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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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8) von Bürger.

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Auf die Morgenröthe.

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Wann die goldne Frühe, neu geboren, ppo_200.004
Am Olymp mein matter Blick erschaut; ppo_200.005
Dann erblaß' ich, wein' und seufze laut: ppo_200.006
Dort im Glanze wohnt, die ich verloren!
ppo_200.007
Grauer Tithon! du empfängst Auroren ppo_200.008
Froh aufs neu, sobald der Abend thaut; ppo_200.009
Aber ich umarm' erst meine Braut ppo_200.010
An des Schattenlandes schwarzen Thoren.
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Tithon! deines Alters Dämmerung ppo_200.012
Mildert, mit dem Glanz der Rosenstirne, ppo_200.013
Deine Göttin, ewig schön und jung;
ppo_200.014
Aber mir erloschen die Gestirne, ppo_200.015
Sank der Tag in öde Finsterniß, ppo_200.016
Als sich Molly dieser Welt entriß.
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9) von Aug. Wilh. v. Schlegel.

ppo_200.018

An Bürger.

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Süßer Sänger, willst du mir vertrauen, ppo_200.020
Wo sie wohnt, die dein Gesang erhebt? ppo_200.021
Wo sie wandelt, wo ihr Athem webt, ppo_200.022
Muß Gedeihn und Lust die Flur bethauen.
ppo_200.023
Wie? du winkst mir da hinauf zu schauen, ppo_200.024
Wo der Feiertanz der Sterne schwebt? ppo_200.025
Die im Liede lieblich blüht und lebt, ppo_200.026
Weilt sie schon auf Paradiesesauen?
ppo_200.027
Sänger, deine Müh' wird doch belohnt; ppo_200.028
Einsam klagst du nicht am Grabeshügel, ppo_200.029
Jedem Laute gabst du Seraphsflügel.
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Deine Göttin, ewig schön und jung;
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Aber mir erloschen die Gestirne, ppo_200.015
Sank der Tag in öde Finsterniß, ppo_200.016
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Muß Gedeihn und Lust die Flur bethauen.
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/212>, abgerufen am 29.04.2024.