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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Stückwerk dein Wissen, Arbeit dein Thun. -- ppo_235.002
Ueber dir kreisen Sonnen und Planeten ppo_235.003
Jn ewiger Jugend, ppo_235.004
Scheiden, und kommen, und kennen ihre Zeit, ppo_235.005
Und du, unaussterblich in deiner Gattung, ppo_235.006
Lebst nur in der Gattung fort, ppo_235.007
Und findest kein Mittel, ppo_235.008
Dem Alter und dem Tode zu entgehn. ppo_235.009
Jmmer entgegenreifend der Zerstörung; ppo_235.010
Jm Kern des Lebens ppo_235.011
Trägst du den Wurm des Todes. ppo_235.012
Ueber dir hin ppo_235.013
Wandelt ihren ehrnen Gang die Nothwendigkeit. ppo_235.014
Du aber über deinen geschmückten Gräbern, ppo_235.015
Ueber deinen blumigen Trümmern, ppo_235.016
Weilest flüchtige Tage. ppo_235.017
Vor allen Kindern der grüngelockten Erde ppo_235.018
Gab dir der Schaffende ppo_235.019
Den Blick vorwärts ins Kommende, ppo_235.020
Und den Blick rückwärts ins Vergangne; ppo_235.021
Und zwischen zwei Welten, ppo_235.022
Der sichtbaren und der unsichtbaren, ppo_235.023
Stehest du da. ppo_235.024
Aber nur Dämmerung ist die Aussicht, ppo_235.025
Und einzelne Stralen der Morgenröthe ppo_235.026
Schwimmen in der weiten Ferne. ppo_235.027
Jch hörte viele Fragen ppo_235.028
Vom Orakel der Weisheit; ppo_235.029
Jahrtausende fragen sie, ppo_235.030
Jahrtausende streiten sie über der Antwort: ppo_235.031
"Was kann ich wissen, was glauben, was thun?" ppo_235.032
Wo ist das Orakel der Weisheit? ppo_235.033
Jch will den Fels hinanklimmen, ppo_235.034
Und engten Dornen und Klippen den Pfad;
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[235/0247] ppo_235.001 Stückwerk dein Wissen, Arbeit dein Thun. — ppo_235.002 Ueber dir kreisen Sonnen und Planeten ppo_235.003 Jn ewiger Jugend, ppo_235.004 Scheiden, und kommen, und kennen ihre Zeit, ppo_235.005 Und du, unaussterblich in deiner Gattung, ppo_235.006 Lebst nur in der Gattung fort, ppo_235.007 Und findest kein Mittel, ppo_235.008 Dem Alter und dem Tode zu entgehn. ppo_235.009 Jmmer entgegenreifend der Zerstörung; ppo_235.010 Jm Kern des Lebens ppo_235.011 Trägst du den Wurm des Todes. ppo_235.012 Ueber dir hin ppo_235.013 Wandelt ihren ehrnen Gang die Nothwendigkeit. ppo_235.014 Du aber über deinen geschmückten Gräbern, ppo_235.015 Ueber deinen blumigen Trümmern, ppo_235.016 Weilest flüchtige Tage. ppo_235.017 Vor allen Kindern der grüngelockten Erde ppo_235.018 Gab dir der Schaffende ppo_235.019 Den Blick vorwärts ins Kommende, ppo_235.020 Und den Blick rückwärts ins Vergangne; ppo_235.021 Und zwischen zwei Welten, ppo_235.022 Der sichtbaren und der unsichtbaren, ppo_235.023 Stehest du da. ppo_235.024 Aber nur Dämmerung ist die Aussicht, ppo_235.025 Und einzelne Stralen der Morgenröthe ppo_235.026 Schwimmen in der weiten Ferne. ppo_235.027 Jch hörte viele Fragen ppo_235.028 Vom Orakel der Weisheit; ppo_235.029 Jahrtausende fragen sie, ppo_235.030 Jahrtausende streiten sie über der Antwort: ppo_235.031 „Was kann ich wissen, was glauben, was thun?“ ppo_235.032 Wo ist das Orakel der Weisheit? ppo_235.033 Jch will den Fels hinanklimmen, ppo_235.034 Und engten Dornen und Klippen den Pfad;

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/247>, abgerufen am 29.04.2024.