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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] hinter den Ohren einen Bug krieget/ wo er das ober-
ste dritte und letzte Gelenck hat/ worinnen sich ein
Halß biegen kan und soll/ also daß nur das wenige
kurtze Theil/ (so zwischen dem hohen Bug und Nak-
ken ist/) etwas vor und abwerts scheinet/ daß es fast
nicht zu mercken ist.

2. Soll er sich unten wol einziehen/ daß kein aus-
stehendes Fleisch oder Kropff/ wie an den Hirschhäl-
sen zu spüren sey.

3. Soll er sich auff keine Seiten krümmen/ auff ei-
ner Seiten mehr als auff der andern ausbiegen/ son-
dern auffrecht und etwas vorwerts stehen.

Die Schenckel.

Die Schenckel sollen erstlich alle vier nicht anderst
unter dem Leib als vier Säulen unter einem Gebäu
stehen: Jn gleicher Weite von einander/ neben ein-
ander/ vor einander/ und nach einander.

Als wenn ein Pferd auf eine gleiche Lini/ so auff der
Erden liget/ gestellet wird/ die zwischen den vier
Schenckeln unter dem Bauch nach der Länge durch-
gehet/ so sollen alle vier Füsse auff beyden Seiten in
einer Weite von derselben abstehen.

Wo auch eine Qverlini im Creutz unter dem
Bauch durchgezogen würde/ so sollen die vordern
Füsse zusammen/ nicht weiter als die beyden hintere
von derselben abgemessen stehen bleiben/ und zwar
vornen und hinten so gleich neben einander/ daß auch
keiner weder von den vordern/ noch hintern/ mehr als
sein nechster Neben Fuß/ von bemeldter Zwerg-Lini
abstehe. Also die 4. Schenckel 4. Punct zwischen
jedem Theil des Creutzes setzen/ nur daß sie nach der
Länge so weit von einand er stehen/ als das Pferd lang
ist/ nach der Qver aber so weit als das Pferd breit ist/
also neben einander näher als hinter einander.

Alle 4. Schenckel sollen gleich tieffe Huffeysen
auff der Erden mercken.

Die vordern Schenckel.

Sollen 1. perpendicular abwerts stehen/ nicht zu-
rück gesetzet/ oder unter dem Bauch/ wovon das Pferd
mit der Brust vorhänget/ (und über die vordern
Schenckel ausweichen heiffet.)

Auch nicht vor die Brust/ dadurch dem hintern
Theil das Nachsetzen über die Gebühr zu weit und
unkräfftig gemachet wird/ und der Leib zurückhän-
gend ist.

2. Nicht zu eng beysammen/ davon der Leib von ei-
ner Seiten zu der andern schwancket/ sich beyde Füsse
stossen/ treten/ und verhindern/ über daß es des Pfer-
des Ansehen vermindert/ das umb so viel mehr/ als es
bey einer völligen breiten Brust geschicht/ auch nicht
zu weit von einander/ welches die Pferde unsicher ma-
chet/ weil sie den Leib von einer Seiten zu der andern
treiben/ auch einem Schragen ähnlich sehen/ und das
umb so viel mehr/ als die Brust schmal ist: Noch mehr
aber/ wann es nur einen Fuß heraus setzet/ und den
andern inwendig behält/ welches sich einem auff die
Seiten fallenden Pferde vergleichet/ sondern/ als
ob eine Bley-Snur neben dem Riß/ mitten durch die
[Spaltenumbruch] Füsse abwerts gelassen wäre/ deren Ruhe oder Grund
der Kern in den untersten Füssen wäre.

Die hintern Schenckel.

Die hintern Schenckel machen von dem halben
Fuß oder hintersten Glied am Knie eine solche Per-
pendicular-Lini abwerts/ und stehen so weit hinter
dem Leib hinauß/ als sie nach der Flache gewachsen
seyn.

Stehen gleichfalls neben einander in solcher Wei-
te/ als die Breite der Groppa dasselbe zulässet.

