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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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fasser hat sich jedes schon vorher tausendmal ertheilt
und ist zugleich seine eigne Fleischwage, sein eignes
Fleischgewicht und sein eignes Fleisch, weil er wie
ein Tugendhafter mit seinem eignen Beifall zufrieden
ist. --

"Der Held deiner Posttage -- sagt' er -- ist
"ein wenig nach dir selber gebosselt." -- Das,
versetzte ich, entscheide die Welt und der Held,
wenn mich beide kennen lernen; es thuns aber alle
Autores, ihr Ich steht entweder abgezeichnet vor
dem Titelblatt oder darhinter mitten im Werke, wie
der Maler Markus Gerard in allen seinen Land¬
schaften eine Frau anbrachte, die p--ste.

Nun aber denke man sich mein staunendes Hän¬
dezusammenschlagen, als der Doktor mir das Länd¬
gen nannte, wo die ganze Geschichte vorgieng: ***
heißet das Ländgen. "Ich dürfe nur hin, sagt' er,
"so könnt' ich das 45ste Schwanz-Kapitel aus der
"Quelle schöpfen. Bei seinem Durchmarsch wäre
"man in Flachsenfingen erst über dem 40. Hunds¬
"posttage her gewesen. Wenn ich eigne Pferde neh¬
"men wollte (das will ich, sagt' ich, ich kaufe mir
"noch hente eigne): so könnt' ich vielleicht einem
"vornehmen Passagier nachkommen, der, wenn ihn
"nicht alles tröge, der Lord leibhaftig wäre." We¬
gen einiger Loth Teufelsdreck, die Fenk unterweges
brauchte, war er sogar bei Zeuseln in der Apotheke

gewe¬

faſſer hat ſich jedes ſchon vorher tauſendmal ertheilt
und iſt zugleich ſeine eigne Fleiſchwage, ſein eignes
Fleiſchgewicht und ſein eignes Fleiſch, weil er wie
ein Tugendhafter mit ſeinem eignen Beifall zufrieden
iſt. —

»Der Held deiner Poſttage — ſagt' er — iſt
»ein wenig nach dir ſelber geboſſelt.» — Das,
verſetzte ich, entſcheide die Welt und der Held,
wenn mich beide kennen lernen; es thuns aber alle
Autores, ihr Ich ſteht entweder abgezeichnet vor
dem Titelblatt oder darhinter mitten im Werke, wie
der Maler Markus Gerard in allen ſeinen Land¬
ſchaften eine Frau anbrachte, die p—ſte.

Nun aber denke man ſich mein ſtaunendes Haͤn¬
dezuſammenſchlagen, als der Doktor mir das Laͤnd¬
gen nannte, wo die ganze Geſchichte vorgieng: ***
heißet das Laͤndgen. «Ich duͤrfe nur hin, ſagt' er,
»ſo koͤnnt' ich das 45ſte Schwanz-Kapitel aus der
»Quelle ſchoͤpfen. Bei ſeinem Durchmarſch waͤre
»man in Flachſenfingen erſt uͤber dem 40. Hunds¬
»poſttage her geweſen. Wenn ich eigne Pferde neh¬
»men wollte (das will ich, ſagt' ich, ich kaufe mir
»noch hente eigne): ſo koͤnnt' ich vielleicht einem
»vornehmen Paſſagier nachkommen, der, wenn ihn
»nicht alles troͤge, der Lord leibhaftig waͤre.» We¬
gen einiger Loth Teufelsdreck, die Fenk unterweges
brauchte, war er ſogar bei Zeuſeln in der Apotheke

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[416/0426] faſſer hat ſich jedes ſchon vorher tauſendmal ertheilt und iſt zugleich ſeine eigne Fleiſchwage, ſein eignes Fleiſchgewicht und ſein eignes Fleiſch, weil er wie ein Tugendhafter mit ſeinem eignen Beifall zufrieden iſt. — »Der Held deiner Poſttage — ſagt' er — iſt »ein wenig nach dir ſelber geboſſelt.» — Das, verſetzte ich, entſcheide die Welt und der Held, wenn mich beide kennen lernen; es thuns aber alle Autores, ihr Ich ſteht entweder abgezeichnet vor dem Titelblatt oder darhinter mitten im Werke, wie der Maler Markus Gerard in allen ſeinen Land¬ ſchaften eine Frau anbrachte, die p—ſte. Nun aber denke man ſich mein ſtaunendes Haͤn¬ dezuſammenſchlagen, als der Doktor mir das Laͤnd¬ gen nannte, wo die ganze Geſchichte vorgieng: *** heißet das Laͤndgen. «Ich duͤrfe nur hin, ſagt' er, »ſo koͤnnt' ich das 45ſte Schwanz-Kapitel aus der »Quelle ſchoͤpfen. Bei ſeinem Durchmarſch waͤre »man in Flachſenfingen erſt uͤber dem 40. Hunds¬ »poſttage her geweſen. Wenn ich eigne Pferde neh¬ »men wollte (das will ich, ſagt' ich, ich kaufe mir »noch hente eigne): ſo koͤnnt' ich vielleicht einem »vornehmen Paſſagier nachkommen, der, wenn ihn »nicht alles troͤge, der Lord leibhaftig waͤre.» We¬ gen einiger Loth Teufelsdreck, die Fenk unterweges brauchte, war er ſogar bei Zeuſeln in der Apotheke gewe¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/426>, abgerufen am 27.04.2024.