine Ausländer, sondern Pferde -- heran¬ trabten. Jetzt fiel erst allen die Frage ein, wo der Okulist wäre; Und Sebastian hatte kaum die Zeit darauf zu antworten, es komme keiner nach, er selber
lingen der aͤrmere gekroͤnt wird, eben ſo der arme Unterthan billig dem reichen trotz aller gleichen Ta¬ pferkeit dennoch vorgezogen und allein enrollirt wer¬ de, weil der arme Teufel beſſer mit Hunger und Froſt bekannt iſt — daß 3) jetzt, da auf allen Stufen des Throns wie auf Waͤllen Kanonen ſtehen (wie die Sonne ihren Glanz von tauſend ſpeienden Vulkanen empfaͤngt) und da in einem guten Staate das maͤnnliche Stammholz zu Ladſtoͤcken abge¬ trieben wird, das Volk mit Nutzen in zweierlei Hausarme zerfalle, in beſchuͤtzte und in ſchuͤtzende — Und 4) ſoll der Teufel den holen, der murrt. —
Als meine drei geliebten Menſchen endlich vor der Kaplanei ankamen: war die ganze kaſſirte Geusd'armerie ihnen heimlich nachgeruͤkt und wollte die Hoſen. Aber noch etwas Groͤßeres war ihnen aus Flachſenfingen nachgefahren — der blinde Lord. Kaum hatte den jungen Gaſt die Brittin nicht hoͤf¬ lich, ſondern freudig hereingelaͤchelt, kaum hatte Agathe zum erſtenmal ernſthaft ſich hinter die Mut¬ ter und die alte Appel ſich hinter die Kochtoͤpfe ver¬ ſtekt: ſo that der aufraͤumende Eyman einen langen Sprung vom Fenſter hinweg, an welches vier Eng¬ laͤnder — keine Auslaͤnder, ſondern Pferde — heran¬ trabten. Jetzt fiel erſt allen die Frage ein, wo der Okuliſt waͤre; Und Sebaſtian hatte kaum die Zeit darauf zu antworten, es komme keiner nach, er ſelber
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lingen der aͤrmere gekroͤnt wird, eben ſo der arme
Unterthan billig dem reichen trotz aller gleichen Ta¬
pferkeit dennoch vorgezogen und allein enrollirt wer¬
de, weil der arme Teufel beſſer mit Hunger und
Froſt bekannt iſt — daß 3) jetzt, da auf allen
Stufen des Throns wie auf Waͤllen Kanonen ſtehen
(wie die Sonne ihren Glanz von tauſend ſpeienden
Vulkanen empfaͤngt) und da in einem guten Staate
das maͤnnliche Stammholz zu Ladſtoͤcken abge¬
trieben wird, das Volk mit Nutzen in zweierlei
Hausarme zerfalle, in beſchuͤtzte und in ſchuͤtzende —
Und 4) ſoll der Teufel den holen, der murrt. —
Als meine drei geliebten Menſchen endlich vor
der Kaplanei ankamen: war die ganze kaſſirte
Geusd'armerie ihnen heimlich nachgeruͤkt und wollte
die Hoſen. Aber noch etwas Groͤßeres war ihnen
aus Flachſenfingen nachgefahren — der blinde Lord.
Kaum hatte den jungen Gaſt die Brittin nicht hoͤf¬
lich, ſondern freudig hereingelaͤchelt, kaum hatte
Agathe zum erſtenmal ernſthaft ſich hinter die Mut¬
ter und die alte Appel ſich hinter die Kochtoͤpfe ver¬
ſtekt: ſo that der aufraͤumende Eyman einen langen
Sprung vom Fenſter hinweg, an welches vier Eng¬
laͤnder — keine Auslaͤnder, ſondern Pferde — heran¬
trabten. Jetzt fiel erſt allen die Frage ein, wo der
Okuliſt waͤre; Und Sebaſtian hatte kaum die Zeit
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/41>, abgerufen am 15.10.2024.
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