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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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6) von v. Schiller (+ 1805).

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Die Künstler. (abgekürzt)

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Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige ppo_229.004
Stehst du an des Jahrhunderts * Neige, ppo_229.005
Jn edler stolzer Männlichkeit, ppo_229.006
Mit aufgeschloßnem Sinn, mit Geistesfülle, ppo_229.007
Voll milden Ernsts, in thatenreicher Stille, ppo_229.008
Der reifste Sohn der Zeit; ppo_229.009
Frei durch Vernunft, stark durch Gesetze, ppo_229.010
Durch Sanftmuth groß, und reich durch Schätze, ppo_229.011
Die lange Zeit dein Busen dir verschwieg; ppo_229.012
Herr der Natur, die deine Fesseln liebet, ppo_229.013
Die deine Kraft in tausend Kämpfen übet, ppo_229.014
Und prangend unter dir aus der Verwild'rung stieg! ppo_229.015
Jm Fleiß kann dich die Biene meistern, ppo_229.016
Jn der Geschicklichkeit ein Wurm dein Lehrer seyn; ppo_229.017
Dein Wissen theilest du mit vorgezognen Geistern, ppo_229.018
Die Kunst, o Mensch, hast du allein! ppo_229.019
Nur durch das Morgenthor des Schönen ppo_229.020
Drangst du in der Erkenntniß Land; ppo_229.021
An höhern Glanz sich zu gewöhnen, ppo_229.022
Uebt sich am Reize der Verstand. ppo_229.023
Was bei dem Saitenklang der Musen ppo_229.024
Mit süßem Beben dich durchdrang, ppo_229.025
Erzag die Kraft in deinem Busen, ppo_229.026
Die sich dereinst zum Weltgeist schwang! ppo_229.027
Was erst, nachdem Jahrtausende verflossen, ppo_229.028
Die alternde Vernunft erfand, ppo_229.029
Lag im Symbol des Schönen und des Großen, ppo_229.030
Voraus geoffenbahrt dem kindischen Verstand. ppo_229.031
Jhr holdes Bild hieß uns die Tugend lieben,
* ppo_229.032
Noch im achtzehnten Jahrhunderte gedichtet.
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/241>, abgerufen am 29.04.2024.