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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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nem kleinen Pony reitend, begleitet in der Regel die
Pferde, welche demselben Herrn gehören, oder bei
demselben Traininggroom in Kost und Wartung
sind. Die Rennpferde selbst werden hier alle von
kleinen, nur halb angezogenen Jungen auf der Decke
geritten, von denen auch gelegentlich einer zum Ver-
gnügen der Zuschauer abgeworfen wird. Ist diese
für den Pferdeliebhaber allerdings sehr interessante
Besichtigung vorbei, so frühstückt man, geht wohl
noch eine halbe Stunde auf die Pferdeauction, welche,
von dem allbekannten Herrn Tattersall geleitet, bei-
nahe alle Tage auf offener Straße statt findet, und
reitet oder fährt dann zum Wettrennen.

Dieses beginnt ziemlich pünktlich um 12 Uhr. Eine
unabsehbare Grasplaine mit feinem dichten Hutungs-
rasen bewachsen, ist der Kampfplatz, wo verschiedene
Distanzen, von einer ganzen deutschen Meile, als
Maximum, bis zu 1/8 und 1/10 als Minimum, stets
in grader Linie durchlaufen werden. Diese Bahn
ist gegen das Ende hin auf beiden Seiten mit
Stricken eingefaßt, längs welchen außerhalb drei
und vierfache Reihen größtentheils ausgespannter
Wagen stehen, die von oben bis unten, inwen-
dig und auswendig mit Zuschauern besetzt sind.
Am Ziele selbst befindet sich ein Bretterhäuschen,
ohngefähr wie die Schäfer in manchen Gegenden
Deutschlands zu haben pflegen, auf Räder gestellt,
so daß man es beliebig weiter rücken kann, wenn
das Ziel verlängert oder verkürzt werden soll. In
diesem sitzt der Kampfrichter, um vermöge einer ge-

nem kleinen Pony reitend, begleitet in der Regel die
Pferde, welche demſelben Herrn gehören, oder bei
demſelben Traininggroom in Koſt und Wartung
ſind. Die Rennpferde ſelbſt werden hier alle von
kleinen, nur halb angezogenen Jungen auf der Decke
geritten, von denen auch gelegentlich einer zum Ver-
gnügen der Zuſchauer abgeworfen wird. Iſt dieſe
für den Pferdeliebhaber allerdings ſehr intereſſante
Beſichtigung vorbei, ſo frühſtückt man, geht wohl
noch eine halbe Stunde auf die Pferdeauction, welche,
von dem allbekannten Herrn Tatterſall geleitet, bei-
nahe alle Tage auf offener Straße ſtatt findet, und
reitet oder fährt dann zum Wettrennen.

Dieſes beginnt ziemlich pünktlich um 12 Uhr. Eine
unabſehbare Grasplaine mit feinem dichten Hutungs-
raſen bewachſen, iſt der Kampfplatz, wo verſchiedene
Diſtanzen, von einer ganzen deutſchen Meile, als
Maximum, bis zu ⅛ und 1/10 als Minimum, ſtets
in grader Linie durchlaufen werden. Dieſe Bahn
iſt gegen das Ende hin auf beiden Seiten mit
Stricken eingefaßt, längs welchen außerhalb drei
und vierfache Reihen größtentheils ausgeſpannter
Wagen ſtehen, die von oben bis unten, inwen-
dig und auswendig mit Zuſchauern beſetzt ſind.
Am Ziele ſelbſt befindet ſich ein Bretterhäuschen,
ohngefähr wie die Schäfer in manchen Gegenden
Deutſchlands zu haben pflegen, auf Räder geſtellt,
ſo daß man es beliebig weiter rücken kann, wenn
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[74/0114] nem kleinen Pony reitend, begleitet in der Regel die Pferde, welche demſelben Herrn gehören, oder bei demſelben Traininggroom in Koſt und Wartung ſind. Die Rennpferde ſelbſt werden hier alle von kleinen, nur halb angezogenen Jungen auf der Decke geritten, von denen auch gelegentlich einer zum Ver- gnügen der Zuſchauer abgeworfen wird. Iſt dieſe für den Pferdeliebhaber allerdings ſehr intereſſante Beſichtigung vorbei, ſo frühſtückt man, geht wohl noch eine halbe Stunde auf die Pferdeauction, welche, von dem allbekannten Herrn Tatterſall geleitet, bei- nahe alle Tage auf offener Straße ſtatt findet, und reitet oder fährt dann zum Wettrennen. Dieſes beginnt ziemlich pünktlich um 12 Uhr. Eine unabſehbare Grasplaine mit feinem dichten Hutungs- raſen bewachſen, iſt der Kampfplatz, wo verſchiedene Diſtanzen, von einer ganzen deutſchen Meile, als Maximum, bis zu ⅛ und 1/10 als Minimum, ſtets in grader Linie durchlaufen werden. Dieſe Bahn iſt gegen das Ende hin auf beiden Seiten mit Stricken eingefaßt, längs welchen außerhalb drei und vierfache Reihen größtentheils ausgeſpannter Wagen ſtehen, die von oben bis unten, inwen- dig und auswendig mit Zuſchauern beſetzt ſind. Am Ziele ſelbſt befindet ſich ein Bretterhäuschen, ohngefähr wie die Schäfer in manchen Gegenden Deutſchlands zu haben pflegen, auf Räder geſtellt, ſo daß man es beliebig weiter rücken kann, wenn das Ziel verlängert oder verkürzt werden ſoll. In dieſem ſitzt der Kampfrichter, um vermöge einer ge-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/114>, abgerufen am 29.04.2024.