Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

noch an diesem Tage, wollte er vor die bleiche
Geliebte dringen. Auffallend bestand Schoppe
auf dem Besuch von Lilar fort, und verlangte
diesen zuletzt, voreilig befehlend --; aber jetzt
war es verdorben und Albano's Stirn verpan¬
zert. "Verflucht! wozu lass' ich mich denn in
diesen Thränentöpfen kochen" sagte Schoppe
und fuhr hinaus.

Aber nach kurzer Zeit kam er wieder, mit
einem Blatte von -- Gaspard, worin dieser auf
heute Relais-Pferde von der Post verlangte,
und mit einem Vorschlag von sich selber, dem
Vater entgegen zu gehen. Wie erfrischend weh¬
te die väterliche Nähe über Albano's schwüle
Wüste! -- Gleichwohl sagte er das zweite Nein;
das lange Wollen und Streiten und jede
Stunde hüllte ihm Lianen immer finsterer in
ihre Wolke und er dachte bange an seinen
Traum über sie auf Isola bella *); -- und am

Ende
*) Wo sie ihm in der Wolke zerflossen war, als
er sie umfassen wollte.

noch an dieſem Tage, wollte er vor die bleiche
Geliebte dringen. Auffallend beſtand Schoppe
auf dem Beſuch von Lilar fort, und verlangte
dieſen zuletzt, voreilig befehlend —; aber jetzt
war es verdorben und Albano's Stirn verpan¬
zert. „Verflucht! wozu laſſ' ich mich denn in
dieſen Thränentöpfen kochen“ ſagte Schoppe
und fuhr hinaus.

Aber nach kurzer Zeit kam er wieder, mit
einem Blatte von — Gaſpard, worin dieſer auf
heute Relais-Pferde von der Poſt verlangte,
und mit einem Vorſchlag von ſich ſelber, dem
Vater entgegen zu gehen. Wie erfriſchend weh¬
te die väterliche Nähe über Albano's ſchwüle
Wüſte! — Gleichwohl ſagte er das zweite Nein;
das lange Wollen und Streiten und jede
Stunde hüllte ihm Lianen immer finſterer in
ihre Wolke und er dachte bange an ſeinen
Traum über ſie auf Isola bella *); — und am

Ende
*) Wo ſie ihm in der Wolke zerfloſſen war, als
er ſie umfaſſen wollte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0380" n="368"/>
noch an die&#x017F;em Tage, wollte er vor die bleiche<lb/>
Geliebte dringen. Auffallend be&#x017F;tand Schoppe<lb/>
auf dem Be&#x017F;uch von Lilar fort, und verlangte<lb/>
die&#x017F;en zuletzt, voreilig befehlend &#x2014;; aber jetzt<lb/>
war es verdorben und Albano's Stirn verpan¬<lb/>
zert. &#x201E;Verflucht! wozu la&#x017F;&#x017F;' ich mich denn in<lb/>
die&#x017F;en Thränentöpfen kochen&#x201C; &#x017F;agte Schoppe<lb/>
und fuhr hinaus.</p><lb/>
          <p>Aber nach kurzer Zeit kam er wieder, mit<lb/>
einem Blatte von &#x2014; Ga&#x017F;pard, worin die&#x017F;er auf<lb/>
heute Relais-Pferde von der Po&#x017F;t verlangte,<lb/>
und mit einem Vor&#x017F;chlag von &#x017F;ich &#x017F;elber, dem<lb/>
Vater entgegen zu gehen. Wie erfri&#x017F;chend weh¬<lb/>
te die väterliche Nähe über Albano's &#x017F;chwüle<lb/>&#x017F;te! &#x2014; Gleichwohl &#x017F;agte er das zweite Nein;<lb/>
das lange Wollen und Streiten und jede<lb/>
Stunde hüllte ihm Lianen immer fin&#x017F;terer in<lb/>
ihre Wolke und er dachte bange an &#x017F;einen<lb/>
Traum über &#x017F;ie auf <hi rendition="#aq">Isola bella</hi> <note place="foot" n="*)">Wo &#x017F;ie ihm in der Wolke zerflo&#x017F;&#x017F;en war, als<lb/>
er &#x017F;ie umfa&#x017F;&#x017F;en wollte.<lb/></note>; &#x2014; und am<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ende<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0380] noch an dieſem Tage, wollte er vor die bleiche Geliebte dringen. Auffallend beſtand Schoppe auf dem Beſuch von Lilar fort, und verlangte dieſen zuletzt, voreilig befehlend —; aber jetzt war es verdorben und Albano's Stirn verpan¬ zert. „Verflucht! wozu laſſ' ich mich denn in dieſen Thränentöpfen kochen“ ſagte Schoppe und fuhr hinaus. Aber nach kurzer Zeit kam er wieder, mit einem Blatte von — Gaſpard, worin dieſer auf heute Relais-Pferde von der Poſt verlangte, und mit einem Vorſchlag von ſich ſelber, dem Vater entgegen zu gehen. Wie erfriſchend weh¬ te die väterliche Nähe über Albano's ſchwüle Wüſte! — Gleichwohl ſagte er das zweite Nein; das lange Wollen und Streiten und jede Stunde hüllte ihm Lianen immer finſterer in ihre Wolke und er dachte bange an ſeinen Traum über ſie auf Isola bella *); — und am Ende *) Wo ſie ihm in der Wolke zerfloſſen war, als er ſie umfaſſen wollte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/380
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/380>, abgerufen am 16.05.2024.