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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Krieg von Castro.
von Castro und Ronciglione angewiesen. Die Siri, Päch-
ter der Gefälle von Castro, zahlten dem Herzoge 94000 Sc.,
mit welchen die Zinsen der Monti eben noch bezahlt wer-
den konnten. Aber es war nur in Folge einiger von Paul
III. seinem Hause ertheilten Bewilligungen daß der Ertrag
sich so hoch belief. Papst Paul hatte zu dem Ende die große
Landstraße von Sutri nach Ronciglione verlegt, und jenem
Landstrich eine größere Freiheit der Kornausfuhr zugestanden,
als andere Provinzen besaßen. Jetzt beschlossen die Barbe-
rini, diese Begünstigungen zu widerrufen. Sie verlegten
die Straße zurück nach Sutri: in Montalto di Maremma,
wo das Getreide von Castro geladen zu werden pflegte, lie-
ßen sie ein Verbot der Ausfuhr bekannt machen 1).

Augenblicklich zeigte sich der beabsichtigte Erfolg. Die
Siri, die ohnehin wegen jener Operationen mit dem Herzoge
gespannt waren und jetzt einen Rückhalt in den Pallast hatten,
-- man behauptet, noch besonders auf Antrieb einiger Prä-
laten, die insgeheim an ihrem Geschäfte Theil nahmen --
weigerten sich ihren Contract zu halten: sie hörten auf, die
Zinsen des Monte Farnese zu zahlen. Die Montisten, de-
nen ihr Einkommen plötzlich fehlte, drangen auf ihr Recht
und wandten sich an die päpstliche Regierung. Der Herzog
verschmähte es, da er sich so absichtlich beeinträchtigt sah,
Anstalten zu ihrer Befriedigung zu treffen. Aber die Kla-
gen der Montisten wurden so lebhaft, dringend und allge-

1) Sie stützten sich hiebei auf die Worte der Bulle Pauls III,
in der ihnen nur die "facultas frumenta ad quaecunque etiam
praefatae Romanae ecclesiae e nobis immediate vel mediate sub-
jecta conducendi"
gegeben war; -- jedoch hatte sich indeß die freie
Ausfuhr überhaupt gebildet.

Krieg von Caſtro.
von Caſtro und Ronciglione angewieſen. Die Siri, Paͤch-
ter der Gefaͤlle von Caſtro, zahlten dem Herzoge 94000 Sc.,
mit welchen die Zinſen der Monti eben noch bezahlt wer-
den konnten. Aber es war nur in Folge einiger von Paul
III. ſeinem Hauſe ertheilten Bewilligungen daß der Ertrag
ſich ſo hoch belief. Papſt Paul hatte zu dem Ende die große
Landſtraße von Sutri nach Ronciglione verlegt, und jenem
Landſtrich eine groͤßere Freiheit der Kornausfuhr zugeſtanden,
als andere Provinzen beſaßen. Jetzt beſchloſſen die Barbe-
rini, dieſe Beguͤnſtigungen zu widerrufen. Sie verlegten
die Straße zuruͤck nach Sutri: in Montalto di Maremma,
wo das Getreide von Caſtro geladen zu werden pflegte, lie-
ßen ſie ein Verbot der Ausfuhr bekannt machen 1).

Augenblicklich zeigte ſich der beabſichtigte Erfolg. Die
Siri, die ohnehin wegen jener Operationen mit dem Herzoge
geſpannt waren und jetzt einen Ruͤckhalt in den Pallaſt hatten,
— man behauptet, noch beſonders auf Antrieb einiger Praͤ-
laten, die insgeheim an ihrem Geſchaͤfte Theil nahmen —
weigerten ſich ihren Contract zu halten: ſie hoͤrten auf, die
Zinſen des Monte Farneſe zu zahlen. Die Montiſten, de-
nen ihr Einkommen ploͤtzlich fehlte, drangen auf ihr Recht
und wandten ſich an die paͤpſtliche Regierung. Der Herzog
verſchmaͤhte es, da er ſich ſo abſichtlich beeintraͤchtigt ſah,
Anſtalten zu ihrer Befriedigung zu treffen. Aber die Kla-
gen der Montiſten wurden ſo lebhaft, dringend und allge-

1) Sie ſtuͤtzten ſich hiebei auf die Worte der Bulle Pauls III,
in der ihnen nur die „facultas frumenta ad quaecunque etiam
praefatae Romanae ecclesiae e nobis immediate vel mediate sub-
jecta conducendi“
gegeben war; — jedoch hatte ſich indeß die freie
Ausfuhr uͤberhaupt gebildet.
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[29/0041] Krieg von Caſtro. von Caſtro und Ronciglione angewieſen. Die Siri, Paͤch- ter der Gefaͤlle von Caſtro, zahlten dem Herzoge 94000 Sc., mit welchen die Zinſen der Monti eben noch bezahlt wer- den konnten. Aber es war nur in Folge einiger von Paul III. ſeinem Hauſe ertheilten Bewilligungen daß der Ertrag ſich ſo hoch belief. Papſt Paul hatte zu dem Ende die große Landſtraße von Sutri nach Ronciglione verlegt, und jenem Landſtrich eine groͤßere Freiheit der Kornausfuhr zugeſtanden, als andere Provinzen beſaßen. Jetzt beſchloſſen die Barbe- rini, dieſe Beguͤnſtigungen zu widerrufen. Sie verlegten die Straße zuruͤck nach Sutri: in Montalto di Maremma, wo das Getreide von Caſtro geladen zu werden pflegte, lie- ßen ſie ein Verbot der Ausfuhr bekannt machen 1). Augenblicklich zeigte ſich der beabſichtigte Erfolg. Die Siri, die ohnehin wegen jener Operationen mit dem Herzoge geſpannt waren und jetzt einen Ruͤckhalt in den Pallaſt hatten, — man behauptet, noch beſonders auf Antrieb einiger Praͤ- laten, die insgeheim an ihrem Geſchaͤfte Theil nahmen — weigerten ſich ihren Contract zu halten: ſie hoͤrten auf, die Zinſen des Monte Farneſe zu zahlen. Die Montiſten, de- nen ihr Einkommen ploͤtzlich fehlte, drangen auf ihr Recht und wandten ſich an die paͤpſtliche Regierung. Der Herzog verſchmaͤhte es, da er ſich ſo abſichtlich beeintraͤchtigt ſah, Anſtalten zu ihrer Befriedigung zu treffen. Aber die Kla- gen der Montiſten wurden ſo lebhaft, dringend und allge- 1) Sie ſtuͤtzten ſich hiebei auf die Worte der Bulle Pauls III, in der ihnen nur die „facultas frumenta ad quaecunque etiam praefatae Romanae ecclesiae e nobis immediate vel mediate sub- jecta conducendi“ gegeben war; — jedoch hatte ſich indeß die freie Ausfuhr uͤberhaupt gebildet.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/41>, abgerufen am 28.04.2024.