und Plutarch lieber als Tacitus. Er war und handelte selber in Paris so lange bey dem Niederreißen der Bastille mit, als die Stadt noch nicht in eine größere durch die Bergpar- tey verkehrt war. Da ich nun wußte, daß er nach seinem weltlichen Heiligenkalender die Ge- burts-, Todes- und Thaten-Feste großer Men- schen feyerte -- zu welcher stillen Feyer er nichts gebrauchte, als ihre Geschichte, ihr Bild, und sein Herz -- und daß er folglich auch das unbewegliche Jubelfest von Corday's Todestag den 17ten July begehen würde; -- und da mir ferner bekannt war, daß man ihn in sei- nem unausgesetzten Allerheiligen-Tag doch im- mer stören würde, man komme, wenn man wolle: so ging ich am 17ten Abends zu ihm, wiewohl bloß um meinen in ein historisches Bildniß der Tagsheiligen Corday verwandel- ten Auszug aus dem Moniteur darzubringen und vorzulesen. Eigentlich brachte ich ihm weniger eine Gabe als ein Opfer, da ich un- ter dem Zusammenstellen mich von dem Mo- niteur 1793 mit unbeschreiblichem Ekel vor
und Plutarch lieber als Tacitus. Er war und handelte ſelber in Paris ſo lange bey dem Niederreißen der Baſtille mit, als die Stadt noch nicht in eine groͤßere durch die Bergpar- tey verkehrt war. Da ich nun wußte, daß er nach ſeinem weltlichen Heiligenkalender die Ge- burts-, Todes- und Thaten-Feſte großer Men- ſchen feyerte — zu welcher ſtillen Feyer er nichts gebrauchte, als ihre Geſchichte, ihr Bild, und ſein Herz — und daß er folglich auch das unbewegliche Jubelfeſt von Corday’s Todestag den 17ten July begehen wuͤrde; — und da mir ferner bekannt war, daß man ihn in ſei- nem unausgeſetzten Allerheiligen-Tag doch im- mer ſtoͤren wuͤrde, man komme, wenn man wolle: ſo ging ich am 17ten Abends zu ihm, wiewohl bloß um meinen in ein hiſtoriſches Bildniß der Tagsheiligen Corday verwandel- ten Auszug aus dem Moniteur darzubringen und vorzuleſen. Eigentlich brachte ich ihm weniger eine Gabe als ein Opfer, da ich un- ter dem Zuſammenſtellen mich von dem Mo- niteur 1793 mit unbeſchreiblichem Ekel vor
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0213"n="207"/>
und Plutarch lieber als Tacitus. Er war und<lb/>
handelte ſelber in Paris ſo lange bey dem<lb/>
Niederreißen der Baſtille mit, als die Stadt<lb/>
noch nicht in eine groͤßere durch die Bergpar-<lb/>
tey verkehrt war. Da ich nun wußte, daß er<lb/>
nach ſeinem weltlichen Heiligenkalender die Ge-<lb/>
burts-, Todes- und Thaten-Feſte großer Men-<lb/>ſchen feyerte — zu welcher ſtillen Feyer er<lb/>
nichts gebrauchte, als ihre Geſchichte, ihr Bild,<lb/>
und ſein Herz — und daß er folglich auch das<lb/>
unbewegliche Jubelfeſt von Corday’s Todestag<lb/>
den 17ten July begehen wuͤrde; — und da<lb/>
mir ferner bekannt war, daß man ihn in ſei-<lb/>
nem unausgeſetzten Allerheiligen-Tag doch im-<lb/>
mer ſtoͤren wuͤrde, man komme, wenn man<lb/>
wolle: ſo ging ich am 17ten Abends zu ihm,<lb/>
wiewohl bloß um meinen in ein hiſtoriſches<lb/>
Bildniß der Tagsheiligen <hirendition="#aq">Corday</hi> verwandel-<lb/>
ten Auszug aus dem <hirendition="#aq">Moniteur</hi> darzubringen<lb/>
und vorzuleſen. Eigentlich brachte ich ihm<lb/>
weniger eine Gabe als ein Opfer, da ich un-<lb/>
ter dem Zuſammenſtellen mich von dem <hirendition="#aq">Mo-<lb/>
niteur</hi> 1793 mit unbeſchreiblichem Ekel vor<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[207/0213]
und Plutarch lieber als Tacitus. Er war und
handelte ſelber in Paris ſo lange bey dem
Niederreißen der Baſtille mit, als die Stadt
noch nicht in eine groͤßere durch die Bergpar-
tey verkehrt war. Da ich nun wußte, daß er
nach ſeinem weltlichen Heiligenkalender die Ge-
burts-, Todes- und Thaten-Feſte großer Men-
ſchen feyerte — zu welcher ſtillen Feyer er
nichts gebrauchte, als ihre Geſchichte, ihr Bild,
und ſein Herz — und daß er folglich auch das
unbewegliche Jubelfeſt von Corday’s Todestag
den 17ten July begehen wuͤrde; — und da
mir ferner bekannt war, daß man ihn in ſei-
nem unausgeſetzten Allerheiligen-Tag doch im-
mer ſtoͤren wuͤrde, man komme, wenn man
wolle: ſo ging ich am 17ten Abends zu ihm,
wiewohl bloß um meinen in ein hiſtoriſches
Bildniß der Tagsheiligen Corday verwandel-
ten Auszug aus dem Moniteur darzubringen
und vorzuleſen. Eigentlich brachte ich ihm
weniger eine Gabe als ein Opfer, da ich un-
ter dem Zuſammenſtellen mich von dem Mo-
niteur 1793 mit unbeſchreiblichem Ekel vor
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/213>, abgerufen am 30.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.