Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

der katholischen Restauration. Deutschland.
gion anbetreffen: Protestanten duldete er nicht an seinem
Hofe 1). So großen Namen gesellte sich Neithard von Thün-
gen, Bischof von Bamberg, zu. Als er von seiner Hauptstadt
Besitz nahm, fand er den ganzen Rath bis auf zwei Mitglie-
der protestantisch. Er hatte schon in Würzburg dem Bischof
Julius beigestanden: er entschloß sich die Maaßregeln desselben
nunmehr auf Bamberg anzuwenden. Bereits für Weihnachten
1595 erließ er sein Reformationsedict: es lautet auf Abend-
mahl nach katholischem Ritus oder Auswanderung; und ob-
wohl Domcapitel, Adel und Landschaft ihm widersprachen,
von den Nachbarn die dringendsten Vorstellungen ergingen, so
finden wir doch alle die folgenden Jahre hindurch die Re-
formationsbefehle erneuert und im Ganzen ausgeführt 2).
Mit dem Bamberger wetteiferte in Niederdeutschland Theo-
dor von Fürstenberg zu Paderborn. Im Jahre 1596 setzte
er alle Priester seiner Diöces gefangen, die das Abendmahl
unter beiderlei Gestalt austheilten. Natürlich gerieth er
hierüber mit seinem Adel in Entzweiung, und wir finden
Bischof und Adel sich wechselseitig ihre Heerden, ihre Stu-
tereien wegtreiben. Auch mit der Stadt gerieth er end-
lich in offene Fehde. Unglücklicherweise erhob sich hier ein
ungestümer Volksführer, der doch der großen Stellung nicht
gewachsen war, deren er sich bemächtigt hatte. Im Jahre
1604 ward Paderborn zu neuer Huldigung gezwungen.
Hierauf ward das Jesuitencollegium auf das prächtigste
ausgestattet: in kurzem erging auch hier ein Edict, das

1) Masenius: Continuatio Broweri p. 474.
2) Jäck: Geschichte von Bamberg, z. B. III, 212. 199; al-
lein im Grunde allenthalben, denn diese Geschichte beschäftigt sich
besonders mit der Antireformation.
Päpste* 26

der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland.
gion anbetreffen: Proteſtanten duldete er nicht an ſeinem
Hofe 1). So großen Namen geſellte ſich Neithard von Thuͤn-
gen, Biſchof von Bamberg, zu. Als er von ſeiner Hauptſtadt
Beſitz nahm, fand er den ganzen Rath bis auf zwei Mitglie-
der proteſtantiſch. Er hatte ſchon in Wuͤrzburg dem Biſchof
Julius beigeſtanden: er entſchloß ſich die Maaßregeln deſſelben
nunmehr auf Bamberg anzuwenden. Bereits fuͤr Weihnachten
1595 erließ er ſein Reformationsedict: es lautet auf Abend-
mahl nach katholiſchem Ritus oder Auswanderung; und ob-
wohl Domcapitel, Adel und Landſchaft ihm widerſprachen,
von den Nachbarn die dringendſten Vorſtellungen ergingen, ſo
finden wir doch alle die folgenden Jahre hindurch die Re-
formationsbefehle erneuert und im Ganzen ausgefuͤhrt 2).
Mit dem Bamberger wetteiferte in Niederdeutſchland Theo-
dor von Fuͤrſtenberg zu Paderborn. Im Jahre 1596 ſetzte
er alle Prieſter ſeiner Dioͤces gefangen, die das Abendmahl
unter beiderlei Geſtalt austheilten. Natuͤrlich gerieth er
hieruͤber mit ſeinem Adel in Entzweiung, und wir finden
Biſchof und Adel ſich wechſelſeitig ihre Heerden, ihre Stu-
tereien wegtreiben. Auch mit der Stadt gerieth er end-
lich in offene Fehde. Ungluͤcklicherweiſe erhob ſich hier ein
ungeſtuͤmer Volksfuͤhrer, der doch der großen Stellung nicht
gewachſen war, deren er ſich bemaͤchtigt hatte. Im Jahre
1604 ward Paderborn zu neuer Huldigung gezwungen.
Hierauf ward das Jeſuitencollegium auf das praͤchtigſte
ausgeſtattet: in kurzem erging auch hier ein Edict, das

