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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Allgemeine Formulirung.
sorgfältigen Messungen von Rowland u. A. im Wesentlichen be-
stätigt worden.

§ 62. Man kann die Kenntniss des mechanischen Wärme-
äquivalents benutzen, um Wärmemengen, anstatt in Calorieen,
direkt in Erg auszudrücken, und erreicht dadurch den Vortheil,
dass eine Wärmemenge nicht nur proportional, sondern unmittel-
bar gleich ist ihrem mechanischen Aequivalent, wodurch sich
der mathematische Ausdruck der Energie vereinfacht. Diese
Einheit der Wärmemenge soll in den folgenden Gleichungen
überall angewendet werden; bei Zahlenrechnungen kann man
jeden Augenblick durch Division mit 419 · 105 zu Calorieen zu-
rückkehren.

§ 63. Aus der oben gegebenen Formulirung des Energie-
princips ergeben sich sogleich einige weitere Sätze. Da die
Energie U durch den augenblicklichen Zustand des Systems be-
dingt ist, so wird sich ihr Werth ändern, sobald der Zustand
sich ändert. Um den Betrag der Energieänderung zu finden,
die eintritt, wenn das System aus einem Zustand (1) in einen
anderen Zustand (2) übergeht, und die durch die Differenz
U1 -- U2 bestimmt wird, hat man nach der Definition der Energie
den Arbeitswerth (§ 58) aller äusseren Wirkungen zu messen,
welche beim Uebergang des Systems, einmal aus dem Zustand 1,
das andere Mal aus dem Zustand 2, in den Normalzustand ein-
treten, und diese Beträge, welche die Werthe von U1 und U2
darstellen, voneinander zu subtrahiren. Denkt man sich nun
den ersten dieser beiden Uebergänge so eingerichtet, dass er
das System aus dem Zustand 1 durch den Zustand 2 hindurch
in den Normalzustand bringt, so erhellt, dass als gesuchte
Differenz nur der Arbeitswerth derjenigen äusseren Wirkungen
übrig bleibt, welche dem Uebergang des Systems aus 1 in 2
entsprechen. Daher ist U1 -- U2, d. h. die Energieabnahme
eines Systems bei irgend einer Veränderung gleich dem Arbeits-
werth der äusseren Wirkungen, welche bei dieser Veränderung
hervorgebracht werden, oder, was dasselbe bedeutet, die Energie-
zunahme des Systems bei irgend einer Veränderung ist gleich
dem Arbeitswerth der bei dieser Veränderung aufgewendeten
oder verbrauchten äusseren Wirkungen:
U2 -- U1 = Q + A (17)
wo Q das mechanische Aequivalent der ausserhalb des Systems

Allgemeine Formulirung.
sorgfältigen Messungen von Rowland u. A. im Wesentlichen be-
stätigt worden.

§ 62. Man kann die Kenntniss des mechanischen Wärme-
äquivalents benutzen, um Wärmemengen, anstatt in Calorieen,
direkt in Erg auszudrücken, und erreicht dadurch den Vortheil,
dass eine Wärmemenge nicht nur proportional, sondern unmittel-
bar gleich ist ihrem mechanischen Aequivalent, wodurch sich
der mathematische Ausdruck der Energie vereinfacht. Diese
Einheit der Wärmemenge soll in den folgenden Gleichungen
überall angewendet werden; bei Zahlenrechnungen kann man
jeden Augenblick durch Division mit 419 · 105 zu Calorieen zu-
rückkehren.

