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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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izt bey hellem Tage, Wein über den Berg zum
Saufen. --

Es spielten Buben die Nacht durch mit Kar-
ten. --

Die Weydhirten fuhren am Morgen im Nebel
in die Einschläge der Armen.

Die Reichen lachten ungescheut darüber, und
sagten, den Armen zu kränken unverhohlen, es
scheint, die Buben merken es schon, wie es etwann
bald wieder kommen möchte. --

Von den Armen dachten schon mehr als die
Hälfte, es ist aus mit unserm Traum -- und ihrer
viele sagten, das Glück hilft nur denen, die etwas
haben. --

Arme Leute! ist denn eine gute Obrigkeit nur
ein Glück? -- *)

Der Kienast mit den vielen Kindern glaubte
auch, mit den geschenkten Frohndiensten und dem
Bürgerholz sey es dann aus, die Vorgesezte geben
ihm dann nichts mehr -- und dem Untervogt, der,
seit dem der Junker zu ihm gesagt, er könne mit



*) Anmerkung. Das Wort Glück hat natür-
licher Weise hier keinen andern Sinn als
Loos in der Lotterie -- hazard -- etc.

izt bey hellem Tage, Wein uͤber den Berg zum
Saufen. —

Es ſpielten Buben die Nacht durch mit Kar-
ten. —

Die Weydhirten fuhren am Morgen im Nebel
in die Einſchlaͤge der Armen.

Die Reichen lachten ungeſcheut daruͤber, und
ſagten, den Armen zu kraͤnken unverhohlen, es
ſcheint, die Buben merken es ſchon, wie es etwann
bald wieder kommen moͤchte. —

Von den Armen dachten ſchon mehr als die
Haͤlfte, es iſt aus mit unſerm Traum — und ihrer
viele ſagten, das Gluͤck hilft nur denen, die etwas
haben. —

Arme Leute! iſt denn eine gute Obrigkeit nur
ein Gluͤck? — *)

Der Kienaſt mit den vielen Kindern glaubte
auch, mit den geſchenkten Frohndienſten und dem
Buͤrgerholz ſey es dann aus, die Vorgeſezte geben
ihm dann nichts mehr — und dem Untervogt, der,
ſeit dem der Junker zu ihm geſagt, er koͤnne mit



*) Anmerkung. Das Wort Gluͤck hat natuͤr-
licher Weiſe hier keinen andern Sinn als
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[110/0128] izt bey hellem Tage, Wein uͤber den Berg zum Saufen. — Es ſpielten Buben die Nacht durch mit Kar- ten. — Die Weydhirten fuhren am Morgen im Nebel in die Einſchlaͤge der Armen. Die Reichen lachten ungeſcheut daruͤber, und ſagten, den Armen zu kraͤnken unverhohlen, es ſcheint, die Buben merken es ſchon, wie es etwann bald wieder kommen moͤchte. — Von den Armen dachten ſchon mehr als die Haͤlfte, es iſt aus mit unſerm Traum — und ihrer viele ſagten, das Gluͤck hilft nur denen, die etwas haben. — Arme Leute! iſt denn eine gute Obrigkeit nur ein Gluͤck? — *) Der Kienaſt mit den vielen Kindern glaubte auch, mit den geſchenkten Frohndienſten und dem Buͤrgerholz ſey es dann aus, die Vorgeſezte geben ihm dann nichts mehr — und dem Untervogt, der, ſeit dem der Junker zu ihm geſagt, er koͤnne mit *) Anmerkung. Das Wort Gluͤck hat natuͤr- licher Weiſe hier keinen andern Sinn als Loos in der Lotterie — hazard — ꝛc.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/128>, abgerufen am 27.04.2024.