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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

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II. Aufzug.
Dekoration wie im vorigen.
Casperl (kommt aus dem Hause).
Muß doch wieder ein Mal die schöne Morgen-
luft am See genießen. Der 14tägige Aufenthalt
in dieser einsamen pappendecklen Gegend und Fischer-
hütte ist mir nicht mehr so unangenehm, als er
anfänglich gedroht -- besonders seit sich mein Ritter
mit seiner Burg Ringstetten in Verbindung gesetzt
und die Verproviantirung regelmäßig vor sich geht.
Aber der Umstand bleibt mir doch einigermaßen
röthselhaft, daß der Herr Ritter diesen idul-
lischen
Zustand seinem bewegten Leben auf Tur-
niren, Jagden und sonstig üblichen Spectakel vor-
zieht. Aber ich bugreife allmälig: Nicht der lang-
weilige alte Fischer und dessen langweiliges altes
Weib fesseln ihn an diese feuchten Gestade, sondern
dieses liebliche Wesen, das schöne Kind Undine,
welches auch mein Herz einigermaßen in Buwegung
gesetzt hat! O! O! -- --

Man hört Undinens Gesang auf dem See.
II. Aufzug.
Dekoration wie im vorigen.
Casperl (kommt aus dem Hauſe).
Muß doch wieder ein Mal die ſchöne Morgen-
luft am See genießen. Der 14tägige Aufenthalt
in dieſer einſamen pappendecklen Gegend und Fiſcher-
hütte iſt mir nicht mehr ſo unangenehm, als er
anfänglich gedroht — beſonders ſeit ſich mein Ritter
mit ſeiner Burg Ringſtetten in Verbindung geſetzt
und die Verproviantirung regelmäßig vor ſich geht.
Aber der Umſtand bleibt mir doch einigermaßen
röthſelhaft, daß der Herr Ritter dieſen idul-
liſchen
Zuſtand ſeinem bewegten Leben auf Tur-
niren, Jagden und ſonſtig üblichen Spectakel vor-
zieht. Aber ich bugreife allmälig: Nicht der lang-
weilige alte Fiſcher und deſſen langweiliges altes
Weib feſſeln ihn an dieſe feuchten Geſtade, ſondern
dieſes liebliche Weſen, das ſchöne Kind Undine,
welches auch mein Herz einigermaßen in Buwegung
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[12/0050] II. Aufzug. Dekoration wie im vorigen. Casperl (kommt aus dem Hauſe). Muß doch wieder ein Mal die ſchöne Morgen- luft am See genießen. Der 14tägige Aufenthalt in dieſer einſamen pappendecklen Gegend und Fiſcher- hütte iſt mir nicht mehr ſo unangenehm, als er anfänglich gedroht — beſonders ſeit ſich mein Ritter mit ſeiner Burg Ringſtetten in Verbindung geſetzt und die Verproviantirung regelmäßig vor ſich geht. Aber der Umſtand bleibt mir doch einigermaßen röthſelhaft, daß der Herr Ritter dieſen idul- liſchen Zuſtand ſeinem bewegten Leben auf Tur- niren, Jagden und ſonſtig üblichen Spectakel vor- zieht. Aber ich bugreife allmälig: Nicht der lang- weilige alte Fiſcher und deſſen langweiliges altes Weib feſſeln ihn an dieſe feuchten Geſtade, ſondern dieſes liebliche Weſen, das ſchöne Kind Undine, welches auch mein Herz einigermaßen in Buwegung geſetzt hat! O! O! — — Man hört Undinens Geſang auf dem See.

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/50>, abgerufen am 29.03.2024.