Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Amru. O Herr, gewähre Zeit! Gewiß, sie ward entführt; auf schwarzem Roß Sah sie mit einem Mann der Wachen Troß Jn Blitzeseile und in Weheklagen Aus Memphis Thoren unaufhaltsam jagen. Abuzabel. Und alles Forschen einer Königsmacht Verlieh kein Licht in dieses Räthsels Nacht? Amru. Darum die Wahrheit, daß kein menschlich Wesen Der Räuber deiner Tochter ist gewesen. Ein Dämon war's und keiner von den guten, Denn jenes Roß, es schnaubte Feuerfluthen, Und von den Hufen sprüht' es hell empor, Als bräch' der Urnacht Funkengluth hervor. Abuzabel. Und war's ein Dämon -- weh mir! Denn ver- loren, Zum Untergang erkohren ist mein Kind! Amru. Noch lebt sie auf der Oberwelt. Jhr Stern Des Lebens schimmert ja, doch scheint er fern. Drum laß' nicht ab, die Opfer darzubringen Den Göttern! Diese Nacht schon mag's gelingen, Amru. O Herr, gewähre Zeit! Gewiß, ſie ward entführt; auf ſchwarzem Roß Sah ſie mit einem Mann der Wachen Troß Jn Blitzeseile und in Weheklagen Aus Memphis Thoren unaufhaltſam jagen. Abuzabel. Und alles Forſchen einer Königsmacht Verlieh kein Licht in dieſes Räthſels Nacht? Amru. Darum die Wahrheit, daß kein menſchlich Weſen Der Räuber deiner Tochter iſt geweſen. Ein Dämon war’s und keiner von den guten, Denn jenes Roß, es ſchnaubte Feuerfluthen, Und von den Hufen ſprüht’ es hell empor, Als bräch’ der Urnacht Funkengluth hervor. Abuzabel. Und war’s ein Dämon — weh mir! Denn ver- loren, Zum Untergang erkohren iſt mein Kind! Amru. Noch lebt ſie auf der Oberwelt. Jhr Stern Des Lebens ſchimmert ja, doch ſcheint er fern. Drum laß’ nicht ab, die Opfer darzubringen Den Göttern! Dieſe Nacht ſchon mag’s gelingen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0022" n="16"/> <sp who="#AMR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Amru.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O Herr, gewähre Zeit!<lb/> Gewiß, ſie ward entführt; auf ſchwarzem Roß<lb/> Sah ſie mit einem Mann der Wachen Troß<lb/> Jn Blitzeseile und in Weheklagen<lb/> Aus Memphis Thoren unaufhaltſam jagen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ABU"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Abuzabel.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und alles Forſchen einer Königsmacht<lb/> Verlieh kein Licht in dieſes Räthſels Nacht?</p> </sp><lb/> <sp who="#AMR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Amru.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#g">Darum</hi> die Wahrheit, daß kein menſchlich Weſen<lb/> Der Räuber deiner Tochter iſt geweſen.<lb/> Ein Dämon war’s und keiner von den guten,<lb/> Denn jenes Roß, es ſchnaubte Feuerfluthen,<lb/> Und von den Hufen ſprüht’ es hell empor,<lb/> Als bräch’ der Urnacht Funkengluth hervor.</p> </sp><lb/> <sp who="#ABU"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Abuzabel.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und <hi rendition="#g">war’s</hi> ein Dämon — weh mir! Denn ver-<lb/><hi rendition="#et">loren,</hi><lb/> Zum Untergang erkohren iſt mein Kind!</p> </sp><lb/> <sp who="#AMR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Amru.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Noch lebt ſie auf der Oberwelt. Jhr Stern<lb/> Des Lebens ſchimmert ja, doch ſcheint er fern.<lb/> Drum laß’ nicht ab, die Opfer darzubringen<lb/> Den Göttern! Dieſe Nacht ſchon mag’s gelingen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0022]
Amru.
O Herr, gewähre Zeit!
Gewiß, ſie ward entführt; auf ſchwarzem Roß
Sah ſie mit einem Mann der Wachen Troß
Jn Blitzeseile und in Weheklagen
Aus Memphis Thoren unaufhaltſam jagen.
Abuzabel.
Und alles Forſchen einer Königsmacht
Verlieh kein Licht in dieſes Räthſels Nacht?
Amru.
Darum die Wahrheit, daß kein menſchlich Weſen
Der Räuber deiner Tochter iſt geweſen.
Ein Dämon war’s und keiner von den guten,
Denn jenes Roß, es ſchnaubte Feuerfluthen,
Und von den Hufen ſprüht’ es hell empor,
Als bräch’ der Urnacht Funkengluth hervor.
Abuzabel.
Und war’s ein Dämon — weh mir! Denn ver-
loren,
Zum Untergang erkohren iſt mein Kind!
Amru.
Noch lebt ſie auf der Oberwelt. Jhr Stern
Des Lebens ſchimmert ja, doch ſcheint er fern.
Drum laß’ nicht ab, die Opfer darzubringen
Den Göttern! Dieſe Nacht ſchon mag’s gelingen,
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