Daß sie umb oberwehnter Ursachen willen nicht
enger beysammen stehen/ davon würde die Groppa
schwancken/ und von einer Seiten zu der andern fal-
len/ wann sie breit und schwer wäre.

Auch nicht weiter heraus gesetzet/ welches sich glei-
cher Gestalt einem Schragen übelständig erzeigen
würde/ und allein bey schmalen Groppen aus dero
Mangel geschehen muß.

Der Leib.

Der Leib muß wie eine ligende Last/ mit gleicher
Schwere/ auff beyden Seiten/ vornen und hinten
auff 4. Schenckeln/ als auff 4. wolgeordneten Säu-
len ruhen/ nicht vor heraus über die Knie/ noch zurück
für und über die hintern Schenckel hinaus hängen
oder weichen.

Auff keinem von den vier Orten höher oder niedri-
ger/ auff keine Seiten steigen oder hängen/ nicht von
sich schiebend oder zurück ziehend/ sondern recht/ be-
ständig/ leicht und frey vorwerts/ hinderwerts/ auff
eine Seiten wie auff die andere/ inclinirend/ und in
solcher mittelmässiger Verfassung und Bereitschafft
stehen/ daß er allenthalben gleich bald und leicht zu be-
wegen und fortzubringen sey.

Wie das Untertheil des Pferdes nach der Pro-
portion und Beschaffenheit des obern Theils unter-
setzet wird/ so formiret sich das obere Theil nach dem
Zustand des untern/ daß also ein wolgerichtes und
wolgestaltes Pferd vornemblich judiciret wird.



2.
Jn allen beweglichen Ge-
schäfften/ so ein abgerichtes Pferd

machen kan/ und soll/
Muß sich ein jedes Pferd der
Gestalt bezeigen.
1. Müssen die vordern und hintern Füsse/ so wol in
der Stärcke als in der Fertigkeit gleich unterwiesen/
geübet/ und beständig bestätiget seyn.
2. Die Schenckel auff der rechten und lincken
Seiten/ gleicher Gestalt/ in gantz gleicher Stärcke/
Fertigkeit und Versicherung befunden werden.
Denn worinnen unter diesen noch einiger Unter-
schied abzumercken/ das wird für ein Kennzeichen der
Unvoll-

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] hinter den Ohren einen Bug krieget/ wo er das ober-
ſte dritte und letzte Gelenck hat/ worinnen ſich ein
Halß biegen kan und ſoll/ alſo daß nur das wenige
kurtze Theil/ (ſo zwiſchen dem hohen Bug und Nak-
ken iſt/) etwas vor und abwerts ſcheinet/ daß es faſt
nicht zu mercken iſt.

2. Soll er ſich unten wol einziehen/ daß kein aus-
ſtehendes Fleiſch oder Kropff/ wie an den Hirſchhaͤl-
ſen zu ſpuͤren ſey.

3. Soll er ſich auff keine Seiten kruͤmmen/ auff ei-
ner Seiten mehr als auff der andern ausbiegen/ ſon-
dern auffrecht und etwas vorwerts ſtehen.

Die Schenckel.

Die Schenckel ſollen erſtlich alle vier nicht anderſt
unter dem Leib als vier Saͤulen unter einem Gebaͤu
ſtehen: Jn gleicher Weite von einander/ neben ein-
ander/ vor einander/ und nach einander.

Als wenn ein Pferd auf eine gleiche Lini/ ſo auff der
Erden liget/ geſtellet wird/ die zwiſchen den vier
Schenckeln unter dem Bauch nach der Laͤnge durch-
gehet/ ſo ſollen alle vier Fuͤſſe auff beyden Seiten in
einer Weite von derſelben abſtehen.

Wo auch eine Qverlini im Creutz unter dem
Bauch durchgezogen wuͤrde/ ſo ſollen die vordern
Fuͤſſe zuſammen/ nicht weiter als die beyden hintere
von derſelben abgemeſſen ſtehen bleiben/ und zwar
vornen und hinten ſo gleich neben einander/ daß auch
keiner weder von den vordern/ noch hintern/ mehr als
ſein nechſter Neben Fuß/ von bemeldter Zwerg-Lini
abſtehe. Alſo die 4. Schenckel 4. Punct zwiſchen
jedem Theil des Creutzes ſetzen/ nur daß ſie nach der
Laͤnge ſo weit von einand er ſtehen/ als das Pferd lang
iſt/ nach der Qver aber ſo weit als das Pferd breit iſt/
alſo neben einander naͤher als hinter einander.

