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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Hinkmars von Repkow
ich dem Pfarrer in meinem Dorfe seinen Sohn zum
Substituten gab: So ward, wie man leicht glau-
ben kann, dieser wichtige Umstand der Kirchenhi-
storie von mehr, als einem Rohre, besungen. Es
würde zu weitläuftig seyn, alle die schönen Gedanken
anzuführen, welche bey dieser vortrefflichen Gele-
genheit verschwendet wurden. Keiner aber hat mich
so sehr gerührt, als derjenige, da ein Dichter den
jungen Substituten des großen Vaters großen
Sohn nennte. Jch bin versichert, daß dieser präch-
tige Ausdruck bey dieser Gelegenheit nicht zum er-
stenmale angewandt ist, und sonder Zweifel auch in
folgenden Zeiten seine Liebhaber finden wird. Aber
eben dadurch suche ich auch obige Worte meines
Textes zu rechtfertigen. Denn schickt er sich für
einen Dorfpfarrer, und seinen Substituten, so wird
man ihn einem Kirchenpatron gewiß nicht streitig
machen können.

Mich Deiner Gunst empfohlen) Gunst
heißt hier, und bey andern dergleichen Zuschriften,
in poetischem Verstande, so viel, als baares Geld.

Du selbst ein Dichter bist, der Ewigkeit
entgegen
) oder wie es im Zusammenhange des
Textes heißen würde: Du siehst der Ewigkeit ent-
gegen, weil du selbst ein Dichter bist. Man sieht
wohl, daß diese Zueignungsschrift in Versen abge-
faßt ist; und weil sie in Versen abgefaßt ist; So
folgt natürlicher Weise, daß der Verfasser ein Poet
seyn muß, denn eben dadurch unterscheidet sich ein
Poet von andern Geschöpfen, daß er Verse macht.
Es ist also nichts neues, wenn ein Poet glaubt, er

könne

Hinkmars von Repkow
ich dem Pfarrer in meinem Dorfe ſeinen Sohn zum
Subſtituten gab: So ward, wie man leicht glau-
ben kann, dieſer wichtige Umſtand der Kirchenhi-
ſtorie von mehr, als einem Rohre, beſungen. Es
wuͤrde zu weitlaͤuftig ſeyn, alle die ſchoͤnen Gedanken
anzufuͤhren, welche bey dieſer vortrefflichen Gele-
genheit verſchwendet wurden. Keiner aber hat mich
ſo ſehr geruͤhrt, als derjenige, da ein Dichter den
jungen Subſtituten des großen Vaters großen
Sohn nennte. Jch bin verſichert, daß dieſer praͤch-
tige Ausdruck bey dieſer Gelegenheit nicht zum er-
ſtenmale angewandt iſt, und ſonder Zweifel auch in
folgenden Zeiten ſeine Liebhaber finden wird. Aber
eben dadurch ſuche ich auch obige Worte meines
Textes zu rechtfertigen. Denn ſchickt er ſich fuͤr
einen Dorfpfarrer, und ſeinen Subſtituten, ſo wird
man ihn einem Kirchenpatron gewiß nicht ſtreitig
machen koͤnnen.

Mich Deiner Gunſt empfohlen) Gunſt
heißt hier, und bey andern dergleichen Zuſchriften,
in poetiſchem Verſtande, ſo viel, als baares Geld.

Du ſelbſt ein Dichter biſt, der Ewigkeit
entgegen
) oder wie es im Zuſammenhange des
Textes heißen wuͤrde: Du ſiehſt der Ewigkeit ent-
gegen, weil du ſelbſt ein Dichter biſt. Man ſieht
wohl, daß dieſe Zueignungsſchrift in Verſen abge-
faßt iſt; und weil ſie in Verſen abgefaßt iſt; So
folgt natuͤrlicher Weiſe, daß der Verfaſſer ein Poet
ſeyn muß, denn eben dadurch unterſcheidet ſich ein
Poet von andern Geſchoͤpfen, daß er Verſe macht.
Es iſt alſo nichts neues, wenn ein Poet glaubt, er

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[118/0118] Hinkmars von Repkow ich dem Pfarrer in meinem Dorfe ſeinen Sohn zum Subſtituten gab: So ward, wie man leicht glau- ben kann, dieſer wichtige Umſtand der Kirchenhi- ſtorie von mehr, als einem Rohre, beſungen. Es wuͤrde zu weitlaͤuftig ſeyn, alle die ſchoͤnen Gedanken anzufuͤhren, welche bey dieſer vortrefflichen Gele- genheit verſchwendet wurden. Keiner aber hat mich ſo ſehr geruͤhrt, als derjenige, da ein Dichter den jungen Subſtituten des großen Vaters großen Sohn nennte. Jch bin verſichert, daß dieſer praͤch- tige Ausdruck bey dieſer Gelegenheit nicht zum er- ſtenmale angewandt iſt, und ſonder Zweifel auch in folgenden Zeiten ſeine Liebhaber finden wird. Aber eben dadurch ſuche ich auch obige Worte meines Textes zu rechtfertigen. Denn ſchickt er ſich fuͤr einen Dorfpfarrer, und ſeinen Subſtituten, ſo wird man ihn einem Kirchenpatron gewiß nicht ſtreitig machen koͤnnen. Mich Deiner Gunſt empfohlen) Gunſt heißt hier, und bey andern dergleichen Zuſchriften, in poetiſchem Verſtande, ſo viel, als baares Geld. Du ſelbſt ein Dichter biſt, der Ewigkeit entgegen) oder wie es im Zuſammenhange des Textes heißen wuͤrde: Du ſiehſt der Ewigkeit ent- gegen, weil du ſelbſt ein Dichter biſt. Man ſieht wohl, daß dieſe Zueignungsſchrift in Verſen abge- faßt iſt; und weil ſie in Verſen abgefaßt iſt; So folgt natuͤrlicher Weiſe, daß der Verfaſſer ein Poet ſeyn muß, denn eben dadurch unterſcheidet ſich ein Poet von andern Geſchoͤpfen, daß er Verſe macht. Es iſt alſo nichts neues, wenn ein Poet glaubt, er koͤnne

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/118>, abgerufen am 28.04.2024.