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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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vier und zwanzig blasende Postillione stellte er
vor, um das gewonnene Treffen anzusagen.
Vielleicht hätten sie wenig dagegen gehabt,
hätte sich der Sieg auch einige Stunden spä-
ter entschieden. Die Liebenden kamen zurück,
und in ihren Augen glänzte neue Zukunft,
und auf den Wangen blühte die Gegenwart.
Der Umgelder wollte auf einem Umweg durch
die Knochenhöle -- als einem thierischen Scher-
benberge -- der Sache näher kommen, und
that dem Hauptmann die Frage, was er für
Schönheiten auf seinem Landguthe verwahre.
Aber dieser wandte sich, ohne Antwort und
Umweg, gerade an den Vater, und legte ihm
den durchdachten Entschluß seines Herzens zum
Besiegeln vor. Katzenberger murmelte wie
verlegen einige Höflichkeits-Koloraturen, bloß
um sich bestimmtes Loben zu ersparen, und
äußerte darauf: er sage ein bedingtes Ja, und
schieße das unbedingte freudig auf dem Guthe
selber nach, wenn ihm und seiner Tochter der
Hauptmann erlaube mitzureisen. "Warum soll
ichs nicht sagen? fuhr er fort, ich bin ein ge-

vier und zwanzig blaſende Poſtillione ſtellte er
vor, um das gewonnene Treffen anzuſagen.
Vielleicht haͤtten ſie wenig dagegen gehabt,
haͤtte ſich der Sieg auch einige Stunden ſpaͤ-
ter entſchieden. Die Liebenden kamen zuruͤck,
und in ihren Augen glaͤnzte neue Zukunft,
und auf den Wangen bluͤhte die Gegenwart.
Der Umgelder wollte auf einem Umweg durch
die Knochenhoͤle — als einem thieriſchen Scher-
benberge — der Sache naͤher kommen, und
that dem Hauptmann die Frage, was er fuͤr
Schoͤnheiten auf ſeinem Landguthe verwahre.
Aber dieſer wandte ſich, ohne Antwort und
Umweg, gerade an den Vater, und legte ihm
den durchdachten Entſchluß ſeines Herzens zum
Beſiegeln vor. Katzenberger murmelte wie
verlegen einige Hoͤflichkeits-Koloraturen, bloß
um ſich beſtimmtes Loben zu erſparen, und
aͤußerte darauf: er ſage ein bedingtes Ja, und
ſchieße das unbedingte freudig auf dem Guthe
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[140/0146] vier und zwanzig blaſende Poſtillione ſtellte er vor, um das gewonnene Treffen anzuſagen. Vielleicht haͤtten ſie wenig dagegen gehabt, haͤtte ſich der Sieg auch einige Stunden ſpaͤ- ter entſchieden. Die Liebenden kamen zuruͤck, und in ihren Augen glaͤnzte neue Zukunft, und auf den Wangen bluͤhte die Gegenwart. Der Umgelder wollte auf einem Umweg durch die Knochenhoͤle — als einem thieriſchen Scher- benberge — der Sache naͤher kommen, und that dem Hauptmann die Frage, was er fuͤr Schoͤnheiten auf ſeinem Landguthe verwahre. Aber dieſer wandte ſich, ohne Antwort und Umweg, gerade an den Vater, und legte ihm den durchdachten Entſchluß ſeines Herzens zum Beſiegeln vor. Katzenberger murmelte wie verlegen einige Hoͤflichkeits-Koloraturen, bloß um ſich beſtimmtes Loben zu erſparen, und aͤußerte darauf: er ſage ein bedingtes Ja, und ſchieße das unbedingte freudig auf dem Guthe ſelber nach, wenn ihm und ſeiner Tochter der Hauptmann erlaube mitzureiſen. „Warum ſoll ichs nicht ſagen? fuhr er fort, ich bin ein ge-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/146>, abgerufen am 29.04.2024.