Alle 4. Schenckel ſollen gleich tieffe Huffeyſen
auff der Erden mercken.

Die vordern Schenckel.

Sollen 1. perpendicular abwerts ſtehen/ nicht zu-
ruͤck geſetzet/ oder unter dem Bauch/ wovon das Pferd
mit der Bruſt vorhaͤnget/ (und uͤber die vordern
Schenckel ausweichen heiffet.)

Auch nicht vor die Bruſt/ dadurch dem hintern
Theil das Nachſetzen uͤber die Gebuͤhr zu weit und
unkraͤfftig gemachet wird/ und der Leib zuruͤckhaͤn-
gend iſt.

2. Nicht zu eng beyſammen/ davon der Leib von ei-
ner Seiten zu der andern ſchwancket/ ſich beyde Fuͤſſe
ſtoſſen/ treten/ und verhindern/ uͤber daß es des Pfer-
des Anſehen vermindert/ das umb ſo viel mehr/ als es
bey einer voͤlligen breiten Bruſt geſchicht/ auch nicht
zu weit von einander/ welches die Pferde unſicher ma-
chet/ weil ſie den Leib von einer Seiten zu der andern
treiben/ auch einem Schragen aͤhnlich ſehen/ und das
umb ſo viel mehr/ als die Bruſt ſchmal iſt: Noch mehr
aber/ wann es nur einen Fuß heraus ſetzet/ und den
andern inwendig behaͤlt/ welches ſich einem auff die
Seiten fallenden Pferde vergleichet/ ſondern/ als
ob eine Bley-Snur neben dem Riß/ mitten durch die
[Spaltenumbruch] Fuͤſſe abwerts gelaſſen waͤre/ deren Ruhe oder Grund
der Kern in den unterſten Fuͤſſen waͤre.

Die hintern Schenckel.

Die hintern Schenckel machen von dem halben
Fuß oder hinterſten Glied am Knie eine ſolche Per-
pendicular-Lini abwerts/ und ſtehen ſo weit hinter
dem Leib hinauß/ als ſie nach der Flache gewachſen
ſeyn.

Stehen gleichfalls neben einander in ſolcher Wei-
te/ als die Breite der Groppa daſſelbe zulaͤſſet.

Daß ſie umb oberwehnter Urſachen willen nicht
enger beyſammen ſtehen/ davon wuͤrde die Groppa
ſchwancken/ und von einer Seiten zu der andern fal-
len/ wann ſie breit und ſchwer waͤre.

Auch nicht weiter heraus geſetzet/ welches ſich glei-
cher Geſtalt einem Schragen uͤbelſtaͤndig erzeigen
wuͤrde/ und allein bey ſchmalen Groppen aus dero
Mangel geſchehen muß.

Der Leib.

Der Leib muß wie eine ligende Laſt/ mit gleicher
Schwere/ auff beyden Seiten/ vornen und hinten
auff 4. Schenckeln/ als auff 4. wolgeordneten Saͤu-
len ruhen/ nicht vor heraus uͤber die Knie/ noch zuruͤck
fuͤr und uͤber die hintern Schenckel hinaus haͤngen
oder weichen.

Auff keinem von den vier Orten hoͤher oder niedri-
ger/ auff keine Seiten ſteigen oder haͤngen/ nicht von
ſich ſchiebend oder zuruͤck ziehend/ ſondern recht/ be-
ſtaͤndig/ leicht und frey vorwerts/ hinderwerts/ auff
eine Seiten wie auff die andere/ inclinirend/ und in
ſolcher mittelmaͤſſiger Verfaſſung und Bereitſchafft
ſtehen/ daß er allenthalben gleich bald und leicht zu be-
wegen und fortzubringen ſey.