§ 63. Aus der oben gegebenen Formulirung des Energie-
princips ergeben sich sogleich einige weitere Sätze. Da die
Energie U durch den augenblicklichen Zustand des Systems be-
dingt ist, so wird sich ihr Werth ändern, sobald der Zustand
sich ändert. Um den Betrag der Energieänderung zu finden,
die eintritt, wenn das System aus einem Zustand (1) in einen
anderen Zustand (2) übergeht, und die durch die Differenz
U1U2 bestimmt wird, hat man nach der Definition der Energie
den Arbeitswerth (§ 58) aller äusseren Wirkungen zu messen,
welche beim Uebergang des Systems, einmal aus dem Zustand 1,
das andere Mal aus dem Zustand 2, in den Normalzustand ein-
treten, und diese Beträge, welche die Werthe von U1 und U2
darstellen, voneinander zu subtrahiren. Denkt man sich nun
den ersten dieser beiden Uebergänge so eingerichtet, dass er
das System aus dem Zustand 1 durch den Zustand 2 hindurch
in den Normalzustand bringt, so erhellt, dass als gesuchte
Differenz nur der Arbeitswerth derjenigen äusseren Wirkungen
übrig bleibt, welche dem Uebergang des Systems aus 1 in 2
entsprechen. Daher ist U1U2, d. h. die Energieabnahme
eines Systems bei irgend einer Veränderung gleich dem Arbeits-
werth der äusseren Wirkungen, welche bei dieser Veränderung
hervorgebracht werden, oder, was dasselbe bedeutet, die Energie-
zunahme des Systems bei irgend einer Veränderung ist gleich
dem Arbeitswerth der bei dieser Veränderung aufgewendeten
oder verbrauchten äusseren Wirkungen:
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wo Q das mechanische Aequivalent der ausserhalb des Systems

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[39/0055] Allgemeine Formulirung. sorgfältigen Messungen von Rowland u. A. im Wesentlichen be- stätigt worden. § 62. Man kann die Kenntniss des mechanischen Wärme- äquivalents benutzen, um Wärmemengen, anstatt in Calorieen, direkt in Erg auszudrücken, und erreicht dadurch den Vortheil, dass eine Wärmemenge nicht nur proportional, sondern unmittel- bar gleich ist ihrem mechanischen Aequivalent, wodurch sich der mathematische Ausdruck der Energie vereinfacht. Diese Einheit der Wärmemenge soll in den folgenden Gleichungen überall angewendet werden; bei Zahlenrechnungen kann man jeden Augenblick durch Division mit 419 · 105 zu Calorieen zu- rückkehren. § 63. Aus der oben gegebenen Formulirung des Energie- princips ergeben sich sogleich einige weitere Sätze. Da die Energie U durch den augenblicklichen Zustand des Systems be- dingt ist, so wird sich ihr Werth ändern, sobald der Zustand sich ändert. Um den Betrag der Energieänderung zu finden, die eintritt, wenn das System aus einem Zustand (1) in einen anderen Zustand (2) übergeht, und die durch die Differenz U1 — U2 bestimmt wird, hat man nach der Definition der Energie den Arbeitswerth (§ 58) aller äusseren Wirkungen zu messen, welche beim Uebergang des Systems, einmal aus dem Zustand 1, das andere Mal aus dem Zustand 2, in den Normalzustand ein- treten, und diese Beträge, welche die Werthe von U1 und U2 darstellen, voneinander zu subtrahiren. Denkt man sich nun den ersten dieser beiden Uebergänge so eingerichtet, dass er das System aus dem Zustand 1 durch den Zustand 2 hindurch in den Normalzustand bringt, so erhellt, dass als gesuchte Differenz nur der Arbeitswerth derjenigen äusseren Wirkungen übrig bleibt, welche dem Uebergang des Systems aus 1 in 2 entsprechen. Daher ist U1 — U2, d. h. die Energieabnahme eines Systems bei irgend einer Veränderung gleich dem Arbeits- werth der äusseren Wirkungen, welche bei dieser Veränderung hervorgebracht werden, oder, was dasselbe bedeutet, die Energie- zunahme des Systems bei irgend einer Veränderung ist gleich dem Arbeitswerth der bei dieser Veränderung aufgewendeten oder verbrauchten äusseren Wirkungen: U2 — U1 = Q + A (17) wo Q das mechanische Aequivalent der ausserhalb des Systems

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/55>, abgerufen am 27.04.2024.