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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.

Schon im Jahre 1599 verschlangen die Zinsen nahe
an drei Viertheil des Gesammteinkommens.

Im Jahre 1605 aber, bei dem Regierungsantritt
Pauls V, waren von den Gefällen der Kammer nur noch
70,000 Sc. nicht für Zinsen angewiesen 1). Cardinal du
Perron versichert, daß der Papst von seinem regelmäßigen
Einkommen, obwohl die Ausgaben des Pallastes sehr mä-
ßig seyen, doch nicht ein halb Jahr leben könne.

Um so weniger konnte es vermieden werden, daß er
Schulden auf Schulden häufte. Aus authentischen Ver-
zeichnissen sehen wir, wie regelmäßig Paul V. zu diesem
Mittel griff; im November 1607, Januar 1608 zwei
Mal, Merz, Juni, Juli 1608, September desselben Jah-
res zwei Mal: so fort durch alle Jahre seiner Regierung.
Es sind nicht große Anleihen in unserm Sinne: die klei-
nen Bedürfnisse, wie sie vorkommen, werden durch die Er-
richtung und den Verkauf neuer Luoghi di Monte, in grö-
ßerer oder in geringerer Zahl, gedeckt. Bald werden sie auf
den Zoll von Ancona, bald auf die Dogana von Rom oder
einer Provinz, bald auf die Erhöhung des Salzpreises,
bald auch auf den Ertrag der Post gegründet. Allmählig
wachsen sie doch gewaltig an. Paul V. allein hat über
2 Millionen Schulden in Luoghi di Monte gemacht 2).


1) Per sollevare la camera apostolica discorso di m Mal-
vasia 1606. Gli interessi che hoggi paga la sede apostolica as-
sorbono quasi tutte l'entrate di maniera che si vive in continua
angustia e difficolta di provedere alle spese ordinarie e neces-
sarie, e venendo occasione di qualche spesa straordinaria non ci
e dove voltarsi
.
2) Nota de' luoghi di monte eretti in tempo del pontificato
della felice memoria di Paolo V
1606--1618.
Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.

Schon im Jahre 1599 verſchlangen die Zinſen nahe
an drei Viertheil des Geſammteinkommens.

Im Jahre 1605 aber, bei dem Regierungsantritt
Pauls V, waren von den Gefaͤllen der Kammer nur noch
70,000 Sc. nicht fuͤr Zinſen angewieſen 1). Cardinal du
Perron verſichert, daß der Papſt von ſeinem regelmaͤßigen
Einkommen, obwohl die Ausgaben des Pallaſtes ſehr maͤ-
ßig ſeyen, doch nicht ein halb Jahr leben koͤnne.

Um ſo weniger konnte es vermieden werden, daß er
Schulden auf Schulden haͤufte. Aus authentiſchen Ver-
zeichniſſen ſehen wir, wie regelmaͤßig Paul V. zu dieſem
Mittel griff; im November 1607, Januar 1608 zwei
Mal, Merz, Juni, Juli 1608, September deſſelben Jah-
res zwei Mal: ſo fort durch alle Jahre ſeiner Regierung.
Es ſind nicht große Anleihen in unſerm Sinne: die klei-
nen Beduͤrfniſſe, wie ſie vorkommen, werden durch die Er-
richtung und den Verkauf neuer Luoghi di Monte, in groͤ-
ßerer oder in geringerer Zahl, gedeckt. Bald werden ſie auf
den Zoll von Ancona, bald auf die Dogana von Rom oder
einer Provinz, bald auf die Erhoͤhung des Salzpreiſes,
bald auch auf den Ertrag der Poſt gegruͤndet. Allmaͤhlig
wachſen ſie doch gewaltig an. Paul V. allein hat uͤber
2 Millionen Schulden in Luoghi di Monte gemacht 2).


1) Per sollevare la camera apostolica discorso di m Mal-
vasia 1606. Gli interessi che hoggi paga la sede apostolica as-
sorbono quasi tutte l’entrate di maniera che si vive in continua
angustia e difficoltà di provedere alle spese ordinarie e neces-
sarie, e venendo occasione di qualche spesa straordinaria non ci
è dove voltarsi
.
2) Nota de’ luoghi di monte eretti in tempo del pontificato
della felice memoria di Paolo V
1606—1618.
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[12/0024] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. Schon im Jahre 1599 verſchlangen die Zinſen nahe an drei Viertheil des Geſammteinkommens. Im Jahre 1605 aber, bei dem Regierungsantritt Pauls V, waren von den Gefaͤllen der Kammer nur noch 70,000 Sc. nicht fuͤr Zinſen angewieſen 1). Cardinal du Perron verſichert, daß der Papſt von ſeinem regelmaͤßigen Einkommen, obwohl die Ausgaben des Pallaſtes ſehr maͤ- ßig ſeyen, doch nicht ein halb Jahr leben koͤnne. Um ſo weniger konnte es vermieden werden, daß er Schulden auf Schulden haͤufte. Aus authentiſchen Ver- zeichniſſen ſehen wir, wie regelmaͤßig Paul V. zu dieſem Mittel griff; im November 1607, Januar 1608 zwei Mal, Merz, Juni, Juli 1608, September deſſelben Jah- res zwei Mal: ſo fort durch alle Jahre ſeiner Regierung. Es ſind nicht große Anleihen in unſerm Sinne: die klei- nen Beduͤrfniſſe, wie ſie vorkommen, werden durch die Er- richtung und den Verkauf neuer Luoghi di Monte, in groͤ- ßerer oder in geringerer Zahl, gedeckt. Bald werden ſie auf den Zoll von Ancona, bald auf die Dogana von Rom oder einer Provinz, bald auf die Erhoͤhung des Salzpreiſes, bald auch auf den Ertrag der Poſt gegruͤndet. Allmaͤhlig wachſen ſie doch gewaltig an. Paul V. allein hat uͤber 2 Millionen Schulden in Luoghi di Monte gemacht 2). 1) Per sollevare la camera apostolica discorso di m Mal- vasia 1606. Gli interessi che hoggi paga la sede apostolica as- sorbono quasi tutte l’entrate di maniera che si vive in continua angustia e difficoltà di provedere alle spese ordinarie e neces- sarie, e venendo occasione di qualche spesa straordinaria non ci è dove voltarsi. 2) Nota de’ luoghi di monte eretti in tempo del pontificato della felice memoria di Paolo V 1606—1618.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/24>, abgerufen am 28.04.2024.