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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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prächtige Juno gegen Euch nicht so stolz wie
gegen andere Leute: dann mag's wohl ein Göt¬
terleben geben."

In den Morgenlüften, von Sonne und
Woge angestrahlt, schwebt' er gleitend auf dem
blauen Spiegel-Meer zwischen zwei Himmeln,
und sein Auge war seelig, wenn es nach dem
Olymp, Epomeo, zurücksah, und war seelig,
wenn es wieder auf die hinauf und hinabschim¬
mernden Küsten, auf den langen ausgelegten
Markt der Erde blickte.

Als sie unter den schwimmenden Pallästen,
den Schiffen, vorbei an die stehenden kamen:
trafen sie das Volk im Taumel eines Heiligen-
Festes. Er vergrub gezwungen den blauen Tag
und das Meer in Tempeln -- in Bildersälen --
in vierten Stockwerken, wo nach der Sitte ei¬
nige Große wohnten, an welche er von seinem
Vater Briefe abgab -- und schöner in der un¬
terirdischen finstern Gasse, die sich durch den
blühenden Posilippo wölbt.

Nur die Aussicht, daß er in der ersten näch¬
sten Einsamkeit mit dem entrückten Herzen re¬
den werde, beruhigte seinen immer aus der Ge¬

prächtige Juno gegen Euch nicht ſo ſtolz wie
gegen andere Leute: dann mag's wohl ein Göt¬
terleben geben.“

In den Morgenlüften, von Sonne und
Woge angeſtrahlt, ſchwebt' er gleitend auf dem
blauen Spiegel-Meer zwiſchen zwei Himmeln,
und ſein Auge war ſeelig, wenn es nach dem
Olymp, Epomeo, zurückſah, und war ſeelig,
wenn es wieder auf die hinauf und hinabſchim¬
mernden Küſten, auf den langen ausgelegten
Markt der Erde blickte.

Als ſie unter den ſchwimmenden Palläſten,
den Schiffen, vorbei an die ſtehenden kamen:
trafen ſie das Volk im Taumel eines Heiligen-
Feſtes. Er vergrub gezwungen den blauen Tag
und das Meer in Tempeln — in Bilderſälen —
in vierten Stockwerken, wo nach der Sitte ei¬
nige Große wohnten, an welche er von ſeinem
Vater Briefe abgab — und ſchöner in der un¬
terirdiſchen finſtern Gaſſe, die ſich durch den
blühenden Poſilippo wölbt.

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ſten Einſamkeit mit dem entrückten Herzen re¬
den werde, beruhigte ſeinen immer aus der Ge¬

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[173/0185] prächtige Juno gegen Euch nicht ſo ſtolz wie gegen andere Leute: dann mag's wohl ein Göt¬ terleben geben.“ In den Morgenlüften, von Sonne und Woge angeſtrahlt, ſchwebt' er gleitend auf dem blauen Spiegel-Meer zwiſchen zwei Himmeln, und ſein Auge war ſeelig, wenn es nach dem Olymp, Epomeo, zurückſah, und war ſeelig, wenn es wieder auf die hinauf und hinabſchim¬ mernden Küſten, auf den langen ausgelegten Markt der Erde blickte. Als ſie unter den ſchwimmenden Palläſten, den Schiffen, vorbei an die ſtehenden kamen: trafen ſie das Volk im Taumel eines Heiligen- Feſtes. Er vergrub gezwungen den blauen Tag und das Meer in Tempeln — in Bilderſälen — in vierten Stockwerken, wo nach der Sitte ei¬ nige Große wohnten, an welche er von ſeinem Vater Briefe abgab — und ſchöner in der un¬ terirdiſchen finſtern Gaſſe, die ſich durch den blühenden Poſilippo wölbt. Nur die Ausſicht, daß er in der erſten näch¬ ſten Einſamkeit mit dem entrückten Herzen re¬ den werde, beruhigte ſeinen immer aus der Ge¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/185>, abgerufen am 06.05.2024.