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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Anwachs der Schulden.
und ihrer Zinsen in den verschiedenen Jahren stellte, von
denen wir glaubwürdige Berechnungen darüber haben.

Im Jahre 1587 betrugen die Einkünfte 1,358456
Scudi, die Schulden siebenthalb Millionen Sc. Unge-
fähr die Hälfte der Einkünfte, 715913 Sc., war auf die
Zinsen der Schuld assignirt.

Im Jahre 1592 sind die Einkünfte auf 1,585520
Scudi, die Schulden auf 12,242620 gestiegen. Der An-
wachs der Schuld ist bereits um vieles größer als die
Zunahme der Einkünfte: es sind 1,088600 Sc., d. i. un-
gefähr zwei Drittel der Einnahme, zum Zins der Schuld
in Aemtern und Luoghi di Monte angewiesen 1).

Schon dieß Verhältniß war so mißlich, daß es große
Bedenklichkeiten erregen mußte. Man wäre gern sogleich
zu einer Verringerung des Zinsfußes geschritten; es ward
der Vorschlag gemacht, eine Million aus dem Castell zu
nehmen, um Denen, die sich einer Reduction der Zin-
sen widersetzen würden, das Capital herauszuzahlen. Das
reine Einkommen würde dadurch beträchtlich gestiegen seyn.
Jedoch die Bulle Sixtus V, die Besorgniß vor einer Ver-
schleuderung des Schatzes verhinderte Maaßregeln dieser Art,
und man mußte auf dem einmal betretenen Pfade bleiben.

Vielleicht könnte man glauben, daß die Erwerbung
eines so einträglichen Landes, wie das Herzogthum Fer-
rara, eine besondere Erleichterung gewährt haben würde;
jedoch ist das nicht der Fall.


1) Ausführliches Verzeichniß der päpstlichen Finanzen vom er-
sten Jahre Clemens VIII, ohne besondere Ueberschrift. Bibliot
Barb. no
1699, auf 80 Blättern.

Anwachs der Schulden.
und ihrer Zinſen in den verſchiedenen Jahren ſtellte, von
denen wir glaubwuͤrdige Berechnungen daruͤber haben.

Im Jahre 1587 betrugen die Einkuͤnfte 1,358456
Scudi, die Schulden ſiebenthalb Millionen Sc. Unge-
faͤhr die Haͤlfte der Einkuͤnfte, 715913 Sc., war auf die
Zinſen der Schuld aſſignirt.

Im Jahre 1592 ſind die Einkuͤnfte auf 1,585520
Scudi, die Schulden auf 12,242620 geſtiegen. Der An-
wachs der Schuld iſt bereits um vieles groͤßer als die
Zunahme der Einkuͤnfte: es ſind 1,088600 Sc., d. i. un-
gefaͤhr zwei Drittel der Einnahme, zum Zins der Schuld
in Aemtern und Luoghi di Monte angewieſen 1).

Schon dieß Verhaͤltniß war ſo mißlich, daß es große
Bedenklichkeiten erregen mußte. Man waͤre gern ſogleich
zu einer Verringerung des Zinsfußes geſchritten; es ward
der Vorſchlag gemacht, eine Million aus dem Caſtell zu
nehmen, um Denen, die ſich einer Reduction der Zin-
ſen widerſetzen wuͤrden, das Capital herauszuzahlen. Das
reine Einkommen wuͤrde dadurch betraͤchtlich geſtiegen ſeyn.
Jedoch die Bulle Sixtus V, die Beſorgniß vor einer Ver-
ſchleuderung des Schatzes verhinderte Maaßregeln dieſer Art,
und man mußte auf dem einmal betretenen Pfade bleiben.

Vielleicht koͤnnte man glauben, daß die Erwerbung
eines ſo eintraͤglichen Landes, wie das Herzogthum Fer-
rara, eine beſondere Erleichterung gewaͤhrt haben wuͤrde;
jedoch iſt das nicht der Fall.


1) Ausfuͤhrliches Verzeichniß der paͤpſtlichen Finanzen vom er-
ſten Jahre Clemens VIII, ohne beſondere Ueberſchrift. Bibliot
Barb. no
1699, auf 80 Blaͤttern.
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[11/0023] Anwachs der Schulden. und ihrer Zinſen in den verſchiedenen Jahren ſtellte, von denen wir glaubwuͤrdige Berechnungen daruͤber haben. Im Jahre 1587 betrugen die Einkuͤnfte 1,358456 Scudi, die Schulden ſiebenthalb Millionen Sc. Unge- faͤhr die Haͤlfte der Einkuͤnfte, 715913 Sc., war auf die Zinſen der Schuld aſſignirt. Im Jahre 1592 ſind die Einkuͤnfte auf 1,585520 Scudi, die Schulden auf 12,242620 geſtiegen. Der An- wachs der Schuld iſt bereits um vieles groͤßer als die Zunahme der Einkuͤnfte: es ſind 1,088600 Sc., d. i. un- gefaͤhr zwei Drittel der Einnahme, zum Zins der Schuld in Aemtern und Luoghi di Monte angewieſen 1). Schon dieß Verhaͤltniß war ſo mißlich, daß es große Bedenklichkeiten erregen mußte. Man waͤre gern ſogleich zu einer Verringerung des Zinsfußes geſchritten; es ward der Vorſchlag gemacht, eine Million aus dem Caſtell zu nehmen, um Denen, die ſich einer Reduction der Zin- ſen widerſetzen wuͤrden, das Capital herauszuzahlen. Das reine Einkommen wuͤrde dadurch betraͤchtlich geſtiegen ſeyn. Jedoch die Bulle Sixtus V, die Beſorgniß vor einer Ver- ſchleuderung des Schatzes verhinderte Maaßregeln dieſer Art, und man mußte auf dem einmal betretenen Pfade bleiben. Vielleicht koͤnnte man glauben, daß die Erwerbung eines ſo eintraͤglichen Landes, wie das Herzogthum Fer- rara, eine beſondere Erleichterung gewaͤhrt haben wuͤrde; jedoch iſt das nicht der Fall. 1) Ausfuͤhrliches Verzeichniß der paͤpſtlichen Finanzen vom er- ſten Jahre Clemens VIII, ohne beſondere Ueberſchrift. Bibliot Barb. no 1699, auf 80 Blaͤttern.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/23>, abgerufen am 29.04.2024.