Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

langen Lobe noch einem langen Umgang widerstehen
kann, unvermerkt an Agnola gewöhnen -- diese, die
jetzt verlassen, auf der Seite des Minister Schleunes
steht; wird die vereinigte Achtung Viktors und Jen¬
ners nicht ausschlagen u. s. w. . . . . Ob ihn aber
nur die Schönheit der Handlung, nicht auch die
Schönheit der Fürstin zu diesem Mittleramt anmah¬
net, das kann das 21te Kapitel noch nicht wissen;
meinetwegen mags indessen: sein verblutet-kal¬
tes
Innere, aus dem noch das Klavier und Klotil¬
dens Name und das Morgen-Erwachen blutlose
Dolche ziehen, hat ja das Getöse der Welt so nö¬
thig und jedes Uebertäuben der Wunden!

Mit der Absicht solcher Friedenspräliminarien
entschuldigte er seinen künftigen Ungehorsam gegen
seinen Vater, der ihm das Schleunessche Haus zu
suchen abgerathen: denn da die Fürstin immer hin¬
kam, so wars der schicklichste neutrale Ort zum Frie¬
denskongresse. O! nur ein halbes. . . .

Extrablatt über töchtervolle Häuser.

Das Haus von Schleunes war ein ofner
Buchladen, deren Werke (die Töchter) man da le¬
sen, aber nicht nach Hause nehmen konnte. Ob¬
gleich die fünf andern Töchter in fünf Privatbiblio¬
theken als Weiber standen und eine in der Erde zu
Maienthal die Kindereien des Lebens verschlief: so

langen Lobe noch einem langen Umgang widerſtehen
kann, unvermerkt an Agnola gewoͤhnen — dieſe, die
jetzt verlaſſen, auf der Seite des Miniſter Schleunes
ſteht; wird die vereinigte Achtung Viktors und Jen¬
ners nicht ausſchlagen u. ſ. w. . . . . Ob ihn aber
nur die Schoͤnheit der Handlung, nicht auch die
Schoͤnheit der Fuͤrſtin zu dieſem Mittleramt anmah¬
net, das kann das 21te Kapitel noch nicht wiſſen;
meinetwegen mags indeſſen: ſein verblutet-kal¬
tes
Innere, aus dem noch das Klavier und Klotil¬
dens Name und das Morgen-Erwachen blutloſe
Dolche ziehen, hat ja das Getoͤſe der Welt ſo noͤ¬
thig und jedes Uebertaͤuben der Wunden!

Mit der Abſicht ſolcher Friedenspraͤliminarien
entſchuldigte er ſeinen kuͤnftigen Ungehorſam gegen
ſeinen Vater, der ihm das Schleunesſche Haus zu
ſuchen abgerathen: denn da die Fuͤrſtin immer hin¬
kam, ſo wars der ſchicklichſte neutrale Ort zum Frie¬
denskongreſſe. O! nur ein halbes. . . .

Extrablatt uͤber toͤchtervolle Haͤuſer.

