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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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auch das vor Feuer? und ob er dabey seye?
-- Und das Wort, es seyen seine Kutschen-
lichter, richtete sie auf, wie das Wort "es seye
Pardon da"! arme Teufel unter dem Galgen
aufrichtet. Es war nicht anderst als wenn es
sie aus dem Graben herauslupfte.

So wieder auf den Beinen, kamen sie nach
und nach wieder auf die Hauptstraße, wo der
Claus mit seiner Kutsche wartete.

Die meisten hatten Schuh und Hüt, und
was sie in Hirzau gekramt, verloren, und alle
ihre Lichter waren verloschen. Er aber war
gar freundlich mit ihnen, und zündete ihnen ihre
Lichter wieder an. -- Aber mit dem sah er auch
-- wer sie seyen? Das verdroß den Stieren-
bauer, der bösen Wein trinkt, und wenn er nur
eine halbe mehr als er gewohnt, im Leib hat,
nie sein Maul halten kann, der fieng zuerst an
zu murren: es brauche sich nicht, daß er jezt
noch ihnen so unter die Nase zünde; -- er habe
wohl bald etwann Bosheiten genug getrieben.
-- Dann bald sagte er ihm alle Schand und
Spott, und brüllte laut: wenn er sieben mal
des Junkers Knecht und seiner Rossen Kutscher
sey, so seys doch nicht recht und nicht brav,
und ein ehrlicher Kerl machs nicht so, und der-
gleichen.

Das ängstigte die vollen Männer und Wei-
ber, daß sie ihn mit Gewalt vom Claus weg-

auch das vor Feuer? und ob er dabey ſeye?
— Und das Wort, es ſeyen ſeine Kutſchen-
lichter, richtete ſie auf, wie das Wort „es ſeye
Pardon da„! arme Teufel unter dem Galgen
aufrichtet. Es war nicht anderſt als wenn es
ſie aus dem Graben herauslupfte.

So wieder auf den Beinen, kamen ſie nach
und nach wieder auf die Hauptſtraße, wo der
Claus mit ſeiner Kutſche wartete.

Die meiſten hatten Schuh und Huͤt, und
was ſie in Hirzau gekramt, verloren, und alle
ihre Lichter waren verloſchen. Er aber war
gar freundlich mit ihnen, und zuͤndete ihnen ihre
Lichter wieder an. — Aber mit dem ſah er auch
— wer ſie ſeyen? Das verdroß den Stieren-
bauer, der boͤſen Wein trinkt, und wenn er nur
eine halbe mehr als er gewohnt, im Leib hat,
nie ſein Maul halten kann, der fieng zuerſt an
zu murren: es brauche ſich nicht, daß er jezt
noch ihnen ſo unter die Naſe zuͤnde; — er habe
wohl bald etwann Bosheiten genug getrieben.
— Dann bald ſagte er ihm alle Schand und
Spott, und bruͤllte laut: wenn er ſieben mal
des Junkers Knecht und ſeiner Roſſen Kutſcher
ſey, ſo ſeys doch nicht recht und nicht brav,
und ein ehrlicher Kerl machs nicht ſo, und der-
gleichen.

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[383/0405] auch das vor Feuer? und ob er dabey ſeye? — Und das Wort, es ſeyen ſeine Kutſchen- lichter, richtete ſie auf, wie das Wort „es ſeye Pardon da„! arme Teufel unter dem Galgen aufrichtet. Es war nicht anderſt als wenn es ſie aus dem Graben herauslupfte. So wieder auf den Beinen, kamen ſie nach und nach wieder auf die Hauptſtraße, wo der Claus mit ſeiner Kutſche wartete. Die meiſten hatten Schuh und Huͤt, und was ſie in Hirzau gekramt, verloren, und alle ihre Lichter waren verloſchen. Er aber war gar freundlich mit ihnen, und zuͤndete ihnen ihre Lichter wieder an. — Aber mit dem ſah er auch — wer ſie ſeyen? Das verdroß den Stieren- bauer, der boͤſen Wein trinkt, und wenn er nur eine halbe mehr als er gewohnt, im Leib hat, nie ſein Maul halten kann, der fieng zuerſt an zu murren: es brauche ſich nicht, daß er jezt noch ihnen ſo unter die Naſe zuͤnde; — er habe wohl bald etwann Bosheiten genug getrieben. — Dann bald ſagte er ihm alle Schand und Spott, und bruͤllte laut: wenn er ſieben mal des Junkers Knecht und ſeiner Roſſen Kutſcher ſey, ſo ſeys doch nicht recht und nicht brav, und ein ehrlicher Kerl machs nicht ſo, und der- gleichen. Das aͤngſtigte die vollen Maͤnner und Wei- ber, daß ſie ihn mit Gewalt vom Claus weg-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/405>, abgerufen am 28.04.2024.