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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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muß einmal jemand anders gemeynt seyn,
es heissen ja noch mehr Leuthe wie ich.

Der Weibel wußte nicht wer, sie namsete
ihm aber so gleich das Spinnerbabelj -- da
sagte er, der Vogt hätte diesem Bettelmenschen
nicht 5 Bazen, geschweige fünf Gulden ver-
traut.

Was wisset ihr Herr Weibel! wie das hat
können kommen, ihr werdet einmal müssen
gehen und fragen, denn jezt seyt ihr einmal
bey meinem Gewissen am unrechten Orte.

Nun, ich kann wohl gehen, es wird sich
denn zeigen, sagte der Weibel. -- Und das
Spinnerbabj gieng so bald es ihn von der from-
men Nachbarin die Gaß hinaufkommen sah,
ihm entgegen, und sagte, eh er ihns noch an-
redete, -- ja ja, ich weiß was ihr wollet,
und es wird sich wohl machen, ich will es ordeut-
lich kommen zu zahlen.

Aber bist du dem Vogt so viel Geld schul-
dig? sagte der Weibel. Was willst jezt so viel
fragen, es ist manchmal besser, man wisse
nicht gar alles, erwiederte das Babelj.

Du hast recht, sagte der Weibel, ich hab
heut auch nur schon zu viel erfahren. -- Er
wußte aber doch was es war, und wie es kom-
men würde.



muß einmal jemand anders gemeynt ſeyn,
es heiſſen ja noch mehr Leuthe wie ich.

Der Weibel wußte nicht wer, ſie namſete
ihm aber ſo gleich das Spinnerbabelj — da
ſagte er, der Vogt haͤtte dieſem Bettelmenſchen
nicht 5 Bazen, geſchweige fuͤnf Gulden ver-
traut.

Was wiſſet ihr Herr Weibel! wie das hat
koͤnnen kommen, ihr werdet einmal muͤſſen
gehen und fragen, denn jezt ſeyt ihr einmal
bey meinem Gewiſſen am unrechten Orte.

Nun, ich kann wohl gehen, es wird ſich
denn zeigen, ſagte der Weibel. — Und das
Spinnerbabj gieng ſo bald es ihn von der from-
men Nachbarin die Gaß hinaufkommen ſah,
ihm entgegen, und ſagte, eh er ihns noch an-
redete, — ja ja, ich weiß was ihr wollet,
und es wird ſich wohl machen, ich will es ordeut-
lich kommen zu zahlen.

Aber biſt du dem Vogt ſo viel Geld ſchul-
dig? ſagte der Weibel. Was willſt jezt ſo viel
fragen, es iſt manchmal beſſer, man wiſſe
nicht gar alles, erwiederte das Babelj.

Du haſt recht, ſagte der Weibel, ich hab
heut auch nur ſchon zu viel erfahren. — Er
wußte aber doch was es war, und wie es kom-
men wuͤrde.



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[168/0190] muß einmal jemand anders gemeynt ſeyn, es heiſſen ja noch mehr Leuthe wie ich. Der Weibel wußte nicht wer, ſie namſete ihm aber ſo gleich das Spinnerbabelj — da ſagte er, der Vogt haͤtte dieſem Bettelmenſchen nicht 5 Bazen, geſchweige fuͤnf Gulden ver- traut. Was wiſſet ihr Herr Weibel! wie das hat koͤnnen kommen, ihr werdet einmal muͤſſen gehen und fragen, denn jezt ſeyt ihr einmal bey meinem Gewiſſen am unrechten Orte. Nun, ich kann wohl gehen, es wird ſich denn zeigen, ſagte der Weibel. — Und das Spinnerbabj gieng ſo bald es ihn von der from- men Nachbarin die Gaß hinaufkommen ſah, ihm entgegen, und ſagte, eh er ihns noch an- redete, — ja ja, ich weiß was ihr wollet, und es wird ſich wohl machen, ich will es ordeut- lich kommen zu zahlen. Aber biſt du dem Vogt ſo viel Geld ſchul- dig? ſagte der Weibel. Was willſt jezt ſo viel fragen, es iſt manchmal beſſer, man wiſſe nicht gar alles, erwiederte das Babelj. Du haſt recht, ſagte der Weibel, ich hab heut auch nur ſchon zu viel erfahren. — Er wußte aber doch was es war, und wie es kom- men wuͤrde.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/190>, abgerufen am 24.04.2024.