Wie das Untertheil des Pferdes nach der Pro-
portion und Beſchaffenheit des obern Theils unter-
ſetzet wird/ ſo formiret ſich das obere Theil nach dem
Zuſtand des untern/ daß alſo ein wolgerichtes und
wolgeſtaltes Pferd vornemblich judiciret wird.



2.
Jn allen beweglichen Ge-
ſchaͤfften/ ſo ein abgerichtes Pferd

machen kan/ und ſoll/
Muß ſich ein jedes Pferd der
Geſtalt bezeigen.
1. Muͤſſen die vordern und hintern Fuͤſſe/ ſo wol in
der Staͤrcke als in der Fertigkeit gleich unterwieſen/
geuͤbet/ und beſtaͤndig beſtaͤtiget ſeyn.
2. Die Schenckel auff der rechten und lincken
Seiten/ gleicher Geſtalt/ in gantz gleicher Staͤrcke/
Fertigkeit und Verſicherung befunden werden.
Denn worinnen unter dieſen noch einiger Unter-
ſchied abzumercken/ das wird fuͤr ein Kennzeichen der
Unvoll-
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[327/0379] Pferde-Schatz. hinter den Ohren einen Bug krieget/ wo er das ober- ſte dritte und letzte Gelenck hat/ worinnen ſich ein Halß biegen kan und ſoll/ alſo daß nur das wenige kurtze Theil/ (ſo zwiſchen dem hohen Bug und Nak- ken iſt/) etwas vor und abwerts ſcheinet/ daß es faſt nicht zu mercken iſt. 2. Soll er ſich unten wol einziehen/ daß kein aus- ſtehendes Fleiſch oder Kropff/ wie an den Hirſchhaͤl- ſen zu ſpuͤren ſey. 3. Soll er ſich auff keine Seiten kruͤmmen/ auff ei- ner Seiten mehr als auff der andern ausbiegen/ ſon- dern auffrecht und etwas vorwerts ſtehen. Die Schenckel. Die Schenckel ſollen erſtlich alle vier nicht anderſt unter dem Leib als vier Saͤulen unter einem Gebaͤu ſtehen: Jn gleicher Weite von einander/ neben ein- ander/ vor einander/ und nach einander. Als wenn ein Pferd auf eine gleiche Lini/ ſo auff der Erden liget/ geſtellet wird/ die zwiſchen den vier Schenckeln unter dem Bauch nach der Laͤnge durch- gehet/ ſo ſollen alle vier Fuͤſſe auff beyden Seiten in einer Weite von derſelben abſtehen. Wo auch eine Qverlini im Creutz unter dem Bauch durchgezogen wuͤrde/ ſo ſollen die vordern Fuͤſſe zuſammen/ nicht weiter als die beyden hintere von derſelben abgemeſſen ſtehen bleiben/ und zwar vornen und hinten ſo gleich neben einander/ daß auch keiner weder von den vordern/ noch hintern/ mehr als ſein nechſter Neben Fuß/ von bemeldter Zwerg-Lini abſtehe. Alſo die 4. Schenckel 4. Punct zwiſchen jedem Theil des Creutzes ſetzen/ nur daß ſie nach der Laͤnge ſo weit von einand er ſtehen/ als das Pferd lang iſt/ nach der Qver aber ſo weit als das Pferd breit iſt/ alſo neben einander naͤher als hinter einander. Alle 4. Schenckel ſollen gleich tieffe Huffeyſen auff der Erden mercken. Die vordern Schenckel. Sollen 1. perpendicular abwerts ſtehen/ nicht zu- ruͤck geſetzet/ oder unter dem Bauch/ wovon das Pferd mit der Bruſt vorhaͤnget/ (und uͤber die vordern Schenckel ausweichen heiffet.) Auch nicht vor die Bruſt/ dadurch dem hintern Theil das Nachſetzen uͤber die Gebuͤhr zu weit und unkraͤfftig gemachet wird/ und der Leib zuruͤckhaͤn- gend iſt. 2. Nicht zu eng beyſammen/ davon der Leib von