Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.man erbat. Seine Verlegenheit war die, ihr die Gang und Stellung waren unverändert; die äus¬ man erbat. Seine Verlegenheit war die, ihr die Gang und Stellung waren unveraͤndert; die aͤuſ¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0232" n="222"/> man erbat. Seine Verlegenheit war die, ihr die<lb/> Konzeſſionen der Fuͤrſtin ohne das beleidigende Ge¬<lb/> ſtaͤndniß ihrer vorgeſchuͤtzten Kraͤnklichkeit beizubrin¬<lb/> gen. — — Aber aus dieſem kleinen Uebel zog ihn<lb/> ein großes: als er bei ihr vorkam, ſah ſie noch zehn¬<lb/> mal ſiecher aus als vorgeſtern bei der Entdeckung ih¬<lb/> rer Verwandſchaft: ihre Bluͤten hingen zugedruͤckt<lb/> und kalt bethauet zur Erde nieder.</p><lb/> <p>Gang und Stellung waren unveraͤndert; die aͤuſ¬<lb/> ſere Froͤhlichkeit dieſelbe; aber der Blick war oft zu<lb/> flatternd, oft zu ſtehend; durch die Lilienwangen flog<lb/> oft ein Fieberroth, durch die untere Lippe einmal<lb/> ein zerdruͤckter Krampf. . . . Hier hob das Mitleid<lb/> den erſchrocknen Freund uͤber die Hoͤflichkeit hinaus<lb/> und er ſagte ihr geradezu die Einwilligungen der<lb/> Fuͤrſtin. Er rief ſeinem beſchwerten Herzen ſeine<lb/> bisherige Hof-Kuͤhnheit zu Huͤlfe und befahl ihr,<lb/> den nahen Fruͤhling zu ihrer Apotheke zu machen<lb/> und die Blumen zu ihren offiziellen Kraͤutern und<lb/> ihre — Phantaſie zu ihrem Arzt. »Sie ſcheinen<lb/> »mich (ſagte ſie laͤchelnd) zu den Lerchen zu rechnen,<lb/> »die in ihrem Bauer immer <hi rendition="#g">gruͤnen Raſen</hi> haben<lb/> »muͤſſen. Damit aber meine Fuͤrſtin und Sie nicht<lb/> »umſonſt guͤtig waren: ſo werd' ich's am Ende<lb/> »thun. — Ich geſteh' es Ihnen, ich bin wenigſtens<lb/> »eine eingebildete — Geſunde: ich fuͤhle mich<lb/> »wohl.« . . . Sie brach es ab, um ihn mit der er¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0232]
man erbat. Seine Verlegenheit war die, ihr die
Konzeſſionen der Fuͤrſtin ohne das beleidigende Ge¬
ſtaͤndniß ihrer vorgeſchuͤtzten Kraͤnklichkeit beizubrin¬
gen. — — Aber aus dieſem kleinen Uebel zog ihn
ein großes: als er bei ihr vorkam, ſah ſie noch zehn¬
mal ſiecher aus als vorgeſtern bei der Entdeckung ih¬
rer Verwandſchaft: ihre Bluͤten hingen zugedruͤckt
und kalt bethauet zur Erde nieder.
Gang und Stellung waren unveraͤndert; die aͤuſ¬
ſere Froͤhlichkeit dieſelbe; aber der Blick war oft zu
flatternd, oft zu ſtehend; durch die Lilienwangen flog
oft ein Fieberroth, durch die untere Lippe einmal
ein zerdruͤckter Krampf. . . . Hier hob das Mitleid
den erſchrocknen Freund uͤber die Hoͤflichkeit hinaus
und er ſagte ihr geradezu die Einwilligungen der
Fuͤrſtin. Er rief ſeinem beſchwerten Herzen ſeine
bisherige Hof-Kuͤhnheit zu Huͤlfe und befahl ihr,
den nahen Fruͤhling zu ihrer Apotheke zu machen
und die Blumen zu ihren offiziellen Kraͤutern und
ihre — Phantaſie zu ihrem Arzt. »Sie ſcheinen
»mich (ſagte ſie laͤchelnd) zu den Lerchen zu rechnen,
»die in ihrem Bauer immer gruͤnen Raſen haben
»muͤſſen. Damit aber meine Fuͤrſtin und Sie nicht
»umſonſt guͤtig waren: ſo werd' ich's am Ende
»thun. — Ich geſteh' es Ihnen, ich bin wenigſtens
»eine eingebildete — Geſunde: ich fuͤhle mich
»wohl.« . . . Sie brach es ab, um ihn mit der er¬
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