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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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Hr. Doktor Gevatter da; meine scharmanten
Brautleute wären aufgeräumter und stießen
an." -- Der Zoller hatte als ein Mann, der
wenig anders noch in der Welt scharf beobach-
tet hatte, als Zoll und Umgeld, aus Theoda's
Bleich- und Ernst-Sinn den Schluß gezogen,
sie bange vor des Vaters Entscheidung; wie-
wohl die heitere Rose blos vor der heißen Sonne
der Liebe und Entzückung zur weißen erblaßte.
Der tiefe Ernst der Liebe griff ihr ganzes mun-
teres Wesen an. Der Hauptmann, schon von
Natur und Wissenschaft ernst, war durch die
plötzliche unberechnete Liebes-Lohe nur noch
ernster geworden; denn sonst irgend einer äu-
ßeren Störung (Perturbazion) seines Liebes-
Hesperus durch den Vater Saturn oder Mars,
kam ihm bey seiner mathematischen Hartnäckig-
keit und kriegerischen Entschlossenheit gar nicht
in Betracht, ja wenig in Sinn. Mehlhorn
fuhr er fort: "ich setze meine Ehre zum Pfande
die Sache geht." Vergeblich winkte ihm
Bona: "ich weiß sehr gut, sagt' er, was
ich sagen will; ich kenne meinen theuersten Hr.

Hr. Doktor Gevatter da; meine ſcharmanten
Brautleute waͤren aufgeraͤumter und ſtießen
an.” — Der Zoller hatte als ein Mann, der
wenig anders noch in der Welt ſcharf beobach-
tet hatte, als Zoll und Umgeld, aus Theoda’s
Bleich- und Ernſt-Sinn den Schluß gezogen,
ſie bange vor des Vaters Entſcheidung; wie-
wohl die heitere Roſe blos vor der heißen Sonne
der Liebe und Entzuͤckung zur weißen erblaßte.
Der tiefe Ernſt der Liebe griff ihr ganzes mun-
teres Weſen an. Der Hauptmann, ſchon von
Natur und Wiſſenſchaft ernſt, war durch die
plötzliche unberechnete Liebes-Lohe nur noch
ernſter geworden; denn ſonſt irgend einer aͤu-
ßeren Stoͤrung (Perturbazion) ſeines Liebes-
Hesperus durch den Vater Saturn oder Mars,
kam ihm bey ſeiner mathematiſchen Hartnaͤckig-
keit und kriegeriſchen Entſchloſſenheit gar nicht
in Betracht, ja wenig in Sinn. Mehlhorn
fuhr er fort: „ich ſetze meine Ehre zum Pfande
die Sache geht.” Vergeblich winkte ihm
Bona: „ich weiß ſehr gut, ſagt’ er, was
ich ſagen will; ich kenne meinen theuerſten Hr.

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[135/0141] Hr. Doktor Gevatter da; meine ſcharmanten Brautleute waͤren aufgeraͤumter und ſtießen an.” — Der Zoller hatte als ein Mann, der wenig anders noch in der Welt ſcharf beobach- tet hatte, als Zoll und Umgeld, aus Theoda’s Bleich- und Ernſt-Sinn den Schluß gezogen, ſie bange vor des Vaters Entſcheidung; wie- wohl die heitere Roſe blos vor der heißen Sonne der Liebe und Entzuͤckung zur weißen erblaßte. Der tiefe Ernſt der Liebe griff ihr ganzes mun- teres Weſen an. Der Hauptmann, ſchon von Natur und Wiſſenſchaft ernſt, war durch die plötzliche unberechnete Liebes-Lohe nur noch ernſter geworden; denn ſonſt irgend einer aͤu- ßeren Stoͤrung (Perturbazion) ſeines Liebes- Hesperus durch den Vater Saturn oder Mars, kam ihm bey ſeiner mathematiſchen Hartnaͤckig- keit und kriegeriſchen Entſchloſſenheit gar nicht in Betracht, ja wenig in Sinn. Mehlhorn fuhr er fort: „ich ſetze meine Ehre zum Pfande die Sache geht.” Vergeblich winkte ihm Bona: „ich weiß ſehr gut, ſagt’ er, was ich ſagen will; ich kenne meinen theuerſten Hr.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/141>, abgerufen am 29.04.2024.