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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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und Plutarch lieber als Tacitus. Er war und
handelte selber in Paris so lange bey dem
Niederreißen der Bastille mit, als die Stadt
noch nicht in eine größere durch die Bergpar-
tey verkehrt war. Da ich nun wußte, daß er
nach seinem weltlichen Heiligenkalender die Ge-
burts-, Todes- und Thaten-Feste großer Men-
schen feyerte -- zu welcher stillen Feyer er
nichts gebrauchte, als ihre Geschichte, ihr Bild,
und sein Herz -- und daß er folglich auch das
unbewegliche Jubelfest von Corday's Todestag
den 17ten July begehen würde; -- und da
mir ferner bekannt war, daß man ihn in sei-
nem unausgesetzten Allerheiligen-Tag doch im-
mer stören würde, man komme, wenn man
wolle: so ging ich am 17ten Abends zu ihm,
wiewohl bloß um meinen in ein historisches
Bildniß der Tagsheiligen Corday verwandel-
ten Auszug aus dem Moniteur darzubringen
und vorzulesen. Eigentlich brachte ich ihm
weniger eine Gabe als ein Opfer, da ich un-
ter dem Zusammenstellen mich von dem Mo-
niteur
1793 mit unbeschreiblichem Ekel vor

und Plutarch lieber als Tacitus. Er war und
handelte ſelber in Paris ſo lange bey dem
Niederreißen der Baſtille mit, als die Stadt
noch nicht in eine groͤßere durch die Bergpar-
tey verkehrt war. Da ich nun wußte, daß er
nach ſeinem weltlichen Heiligenkalender die Ge-
burts-, Todes- und Thaten-Feſte großer Men-
ſchen feyerte — zu welcher ſtillen Feyer er
nichts gebrauchte, als ihre Geſchichte, ihr Bild,
und ſein Herz — und daß er folglich auch das
unbewegliche Jubelfeſt von Corday’s Todestag
den 17ten July begehen wuͤrde; — und da
mir ferner bekannt war, daß man ihn in ſei-
nem unausgeſetzten Allerheiligen-Tag doch im-
mer ſtoͤren wuͤrde, man komme, wenn man
wolle: ſo ging ich am 17ten Abends zu ihm,
wiewohl bloß um meinen in ein hiſtoriſches
Bildniß der Tagsheiligen Corday verwandel-
ten Auszug aus dem Moniteur darzubringen
und vorzuleſen. Eigentlich brachte ich ihm
weniger eine Gabe als ein Opfer, da ich un-
ter dem Zuſammenſtellen mich von dem Mo-
niteur
1793 mit unbeſchreiblichem Ekel vor

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[207/0213] und Plutarch lieber als Tacitus. Er war und handelte ſelber in Paris ſo lange bey dem Niederreißen der Baſtille mit, als die Stadt noch nicht in eine groͤßere durch die Bergpar- tey verkehrt war. Da ich nun wußte, daß er nach ſeinem weltlichen Heiligenkalender die Ge- burts-, Todes- und Thaten-Feſte großer Men- ſchen feyerte — zu welcher ſtillen Feyer er nichts gebrauchte, als ihre Geſchichte, ihr Bild, und ſein Herz — und daß er folglich auch das unbewegliche Jubelfeſt von Corday’s Todestag den 17ten July begehen wuͤrde; — und da mir ferner bekannt war, daß man ihn in ſei- nem unausgeſetzten Allerheiligen-Tag doch im- mer ſtoͤren wuͤrde, man komme, wenn man wolle: ſo ging ich am 17ten Abends zu ihm, wiewohl bloß um meinen in ein hiſtoriſches Bildniß der Tagsheiligen Corday verwandel- ten Auszug aus dem Moniteur darzubringen und vorzuleſen. Eigentlich brachte ich ihm weniger eine Gabe als ein Opfer, da ich un- ter dem Zuſammenſtellen mich von dem Mo- niteur 1793 mit unbeſchreiblichem Ekel vor

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/213>, abgerufen am 30.04.2024.