Das Haus von Schleunes war ein ofner
Buchladen, deren Werke (die Toͤchter) man da le¬
ſen, aber nicht nach Hauſe nehmen konnte. Ob¬
gleich die fuͤnf andern Toͤchter in fuͤnf Privatbiblio¬
theken als Weiber ſtanden und eine in der Erde zu
Maienthal die Kindereien des Lebens verſchlief: ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0147" n="137"/>
langen Lobe noch <choice><sic>eiuem</sic><corr>einem</corr></choice> langen Umgang wider&#x017F;tehen<lb/>
kann, unvermerkt an Agnola gewo&#x0364;hnen &#x2014; die&#x017F;e, die<lb/>
jetzt verla&#x017F;&#x017F;en, auf der Seite des Mini&#x017F;ter Schleunes<lb/>
&#x017F;teht; wird die vereinigte Achtung Viktors und Jen¬<lb/>
ners nicht aus&#x017F;chlagen u. &#x017F;. w. . . . . Ob ihn aber<lb/>
nur die Scho&#x0364;nheit der Handlung, nicht auch die<lb/>
Scho&#x0364;nheit der Fu&#x0364;r&#x017F;tin zu die&#x017F;em Mittleramt anmah¬<lb/>
net, das kann das 21te Kapitel noch nicht wi&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
meinetwegen mags inde&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;ein <hi rendition="#g">verblutet-kal¬<lb/>
tes</hi> Innere, aus dem noch das Klavier und Klotil¬<lb/>
dens Name und das Morgen-Erwachen blutlo&#x017F;e<lb/>
Dolche ziehen, hat ja das Geto&#x0364;&#x017F;e der Welt &#x017F;o no&#x0364;¬<lb/>
thig und jedes Ueberta&#x0364;uben der Wunden!</p><lb/>
          <p>Mit der Ab&#x017F;icht &#x017F;olcher Friedenspra&#x0364;liminarien<lb/>
ent&#x017F;chuldigte er &#x017F;einen ku&#x0364;nftigen Ungehor&#x017F;am gegen<lb/>
&#x017F;einen Vater, der ihm das Schleunes&#x017F;che Haus zu<lb/>
&#x017F;uchen abgerathen: denn da die Fu&#x0364;r&#x017F;tin immer hin¬<lb/>
kam, &#x017F;o wars der &#x017F;chicklich&#x017F;te neutrale Ort zum Frie¬<lb/>
denskongre&#x017F;&#x017F;e. O! nur ein halbes. . . .</p><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Extrablatt u&#x0364;ber to&#x0364;chtervolle Ha&#x0364;u&#x017F;er</hi>.<lb/></head>
            <p>Das Haus von Schleunes war ein ofner<lb/>
Buchladen, deren Werke (die To&#x0364;chter) man da le¬<lb/>
&#x017F;en, aber nicht nach Hau&#x017F;e nehmen konnte. Ob¬<lb/>
gleich die fu&#x0364;nf andern To&#x0364;chter in fu&#x0364;nf Privatbiblio¬<lb/>
theken als Weiber &#x017F;tanden und eine in der Erde zu<lb/>
Maienthal die Kindereien des Lebens ver&#x017F;chlief: &#x017F;o<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0147] langen Lobe noch einem langen Umgang widerſtehen kann, unvermerkt an Agnola gewoͤhnen — dieſe, die jetzt verlaſſen, auf der Seite des Miniſter Schleunes ſteht; wird die vereinigte Achtung Viktors und Jen¬ ners nicht ausſchlagen u. ſ. w. . . . . Ob ihn aber nur die Schoͤnheit der Handlung, nicht auch die Schoͤnheit der Fuͤrſtin zu dieſem Mittleramt anmah¬ net, das kann das 21te Kapitel noch nicht wiſſen; meinetwegen mags indeſſen: ſein verblutet-kal¬ tes Innere, aus dem noch das Klavier und Klotil¬ dens Name und das Morgen-Erwachen blutloſe Dolche ziehen, hat ja das Getoͤſe der Welt ſo noͤ¬ thig und jedes Uebertaͤuben der Wunden! Mit der Abſicht ſolcher Friedenspraͤliminarien entſchuldigte er ſeinen kuͤnftigen Ungehorſam gegen ſeinen Vater, der ihm das Schleunesſche Haus zu ſuchen abgerathen: denn da die Fuͤrſtin immer hin¬ kam, ſo wars der ſchicklichſte neutrale Ort zum Frie¬ denskongreſſe. O! nur ein halbes. . . . Extrablatt uͤber toͤchtervolle Haͤuſer. Das Haus von Schleunes war ein ofner Buchladen, deren Werke (die Toͤchter) man da le¬ ſen, aber nicht nach Hauſe nehmen konnte. Ob¬ gleich die fuͤnf andern Toͤchter in fuͤnf Privatbiblio¬ theken als Weiber ſtanden und eine in der Erde zu Maienthal die Kindereien des Lebens verſchlief: ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/147
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/147>, abgerufen am 27.04.2024.