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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
großes Unrecht, wenn man ihn als Ketzer oder Schisma-
tiker bezeichne: ein Ketzer sey er nicht, denn er glaube eben
das was der Papst glaube, nur daß dieser einiges mehr
annehme: auch kein Schismatiker, denn er halte den Papst
für das Oberhaupt der Kirche.

Bei solchen Gesinnungen und einer damit zusammen-
hangenden Abneigung gegen die puritanische Seite des Pro-
testantismus, wäre es dem König allerdings lieber gewe-
sen, sich mit den Katholiken friedlich zu verständigen, als
sie mit Gewalt und unaufhörlicher Gefahr in Zaum zu
halten.

Noch immer waren sie in England mächtig und zahl-
reich. Trotz großer Niederlagen und Verluste, oder viel-
mehr gerade in Folge derselben war Irland in unaufhör-
licher Gährung: es hatte ein großes Interesse für den Kö-
nig, sich dieses Widerstandes zu entledigen 1).

Nun muß man wissen, daß sich englische und irische
Katholiken an Spanien anschlossen. Die spanischen Bot-
schafter in London, gewandt, klug, prächtig, hatten sich
einen ungemeinen Anhang verschafft: ihre Capelle war im-

per la vera chiesa e madre di tutte, ma ch'ella aveva bisogno
d'esser purgata, e di piu ch'egli sapeva che V. Sta e capo di
essa chiesa e primo vescovo.
Aeußerungen die sich doch auf keine
Weise mit dem Prinzip der englischen Kirche vereinigen lassen, wie
sie aber diesem Fürsten auch anderwärts zugeschrieben werden. (Re-
latione del Sr di Breval al papa.
)
1) Relatione di D. Lazzari 1621 gründet seine Vorschläge auf
die Furchtsamkeit des Königs: "havendo io esperimentato per ma-
nifesti segni che prevale in lui piu il timore che l'ira."
Uebrigens
"per la pratica che ho di lui (del re) lo stimo indifferente in
qualsivoglia religione."

Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
großes Unrecht, wenn man ihn als Ketzer oder Schisma-
tiker bezeichne: ein Ketzer ſey er nicht, denn er glaube eben
das was der Papſt glaube, nur daß dieſer einiges mehr
annehme: auch kein Schismatiker, denn er halte den Papſt
fuͤr das Oberhaupt der Kirche.

Bei ſolchen Geſinnungen und einer damit zuſammen-
hangenden Abneigung gegen die puritaniſche Seite des Pro-
teſtantismus, waͤre es dem Koͤnig allerdings lieber gewe-
ſen, ſich mit den Katholiken friedlich zu verſtaͤndigen, als
ſie mit Gewalt und unaufhoͤrlicher Gefahr in Zaum zu
halten.

Noch immer waren ſie in England maͤchtig und zahl-
reich. Trotz großer Niederlagen und Verluſte, oder viel-
mehr gerade in Folge derſelben war Irland in unaufhoͤr-
licher Gaͤhrung: es hatte ein großes Intereſſe fuͤr den Koͤ-
nig, ſich dieſes Widerſtandes zu entledigen 1).

Nun muß man wiſſen, daß ſich engliſche und iriſche
Katholiken an Spanien anſchloſſen. Die ſpaniſchen Bot-
ſchafter in London, gewandt, klug, praͤchtig, hatten ſich
einen ungemeinen Anhang verſchafft: ihre Capelle war im-

per la vera chiesa e madre di tutte, ma ch’ella aveva bisogno
d’esser purgata, e di più ch’egli sapeva che V. S è capo di
essa chiesa e primo vescovo.
Aeußerungen die ſich doch auf keine
Weiſe mit dem Prinzip der engliſchen Kirche vereinigen laſſen, wie
ſie aber dieſem Fuͤrſten auch anderwaͤrts zugeſchrieben werden. (Re-
latione del Sr di Breval al papa.
)
1) Relatione di D. Lazzari 1621 gruͤndet ſeine Vorſchlaͤge auf
die Furchtſamkeit des Koͤnigs: „havendo io esperimentato per ma-
nifesti segni che prevale in lui più il timore che l’ira.“
Uebrigens
„per la pratica che ho di lui (del re) lo stimo indifferente in
qualsivoglia religione.“
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[482/0494] Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung großes Unrecht, wenn man ihn als Ketzer oder Schisma- tiker bezeichne: ein Ketzer ſey er nicht, denn er glaube eben das was der Papſt glaube, nur daß dieſer einiges mehr annehme: auch kein Schismatiker, denn er halte den Papſt fuͤr das Oberhaupt der Kirche. Bei ſolchen Geſinnungen und einer damit zuſammen- hangenden Abneigung gegen die puritaniſche Seite des Pro- teſtantismus, waͤre es dem Koͤnig allerdings lieber gewe- ſen, ſich mit den Katholiken friedlich zu verſtaͤndigen, als ſie mit Gewalt und unaufhoͤrlicher Gefahr in Zaum zu halten. Noch immer waren ſie in England maͤchtig und zahl- reich. Trotz großer Niederlagen und Verluſte, oder viel- mehr gerade in Folge derſelben war Irland in unaufhoͤr- licher Gaͤhrung: es hatte ein großes Intereſſe fuͤr den Koͤ- nig, ſich dieſes Widerſtandes zu entledigen 1). Nun muß man wiſſen, daß ſich engliſche und iriſche Katholiken an Spanien anſchloſſen. Die ſpaniſchen Bot- ſchafter in London, gewandt, klug, praͤchtig, hatten ſich einen ungemeinen Anhang verſchafft: ihre Capelle war im- 1) 1) Relatione di D. Lazzari 1621 gruͤndet ſeine Vorſchlaͤge auf die Furchtſamkeit des Koͤnigs: „havendo io esperimentato per ma- nifesti segni che prevale in lui più il timore che l’ira.“ Uebrigens „per la pratica che ho di lui (del re) lo stimo indifferente in qualsivoglia religione.“ 1) per la vera chiesa e madre di tutte, ma ch’ella aveva bisogno d’esser purgata, e di più ch’egli sapeva che V. Stà è capo di essa chiesa e primo vescovo. Aeußerungen die ſich doch auf keine Weiſe mit dem Prinzip der engliſchen Kirche vereinigen laſſen, wie ſie aber dieſem Fuͤrſten auch anderwaͤrts zugeſchrieben werden. (Re- latione del Sr di Breval al papa.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/494>, abgerufen am 29.04.2024.