1) Masenius: Continuatio Broweri p. 474.
2) Jaͤck: Geſchichte von Bamberg, z. B. III, 212. 199; al-
lein im Grunde allenthalben, denn dieſe Geſchichte beſchaͤftigt ſich
beſonders mit der Antireformation.
Päpſte* 26
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0413" n="401"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">der katholi&#x017F;chen Re&#x017F;tauration. Deut&#x017F;chland</hi>.</fw><lb/>
gion anbetreffen: Prote&#x017F;tanten duldete er nicht an &#x017F;einem<lb/>
Hofe <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Masenius: Continuatio Broweri p.</hi> 474.</note>. So großen Namen ge&#x017F;ellte &#x017F;ich Neithard von Thu&#x0364;n-<lb/>
gen, Bi&#x017F;chof von Bamberg, zu. Als er von &#x017F;einer Haupt&#x017F;tadt<lb/>
Be&#x017F;itz nahm, fand er den ganzen Rath bis auf zwei Mitglie-<lb/>
der prote&#x017F;tanti&#x017F;ch. Er hatte &#x017F;chon in Wu&#x0364;rzburg dem Bi&#x017F;chof<lb/>
Julius beige&#x017F;tanden: er ent&#x017F;chloß &#x017F;ich die Maaßregeln de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
nunmehr auf Bamberg anzuwenden. Bereits fu&#x0364;r Weihnachten<lb/>
1595 erließ er &#x017F;ein Reformationsedict: es lautet auf Abend-<lb/>
mahl nach katholi&#x017F;chem Ritus oder Auswanderung; und ob-<lb/>
wohl Domcapitel, Adel und Land&#x017F;chaft ihm wider&#x017F;prachen,<lb/>
von den Nachbarn die dringend&#x017F;ten Vor&#x017F;tellungen ergingen, &#x017F;o<lb/>
finden wir doch alle die folgenden Jahre hindurch die Re-<lb/>
formationsbefehle erneuert und im Ganzen ausgefu&#x0364;hrt <note place="foot" n="2)">Ja&#x0364;ck: Ge&#x017F;chichte von Bamberg, z. B. <hi rendition="#aq">III,</hi> 212. 199; al-<lb/>
lein im Grunde allenthalben, denn die&#x017F;e Ge&#x017F;chichte be&#x017F;cha&#x0364;ftigt &#x017F;ich<lb/>
be&#x017F;onders mit der Antireformation.</note>.<lb/>
Mit dem Bamberger wetteiferte in Niederdeut&#x017F;chland Theo-<lb/>
dor von Fu&#x0364;r&#x017F;tenberg zu Paderborn. Im Jahre 1596 &#x017F;etzte<lb/>
er alle Prie&#x017F;ter &#x017F;einer Dio&#x0364;ces gefangen, die das Abendmahl<lb/>
unter beiderlei Ge&#x017F;talt austheilten. Natu&#x0364;rlich gerieth er<lb/>
hieru&#x0364;ber mit &#x017F;einem Adel in Entzweiung, und wir finden<lb/>
Bi&#x017F;chof und Adel &#x017F;ich wech&#x017F;el&#x017F;eitig ihre Heerden, ihre Stu-<lb/>
tereien wegtreiben. Auch mit der Stadt gerieth er end-<lb/>
lich in offene Fehde. Unglu&#x0364;cklicherwei&#x017F;e erhob &#x017F;ich hier ein<lb/>
unge&#x017F;tu&#x0364;mer Volksfu&#x0364;hrer, der doch der großen Stellung nicht<lb/>
gewach&#x017F;en war, deren er &#x017F;ich bema&#x0364;chtigt hatte. Im Jahre<lb/>
1604 ward Paderborn zu neuer Huldigung gezwungen.<lb/>
Hierauf ward das Je&#x017F;uitencollegium auf das pra&#x0364;chtig&#x017F;te<lb/>
ausge&#x017F;tattet: in kurzem erging auch hier ein Edict, das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Päp&#x017F;te* 26</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[401/0413] der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland. gion anbetreffen: Proteſtanten duldete er nicht an ſeinem Hofe 1). So großen Namen geſellte ſich Neithard von Thuͤn- gen, Biſchof von Bamberg, zu. Als er von ſeiner Hauptſtadt Beſitz nahm, fand er den ganzen Rath bis auf zwei Mitglie- der proteſtantiſch. Er hatte ſchon in Wuͤrzburg dem Biſchof Julius beigeſtanden: er entſchloß ſich die Maaßregeln deſſelben nunmehr auf Bamberg anzuwenden. Bereits fuͤr Weihnachten 1595 erließ er ſein Reformationsedict: es lautet auf Abend- mahl nach katholiſchem Ritus oder Auswanderung; und ob- wohl Domcapitel, Adel und Landſchaft ihm widerſprachen, von den Nachbarn die dringendſten Vorſtellungen ergingen, ſo finden wir doch alle die folgenden Jahre hindurch die Re- formationsbefehle erneuert und im Ganzen ausgefuͤhrt 2). Mit dem Bamberger wetteiferte in Niederdeutſchland Theo- dor von Fuͤrſtenberg zu Paderborn. Im Jahre 1596 ſetzte er alle Prieſter ſeiner Dioͤces gefangen, die das Abendmahl unter beiderlei Geſtalt austheilten. Natuͤrlich gerieth er hieruͤber mit ſeinem Adel in Entzweiung, und wir finden Biſchof und Adel ſich wechſelſeitig ihre Heerden, ihre Stu- tereien wegtreiben. Auch mit der Stadt gerieth er end- lich in offene Fehde. Ungluͤcklicherweiſe erhob ſich hier ein ungeſtuͤmer Volksfuͤhrer, der doch der großen Stellung nicht gewachſen war, deren er ſich bemaͤchtigt hatte. Im Jahre 1604 ward Paderborn zu neuer Huldigung gezwungen. Hierauf ward das Jeſuitencollegium auf das praͤchtigſte ausgeſtattet: in kurzem erging auch hier ein Edict, das 1) Masenius: Continuatio Broweri p. 474. 2) Jaͤck: Geſchichte von Bamberg, z. B. III, 212. 199; al- lein im Grunde allenthalben, denn dieſe Geſchichte beſchaͤftigt ſich beſonders mit der Antireformation. Päpſte* 26

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/413
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/413>, abgerufen am 10.05.2024.