Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

men wollte. -- Aber so viel konnt' ich ihr sagen,
es wär' unmöglich, die Liebe eines solchen Paars
sei feuerfest. Ich kam ihr mit meinem Gefühl ein
wenig einfältig vor: denn sie dachte an ihre eigne
Erfahrung. Ich fügte verschlagner Weise hinzu:
"das Falkenbergische Haus hebe sich seit einigen
Jahren und thue hübsche Kapitalien aus." Sie
antwortete mir bloß darauf: "zum Glück erfahr'
es ihr Mann nie (denn eine Menge Geheimnisse
sagte sie allen Menschen, aber nicht ihrem Man¬
ne); denn der habe ihrer Beata schon eine ganz
andre Partie zugedacht." Mehr konnt' ich nicht
erforschen.

-- Aber eine hübsche Suppe wird da für den
Helden nicht bloß sondern auch für den Biogra¬
phen eingebrockt: denn letzterer hat am Ende doch
das meiste wegen der Schilderung heftiger Auftrit¬
te auszubaden und muß an einem solchen Sturm-
Sektor eine ganze Woche verhusten. Ich wills dem
Leser nur aufrichtig vorausgestehen: ein solcher
Schwaden und Sturmwind ist schon am vorigen
Freitag über das neue Schloß gesauset und am
Sonnabend durch Auenthal und meine Stube ge¬
fahren, wo Gustav zerstöhret zu mir kam und bei

men wollte. — Aber ſo viel konnt' ich ihr ſagen,
es waͤr' unmoͤglich, die Liebe eines ſolchen Paars
ſei feuerfeſt. Ich kam ihr mit meinem Gefuͤhl ein
wenig einfaͤltig vor: denn ſie dachte an ihre eigne
Erfahrung. Ich fuͤgte verſchlagner Weiſe hinzu:
„das Falkenbergiſche Haus hebe ſich ſeit einigen
Jahren und thue huͤbſche Kapitalien aus.“ Sie
antwortete mir bloß darauf: „zum Gluͤck erfahr'
es ihr Mann nie (denn eine Menge Geheimniſſe
ſagte ſie allen Menſchen, aber nicht ihrem Man¬
ne); denn der habe ihrer Beata ſchon eine ganz
andre Partie zugedacht.“ Mehr konnt' ich nicht
erforſchen.

— Aber eine huͤbſche Suppe wird da fuͤr den
Helden nicht bloß ſondern auch fuͤr den Biogra¬
phen eingebrockt: denn letzterer hat am Ende doch
das meiſte wegen der Schilderung heftiger Auftrit¬
te auszubaden und muß an einem ſolchen Sturm-
Sektor eine ganze Woche verhuſten. Ich wills dem
Leſer nur aufrichtig vorausgeſtehen: ein ſolcher
Schwaden und Sturmwind iſt ſchon am vorigen
Freitag uͤber das neue Schloß geſauſet und am
Sonnabend durch Auenthal und meine Stube ge¬
fahren, wo Guſtav zerſtoͤhret zu mir kam und bei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0166" n="156"/>
men wollte. &#x2014; Aber &#x017F;o viel konnt' ich ihr &#x017F;agen,<lb/>
es wa&#x0364;r' unmo&#x0364;glich, die Liebe eines &#x017F;olchen Paars<lb/>
&#x017F;ei feuerfe&#x017F;t. Ich kam ihr mit meinem Gefu&#x0364;hl ein<lb/>
wenig einfa&#x0364;ltig vor: denn &#x017F;ie dachte an ihre eigne<lb/>
Erfahrung. Ich fu&#x0364;gte ver&#x017F;chlagner Wei&#x017F;e hinzu:<lb/>
&#x201E;das Falkenbergi&#x017F;che Haus hebe &#x017F;ich &#x017F;eit einigen<lb/>
Jahren und thue hu&#x0364;b&#x017F;che Kapitalien aus.&#x201C; Sie<lb/>
antwortete mir bloß darauf: &#x201E;zum Glu&#x0364;ck erfahr'<lb/>
es ihr Mann nie (denn eine Menge Geheimni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie allen Men&#x017F;chen, aber nicht ihrem Man¬<lb/>
ne); denn der habe ihrer Beata &#x017F;chon eine ganz<lb/>
andre Partie zugedacht.&#x201C; Mehr konnt' ich nicht<lb/>
erfor&#x017F;chen.</p><lb/>
          <p>&#x2014; Aber eine hu&#x0364;b&#x017F;che Suppe wird da fu&#x0364;r den<lb/>
Helden nicht bloß &#x017F;ondern auch fu&#x0364;r den Biogra¬<lb/>
phen eingebrockt: denn letzterer hat am Ende doch<lb/>
das mei&#x017F;te wegen der Schilderung heftiger Auftrit¬<lb/>
te auszubaden und muß an einem &#x017F;olchen Sturm-<lb/>
Sektor eine ganze Woche verhu&#x017F;ten. Ich wills dem<lb/>
Le&#x017F;er nur aufrichtig vorausge&#x017F;tehen: ein &#x017F;olcher<lb/>
Schwaden und Sturmwind i&#x017F;t &#x017F;chon am vorigen<lb/>
Freitag u&#x0364;ber das neue Schloß ge&#x017F;au&#x017F;et und am<lb/>
Sonnabend durch Auenthal und meine Stube ge¬<lb/>
fahren, wo Gu&#x017F;tav zer&#x017F;to&#x0364;hret zu mir kam und bei<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0166] men wollte. — Aber ſo viel konnt' ich ihr ſagen, es waͤr' unmoͤglich, die Liebe eines ſolchen Paars ſei feuerfeſt. Ich kam ihr mit meinem Gefuͤhl ein wenig einfaͤltig vor: denn ſie dachte an ihre eigne Erfahrung. Ich fuͤgte verſchlagner Weiſe hinzu: „das Falkenbergiſche Haus hebe ſich ſeit einigen Jahren und thue huͤbſche Kapitalien aus.“ Sie antwortete mir bloß darauf: „zum Gluͤck erfahr' es ihr Mann nie (denn eine Menge Geheimniſſe ſagte ſie allen Menſchen, aber nicht ihrem Man¬ ne); denn der habe ihrer Beata ſchon eine ganz andre Partie zugedacht.“ Mehr konnt' ich nicht erforſchen. — Aber eine huͤbſche Suppe wird da fuͤr den Helden nicht bloß ſondern auch fuͤr den Biogra¬ phen eingebrockt: denn letzterer hat am Ende doch das meiſte wegen der Schilderung heftiger Auftrit¬ te auszubaden und muß an einem ſolchen Sturm- Sektor eine ganze Woche verhuſten. Ich wills dem Leſer nur aufrichtig vorausgeſtehen: ein ſolcher Schwaden und Sturmwind iſt ſchon am vorigen Freitag uͤber das neue Schloß geſauſet und am Sonnabend durch Auenthal und meine Stube ge¬ fahren, wo Guſtav zerſtoͤhret zu mir kam und bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/166
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/166>, abgerufen am 27.04.2024.