Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

setzte sie dazu und kam wieder auf ihren Haupt¬
mann, den der Minister als Marschkommissarius
der einrückenden Fürstin auf die Haarhaarer
Straße versendet habe, doch verwies sie ihn auf
die Illuminazions-Nacht in Lilar, wo sie und
Liane und beiderseitige Eltern dabei zu seyn
ausgemacht hätten. Du gutes Geschöpf! wer
gönnt Dir nicht den blitzenden Ring der Freu¬
de, den Du an Deiner braun und hart gesot¬
tenen Hand ansiehst, und wer wünschet nicht
gern, daß seine Steine nie ausfallen? --

Bald darauf flog dem Verlassenen der
Bruder der vergangnen Feste an das Herz,
Karl. Er wiederholte beinahe Rabettens Aus¬
sagen, obwohl nicht ihre Entzückung; er sagte
-- aber ohne sonderliche Rührung --, daß der
Vater wirklich ihm den Bruderkuß mit einer
Kußhand durch mehrere Zimmer zuwerfe, ihn
ganz besonders aus- und anzeichne und zu Ge¬
schäften freundlich verbrauche -- und das Al¬
les bloß, seitdem er hinter die Liebe gegen Ra¬
bette und das stille Zunicken der Eltern ge¬
kommen sey; denn vom Herzen zwar sey bei
dem Vater die Rede nicht, aber doch von Ra¬

ſetzte ſie dazu und kam wieder auf ihren Haupt¬
mann, den der Miniſter als Marſchkommiſſarius
der einrückenden Fürſtin auf die Haarhaarer
Straße verſendet habe, doch verwies ſie ihn auf
die Illuminazions-Nacht in Lilar, wo ſie und
Liane und beiderſeitige Eltern dabei zu ſeyn
ausgemacht hätten. Du gutes Geſchöpf! wer
gönnt Dir nicht den blitzenden Ring der Freu¬
de, den Du an Deiner braun und hart geſot¬
tenen Hand anſiehſt, und wer wünſchet nicht
gern, daß ſeine Steine nie ausfallen? —

Bald darauf flog dem Verlaſſenen der
Bruder der vergangnen Feſte an das Herz,
Karl. Er wiederholte beinahe Rabettens Aus¬
ſagen, obwohl nicht ihre Entzückung; er ſagte
— aber ohne ſonderliche Rührung —, daß der
Vater wirklich ihm den Bruderkuß mit einer
Kußhand durch mehrere Zimmer zuwerfe, ihn
ganz beſonders aus- und anzeichne und zu Ge¬
ſchäften freundlich verbrauche — und das Al¬
les bloß, ſeitdem er hinter die Liebe gegen Ra¬
bette und das ſtille Zunicken der Eltern ge¬
kommen ſey; denn vom Herzen zwar ſey bei
dem Vater die Rede nicht, aber doch von Ra¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0099" n="87"/>
&#x017F;etzte &#x017F;ie dazu und kam wieder auf ihren Haupt¬<lb/>
mann, den der Mini&#x017F;ter als Mar&#x017F;chkommi&#x017F;&#x017F;arius<lb/>
der einrückenden Für&#x017F;tin auf die Haarhaarer<lb/>
Straße ver&#x017F;endet habe, doch verwies &#x017F;ie ihn auf<lb/>
die Illuminazions-Nacht in Lilar, wo &#x017F;ie und<lb/>
Liane und beider&#x017F;eitige Eltern dabei zu &#x017F;eyn<lb/>
ausgemacht hätten. Du gutes Ge&#x017F;chöpf! wer<lb/>
gönnt Dir nicht den blitzenden Ring der Freu¬<lb/>
de, den Du an Deiner braun und hart ge&#x017F;ot¬<lb/>
tenen Hand an&#x017F;ieh&#x017F;t, und wer wün&#x017F;chet nicht<lb/>
gern, daß &#x017F;eine Steine nie ausfallen? &#x2014;</p><lb/>
          <p>Bald darauf flog dem Verla&#x017F;&#x017F;enen der<lb/>
Bruder der vergangnen Fe&#x017F;te an das Herz,<lb/>
Karl. Er wiederholte beinahe Rabettens Aus¬<lb/>
&#x017F;agen, obwohl nicht ihre Entzückung; er &#x017F;agte<lb/>
&#x2014; aber ohne &#x017F;onderliche Rührung &#x2014;, daß der<lb/>
Vater wirklich ihm den Bruderkuß mit einer<lb/>
Kußhand durch mehrere Zimmer zuwerfe, ihn<lb/>
ganz be&#x017F;onders aus- und anzeichne und zu Ge¬<lb/>
&#x017F;chäften freundlich verbrauche &#x2014; und das Al¬<lb/>
les bloß, &#x017F;eitdem er hinter die Liebe gegen Ra¬<lb/>
bette und das &#x017F;tille Zunicken der Eltern ge¬<lb/>
kommen &#x017F;ey; denn vom Herzen zwar &#x017F;ey bei<lb/>
dem Vater die Rede nicht, aber doch von Ra¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0099] ſetzte ſie dazu und kam wieder auf ihren Haupt¬ mann, den der Miniſter als Marſchkommiſſarius der einrückenden Fürſtin auf die Haarhaarer Straße verſendet habe, doch verwies ſie ihn auf die Illuminazions-Nacht in Lilar, wo ſie und Liane und beiderſeitige Eltern dabei zu ſeyn ausgemacht hätten. Du gutes Geſchöpf! wer gönnt Dir nicht den blitzenden Ring der Freu¬ de, den Du an Deiner braun und hart geſot¬ tenen Hand anſiehſt, und wer wünſchet nicht gern, daß ſeine Steine nie ausfallen? — Bald darauf flog dem Verlaſſenen der Bruder der vergangnen Feſte an das Herz, Karl. Er wiederholte beinahe Rabettens Aus¬ ſagen, obwohl nicht ihre Entzückung; er ſagte — aber ohne ſonderliche Rührung —, daß der Vater wirklich ihm den Bruderkuß mit einer Kußhand durch mehrere Zimmer zuwerfe, ihn ganz beſonders aus- und anzeichne und zu Ge¬ ſchäften freundlich verbrauche — und das Al¬ les bloß, ſeitdem er hinter die Liebe gegen Ra¬ bette und das ſtille Zunicken der Eltern ge¬ kommen ſey; denn vom Herzen zwar ſey bei dem Vater die Rede nicht, aber doch von Ra¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/99
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/99>, abgerufen am 29.04.2024.