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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Ein Vorgefühl, das, schmeichelnd, ihn umschlinget, ppo_234.002
Ein Ton, der leicht im Jnnern wiederhallt. ppo_234.003
Je kühner er sich in die Wolken schwinget, ppo_234.004
Um zu erspähn, was droben wogt und wallt; ppo_234.005
Je mehr verwirren, wie im bunten Traume, ppo_234.006
Jhn die Gestalten aus dem fernen Raume.
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Er hört, erstaunt, vom Wesen sonder Schranken, ppo_234.008
Das rastlos schafft, und wirket und erneut; ppo_234.009
Vom Samenkorn unsterblicher Gedanken, ppo_234.010
Das, wuchernd, in der Erde Schoos gedeiht; ppo_234.011
Von Zeugnissen, die wir der Vorwelt danken; ppo_234.012
Vom Tugendsinn, der seines Lohns sich freut! ppo_234.013
Doch alles wird der Zweifelsucht zum Raube; ppo_234.014
Nichts bleibt ihm, als der Einfalt frommer Glaube!
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Ja, glauben soll, nicht wissen, nicht ergründen, ppo_234.016
Der Sterbliche, so lang' er diesseits lebt. ppo_234.017
Jst Licht sein Theil; er wird es jenseits finden, ppo_234.018
Wo sich gewiß auch eine Sonn' erhebt. ppo_234.019
Was mangelt uns in diesen Dämmergründen, ppo_234.020
Um die der Hoffnung milder Schimmer schwebt? ppo_234.021
Sie bietet uns Beruhigung und Frieden. ppo_234.022
Zum Glück bedarf das Herz mehr nicht hinieden!
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9) von Conz.

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Das Orakel der Weisheit. (abgekürzt)

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Unbegreifliches, ppo_234.026
Wenig begreifendes Geschlecht der Sterblichen! ppo_234.027
Ausgesät über die unendliche Erde, ppo_234.028
Unendlich für dich, ppo_234.029
Aber der Schatten eines Puncts ppo_234.030
Vor dem, der das Unendliche selbst ist. ppo_234.031
Du kommst, weißt nicht woher? ppo_234.032
Gehst, weißt nicht wohin?
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/246>, abgerufen am 29.04.2024.