ei- ner Seiten zu der andern ſchwancket/ ſich beyde Fuͤſſe ſtoſſen/ treten/ und verhindern/ uͤber daß es des Pfer- des Anſehen vermindert/ das umb ſo viel mehr/ als es bey einer voͤlligen breiten Bruſt geſchicht/ auch nicht zu weit von einander/ welches die Pferde unſicher ma- chet/ weil ſie den Leib von einer Seiten zu der andern treiben/ auch einem Schragen aͤhnlich ſehen/ und das umb ſo viel mehr/ als die Bruſt ſchmal iſt: Noch mehr aber/ wann es nur einen Fuß heraus ſetzet/ und den andern inwendig behaͤlt/ welches ſich einem auff die Seiten fallenden Pferde vergleichet/ ſondern/ als ob eine Bley-Snur neben dem Riß/ mitten durch die Fuͤſſe abwerts gelaſſen waͤre/ deren Ruhe oder Grund der Kern in den unterſten Fuͤſſen waͤre. Die hintern Schenckel. Die hintern Schenckel machen von dem halben Fuß oder hinterſten Glied am Knie eine ſolche Per- pendicular-Lini abwerts/ und ſtehen ſo weit hinter dem Leib hinauß/ als ſie nach der Flache gewachſen ſeyn. Stehen gleichfalls neben einander in ſolcher Wei- te/ als die Breite der Groppa daſſelbe zulaͤſſet. Daß ſie umb oberwehnter Urſachen willen nicht enger beyſammen ſtehen/ davon wuͤrde die Groppa ſchwancken/ und von einer Seiten zu der andern fal- len/ wann ſie breit und ſchwer waͤre. Auch nicht weiter heraus geſetzet/ welches ſich glei- cher Geſtalt einem Schragen uͤbelſtaͤndig erzeigen wuͤrde/ und allein bey ſchmalen Groppen aus dero Mangel geſchehen muß. Der Leib. Der Leib muß wie eine ligende Laſt/ mit gleicher Schwere/ auff beyden Seiten/ vornen und hinten auff 4. Schenckeln/ als auff 4. wolgeordneten Saͤu- len ruhen/ nicht vor heraus uͤber die Knie/ noch zuruͤck fuͤr und uͤber die hintern Schenckel hinaus haͤngen oder weichen. Auff keinem von den vier Orten hoͤher oder niedri- ger/ auff keine Seiten ſteigen oder haͤngen/ nicht von ſich ſchiebend oder zuruͤck ziehend/ ſondern recht/ be- ſtaͤndig/ leicht und frey vorwerts/ hinderwerts/ auff eine Seiten wie auff die andere/ inclinirend/ und in ſolcher mittelmaͤſſiger Verfaſſung und Bereitſchafft ſtehen/ daß er allenthalben gleich bald und leicht zu be- wegen und fortzubringen ſey. Wie das Untertheil des Pferdes nach der Pro- portion und Beſchaffenheit des obern Theils unter- ſetzet wird/ ſo formiret ſich das obere Theil nach dem Zuſtand des untern/ daß alſo ein wolgerichtes und wolgeſtaltes Pferd vornemblich judiciret wird. 2. Jn allen beweglichen Ge- ſchaͤfften/ ſo ein abgerichtes Pferd machen kan/ und ſoll/ Muß ſich ein jedes Pferd der Geſtalt bezeigen. 1. Muͤſſen die vordern und hintern Fuͤſſe/ ſo wol in der Staͤrcke als in der Fertigkeit gleich unterwieſen/ geuͤbet/ und beſtaͤndig beſtaͤtiget ſeyn. 2. Die Schenckel auff der rechten und lincken Seiten/ gleicher Geſtalt/ in gantz gleicher Staͤrcke/ Fertigkeit und Verſicherung befunden werden. Denn worinnen unter dieſen noch einiger Unter- ſchied abzumercken/ das wird fuͤr ein Kennzeichen der Unvoll-

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/379>, abgerufen am 28.04.2024.