Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Satyrische Briefe.
diese Vorschläge nicht: so will ich Jhnen noch ei-
nen andern thun. Recognosciren Sie den Wech-
sel nicht. Wenn ihn die Gerichte produciren, so
stellen Sie Sich so trunken, daß Sie weder reden
noch sehen können. Sie gewinnen doch wieder ei-
nige Stunden Luft; kömmt Zeit, kömmt Rath.
Wenn alle Stränge reißen, so weiß ich noch ein
Mittel; aber das ist freylich ein verzweifeltes Mit-
tel. Jch habe es bey andern Gelegenheiten mit
gutem Vortheil gebraucht. Mit einem Worte,
Gnädiger Herr, ich will Sie närrisch machen, so
bald es Jhnen gefällt. Befehlen Sie nur. So
närrisch, daß Sie selbst nicht wissen sollen, wie
Sie daran sind. Noch eins. Was meynen Sie,
wenn ich Jhnen von Jhrem Gläubiger einen Wech-
sel auf dreytausend Thaler schaffe, die er von Jh-
nen geborgt hat? Den Augenblick sollen Sie den
haben. Mein Schreiber kann alle Hände nach-
malen; und wie man die Siegel nachdruckt, das
verstehe ich. Jch mag das Ding ansehn, von wel-
cher Seite ich will, so gefällt mir dieser Vorschlag
am besten. Haben Sie doch nicht nöthig, ihn
auf die 3000 Thlr. zu verklagen; es ist genug,
wenn Sie ihm zu eben der Zeit mit dem Arreste
drohen, da er sich gegen Sie unnütze macht. Und
treibt er die Sache gar zu weit; gut, so muß er
sie bezahlen; geben Sie ihm seine 2000 Thlr.
davon, und wenn Jhnen das dritte tausend auf
dem Gewissen liegt, so geben Sie es nur mir, ich
will mit meinem Gewissen schon zu rechte kommen.

Wenn

Satyriſche Briefe.
dieſe Vorſchlaͤge nicht: ſo will ich Jhnen noch ei-
nen andern thun. Recognoſciren Sie den Wech-
ſel nicht. Wenn ihn die Gerichte produciren, ſo
ſtellen Sie Sich ſo trunken, daß Sie weder reden
noch ſehen koͤnnen. Sie gewinnen doch wieder ei-
nige Stunden Luft; koͤmmt Zeit, koͤmmt Rath.
Wenn alle Straͤnge reißen, ſo weiß ich noch ein
Mittel; aber das iſt freylich ein verzweifeltes Mit-
tel. Jch habe es bey andern Gelegenheiten mit
gutem Vortheil gebraucht. Mit einem Worte,
Gnaͤdiger Herr, ich will Sie naͤrriſch machen, ſo
bald es Jhnen gefaͤllt. Befehlen Sie nur. So
naͤrriſch, daß Sie ſelbſt nicht wiſſen ſollen, wie
Sie daran ſind. Noch eins. Was meynen Sie,
wenn ich Jhnen von Jhrem Glaͤubiger einen Wech-
ſel auf dreytauſend Thaler ſchaffe, die er von Jh-
nen geborgt hat? Den Augenblick ſollen Sie den
haben. Mein Schreiber kann alle Haͤnde nach-
malen; und wie man die Siegel nachdruckt, das
verſtehe ich. Jch mag das Ding anſehn, von wel-
cher Seite ich will, ſo gefaͤllt mir dieſer Vorſchlag
am beſten. Haben Sie doch nicht noͤthig, ihn
auf die 3000 Thlr. zu verklagen; es iſt genug,
wenn Sie ihm zu eben der Zeit mit dem Arreſte
drohen, da er ſich gegen Sie unnuͤtze macht. Und
treibt er die Sache gar zu weit; gut, ſo muß er
ſie bezahlen; geben Sie ihm ſeine 2000 Thlr.
davon, und wenn Jhnen das dritte tauſend auf
dem Gewiſſen liegt, ſo geben Sie es nur mir, ich
will mit meinem Gewiſſen ſchon zu rechte kommen.

Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0427" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Satyri&#x017F;che Briefe.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;e Vor&#x017F;chla&#x0364;ge nicht: &#x017F;o will ich Jhnen noch ei-<lb/>
nen andern thun. Recogno&#x017F;ciren Sie den Wech-<lb/>
&#x017F;el nicht. Wenn ihn die Gerichte produciren, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tellen Sie Sich &#x017F;o trunken, daß Sie weder reden<lb/>
noch &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen. Sie gewinnen doch wieder ei-<lb/>
nige Stunden Luft; ko&#x0364;mmt Zeit, ko&#x0364;mmt Rath.<lb/>
Wenn alle Stra&#x0364;nge reißen, &#x017F;o weiß ich noch ein<lb/>
Mittel; aber das i&#x017F;t freylich ein verzweifeltes Mit-<lb/>
tel. Jch habe es bey andern Gelegenheiten mit<lb/>
gutem Vortheil gebraucht. Mit einem Worte,<lb/>
Gna&#x0364;diger Herr, ich will Sie na&#x0364;rri&#x017F;ch machen, &#x017F;o<lb/>
bald es Jhnen gefa&#x0364;llt. Befehlen Sie nur. So<lb/>
na&#x0364;rri&#x017F;ch, daß Sie &#x017F;elb&#x017F;t nicht wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen, wie<lb/>
Sie daran &#x017F;ind. Noch eins. Was meynen Sie,<lb/>
wenn ich Jhnen von Jhrem Gla&#x0364;ubiger einen Wech-<lb/>
&#x017F;el auf dreytau&#x017F;end Thaler &#x017F;chaffe, die er von Jh-<lb/>
nen geborgt hat? Den Augenblick &#x017F;ollen Sie den<lb/>
haben. Mein Schreiber kann alle Ha&#x0364;nde nach-<lb/>
malen; und wie man die Siegel nachdruckt, das<lb/>
ver&#x017F;tehe ich. Jch mag das Ding an&#x017F;ehn, von wel-<lb/>
cher Seite ich will, &#x017F;o gefa&#x0364;llt mir die&#x017F;er Vor&#x017F;chlag<lb/>
am be&#x017F;ten. Haben Sie doch nicht no&#x0364;thig, ihn<lb/>
auf die 3000 Thlr. zu verklagen; es i&#x017F;t genug,<lb/>
wenn Sie ihm zu eben der Zeit mit dem Arre&#x017F;te<lb/>
drohen, da er &#x017F;ich gegen Sie unnu&#x0364;tze macht. Und<lb/>
treibt er die Sache gar zu weit; gut, &#x017F;o muß er<lb/>
&#x017F;ie bezahlen; geben Sie ihm &#x017F;eine 2000 Thlr.<lb/>
davon, und wenn Jhnen das dritte tau&#x017F;end auf<lb/>
dem Gewi&#x017F;&#x017F;en liegt, &#x017F;o geben Sie es nur mir, ich<lb/>
will mit meinem Gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chon zu rechte kommen.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0427] Satyriſche Briefe. dieſe Vorſchlaͤge nicht: ſo will ich Jhnen noch ei- nen andern thun. Recognoſciren Sie den Wech- ſel nicht. Wenn ihn die Gerichte produciren, ſo ſtellen Sie Sich ſo trunken, daß Sie weder reden noch ſehen koͤnnen. Sie gewinnen doch wieder ei- nige Stunden Luft; koͤmmt Zeit, koͤmmt Rath. Wenn alle Straͤnge reißen, ſo weiß ich noch ein Mittel; aber das iſt freylich ein verzweifeltes Mit- tel. Jch habe es bey andern Gelegenheiten mit gutem Vortheil gebraucht. Mit einem Worte, Gnaͤdiger Herr, ich will Sie naͤrriſch machen, ſo bald es Jhnen gefaͤllt. Befehlen Sie nur. So naͤrriſch, daß Sie ſelbſt nicht wiſſen ſollen, wie Sie daran ſind. Noch eins. Was meynen Sie, wenn ich Jhnen von Jhrem Glaͤubiger einen Wech- ſel auf dreytauſend Thaler ſchaffe, die er von Jh- nen geborgt hat? Den Augenblick ſollen Sie den haben. Mein Schreiber kann alle Haͤnde nach- malen; und wie man die Siegel nachdruckt, das verſtehe ich. Jch mag das Ding anſehn, von wel- cher Seite ich will, ſo gefaͤllt mir dieſer Vorſchlag am beſten. Haben Sie doch nicht noͤthig, ihn auf die 3000 Thlr. zu verklagen; es iſt genug, wenn Sie ihm zu eben der Zeit mit dem Arreſte drohen, da er ſich gegen Sie unnuͤtze macht. Und treibt er die Sache gar zu weit; gut, ſo muß er ſie bezahlen; geben Sie ihm ſeine 2000 Thlr. davon, und wenn Jhnen das dritte tauſend auf dem Gewiſſen liegt, ſo geben Sie es nur mir, ich will mit meinem Gewiſſen ſchon zu rechte kommen. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/427
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/427>, abgerufen am 04.05.2024.