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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Das Kalb das möcht zerreißen dich. ppo_334.002
Der Bauer trat wieder hinter sich, ppo_334.003
Die Kinder weinten alle sam. ppo_334.004
Der Knecht auch aus dem Stadel kam; ppo_334.005
Sie konnten des Lanzknechts nicht vergessen, ppo_334.006
Meinten, das Kalb das hätt' ihn fressen. ppo_334.007
Jn sie kam ein solch Furcht und Graus, ppo_334.008
Und loffen alle aus dem Haus. ppo_334.009
Der Bauer zum Schultheiß sagt böse Mähr, ppo_334.010
Wies mit seinem Kalb ergangen wär ppo_334.011
Des Lanzknechts halb; darob wurd heiß ppo_334.012
Dem Schultheiß ging aus der Angstschweis, ppo_334.013
Hieß bald läuten die Sturmglocken. ppo_334.014
Die Bauern liefen all' erschrocken ppo_334.015
Auf den Kirchhof zitternd und frostig ppo_334.016
Mit ihrer Wehr und Harnisch rostig. ppo_334.017
Da sagt der Schultheiß in (ihnen) die Mähr, ppo_334.018
Wie daß ein grausames Kalb da wär, ppo_334.019
Das hätt' einen großen Mord gethon, ppo_334.020
Es hätt' ein Lanzknecht gefressen schon ppo_334.021
Bis an die Füß. Mit diesem Wurm ppo_334.022
Da müssen wir thun einen Sturm, ppo_334.023
Daß man es von dem Leben thu; ppo_334.024
Wann würd' das Kalb groß wie ein Kuh, ppo_334.025
So fräß' es uns all nach einander. ppo_334.026
Die Bauern erschracken allsander, ppo_334.027
Und zogen für das Haus hinan. ppo_334.028
Der Schultheiß, der war ihr Hauptmann, ppo_334.029
Der sprach zu ihnen: Nun stoßets auf. ppo_334.030
Die Bauern stunden all zu Hauf ppo_334.031
Und sahen das Haus alle an; ppo_334.032
Doch wollt' ihr keiner voren dran, ppo_334.033
Furchten, das Kalb möcht' ihn zerreißen; ppo_334.034
Deshalb thäten sie sich all' spreißen.
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[334/0346] ppo_334.001 Das Kalb das möcht zerreißen dich. ppo_334.002 Der Bauer trat wieder hinter sich, ppo_334.003 Die Kinder weinten alle sam. ppo_334.004 Der Knecht auch aus dem Stadel kam; ppo_334.005 Sie konnten des Lanzknechts nicht vergessen, ppo_334.006 Meinten, das Kalb das hätt' ihn fressen. ppo_334.007 Jn sie kam ein solch Furcht und Graus, ppo_334.008 Und loffen alle aus dem Haus. ppo_334.009 Der Bauer zum Schultheiß sagt böse Mähr, ppo_334.010 Wies mit seinem Kalb ergangen wär ppo_334.011 Des Lanzknechts halb; darob wurd heiß ppo_334.012 Dem Schultheiß ging aus der Angstschweis, ppo_334.013 Hieß bald läuten die Sturmglocken. ppo_334.014 Die Bauern liefen all' erschrocken ppo_334.015 Auf den Kirchhof zitternd und frostig ppo_334.016 Mit ihrer Wehr und Harnisch rostig. ppo_334.017 Da sagt der Schultheiß in (ihnen) die Mähr, ppo_334.018 Wie daß ein grausames Kalb da wär, ppo_334.019 Das hätt' einen großen Mord gethon, ppo_334.020 Es hätt' ein Lanzknecht gefressen schon ppo_334.021 Bis an die Füß. Mit diesem Wurm ppo_334.022 Da müssen wir thun einen Sturm, ppo_334.023 Daß man es von dem Leben thu; ppo_334.024 Wann würd' das Kalb groß wie ein Kuh, ppo_334.025 So fräß' es uns all nach einander. ppo_334.026 Die Bauern erschracken allsander, ppo_334.027 Und zogen für das Haus hinan. ppo_334.028 Der Schultheiß, der war ihr Hauptmann, ppo_334.029 Der sprach zu ihnen: Nun stoßets auf. ppo_334.030 Die Bauern stunden all zu Hauf ppo_334.031 Und sahen das Haus alle an; ppo_334.032 Doch wollt' ihr keiner voren dran, ppo_334.033 Furchten, das Kalb möcht' ihn zerreißen; ppo_334.034 Deshalb thäten sie sich all' spreißen.

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/346>, abgerufen am 15.05.2024.