Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Ludovisio besaß einst sechs Palläste, die er alle erhielt oder
verschönerte.

Das Gedächtniß Urbans VIII. finden wir nicht allein
in mancherlei Kirchen -- S. Bibiana, S. Quirico, S. Se-
bastian auf dem Palatin, -- sondern seinen Neigungen ge-
mäß noch mehr in Pallästen und Befestigungen. Nachdem
er S. Angelo mit Gräben und Brustwehren umgeben, dieß
Castell, wie er auf einer seiner Münzen rühmt, gerüstet, befe-
stigt, vollendet hatte, führte er die Mauer nach dem Entwurf
des bauverständigen Cardinal Maculano um den Vatican
und den Garten Belvedere bis nach der Porta Cavalleggieri:
hier fingen dann andere Befestigungen an, die Lungara,
Trastevere und den Janiculus umfassen und bis an das
Priorat auf dem Aventin reichen sollten; wenigstens schreibt
sich Porta Portuense hauptsächlich von Urban VIII. her.
Erst in dieser Umgebung fühlte er sich sicher. Jene Brücke
die von den päpstlichen Wohnungen nach dem Castell führt,
hat er sorgfältig wiederhergestellt 1).

Auch Papst Innocenz X. hat fleißig gebaut: auf dem
Capitol, dessen beide Seiten er in Uebereinstimmung zu
bringen suchte: in der Laterankirche, wo er sich das Verdienst
erwarb schonender mit den alten Formen umzugehn als man
damals gewohnt war: hauptsächlich an der Piazza Navona.
Man bemerkte, wenn er über den Petersplatz kam, daß er
seine Augen nicht von der Fontana verwandte die Paul V.

1) Aus dem Diario Giacinto Gigli's, welches mir unglücklicher
Weise noch in Rom veruntreut worden -- der vornehmste Verlust
den meine Sammlung erlitten hat -- hat Cancellieri del taran-
tismo di Roma p.
55 die hieher gehörigen Stellen abdrucken lassen.

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Ludoviſio beſaß einſt ſechs Pallaͤſte, die er alle erhielt oder
verſchoͤnerte.

Das Gedaͤchtniß Urbans VIII. finden wir nicht allein
in mancherlei Kirchen — S. Bibiana, S. Quirico, S. Se-
baſtian auf dem Palatin, — ſondern ſeinen Neigungen ge-
maͤß noch mehr in Pallaͤſten und Befeſtigungen. Nachdem
er S. Angelo mit Graͤben und Bruſtwehren umgeben, dieß
Caſtell, wie er auf einer ſeiner Muͤnzen ruͤhmt, geruͤſtet, befe-
ſtigt, vollendet hatte, fuͤhrte er die Mauer nach dem Entwurf
des bauverſtaͤndigen Cardinal Maculano um den Vatican
und den Garten Belvedere bis nach der Porta Cavalleggieri:
hier fingen dann andere Befeſtigungen an, die Lungara,
Trastevere und den Janiculus umfaſſen und bis an das
Priorat auf dem Aventin reichen ſollten; wenigſtens ſchreibt
ſich Porta Portuenſe hauptſaͤchlich von Urban VIII. her.
Erſt in dieſer Umgebung fuͤhlte er ſich ſicher. Jene Bruͤcke
die von den paͤpſtlichen Wohnungen nach dem Caſtell fuͤhrt,
hat er ſorgfaͤltig wiederhergeſtellt 1).

Auch Papſt Innocenz X. hat fleißig gebaut: auf dem
Capitol, deſſen beide Seiten er in Uebereinſtimmung zu
bringen ſuchte: in der Laterankirche, wo er ſich das Verdienſt
erwarb ſchonender mit den alten Formen umzugehn als man
damals gewohnt war: hauptſaͤchlich an der Piazza Navona.
Man bemerkte, wenn er uͤber den Petersplatz kam, daß er
ſeine Augen nicht von der Fontana verwandte die Paul V.

1) Aus dem Diario Giacinto Gigli’s, welches mir ungluͤcklicher
Weiſe noch in Rom veruntreut worden — der vornehmſte Verluſt
den meine Sammlung erlitten hat — hat Cancellieri del taran-
tismo di Roma p.
55 die hieher gehoͤrigen Stellen abdrucken laſſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0084" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#g">Die Pa&#x0364;p&#x017F;te um d. Mitte d. 17. Jahrh</hi>.</fw><lb/>
Ludovi&#x017F;io be&#x017F;aß ein&#x017F;t &#x017F;echs Palla&#x0364;&#x017F;te, die er alle erhielt oder<lb/>
ver&#x017F;cho&#x0364;nerte.</p><lb/>
          <p>Das Geda&#x0364;chtniß Urbans <hi rendition="#aq">VIII.</hi> finden wir nicht allein<lb/>
in mancherlei Kirchen &#x2014; S. Bibiana, S. Quirico, S. Se-<lb/>
ba&#x017F;tian auf dem Palatin, &#x2014; &#x017F;ondern &#x017F;einen Neigungen ge-<lb/>
ma&#x0364;ß noch mehr in Palla&#x0364;&#x017F;ten und Befe&#x017F;tigungen. Nachdem<lb/>
er S. Angelo mit Gra&#x0364;ben und Bru&#x017F;twehren umgeben, dieß<lb/>
Ca&#x017F;tell, wie er auf einer &#x017F;einer Mu&#x0364;nzen ru&#x0364;hmt, geru&#x0364;&#x017F;tet, befe-<lb/>
&#x017F;tigt, vollendet hatte, fu&#x0364;hrte er die Mauer nach dem Entwurf<lb/>
des bauver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Cardinal Maculano um den Vatican<lb/>
und den Garten Belvedere bis nach der Porta Cavalleggieri:<lb/>
hier fingen dann andere Befe&#x017F;tigungen an, die Lungara,<lb/>
Trastevere und den Janiculus umfa&#x017F;&#x017F;en und bis an das<lb/>
Priorat auf dem Aventin reichen &#x017F;ollten; wenig&#x017F;tens &#x017F;chreibt<lb/>
&#x017F;ich Porta Portuen&#x017F;e haupt&#x017F;a&#x0364;chlich von Urban <hi rendition="#aq">VIII.</hi> her.<lb/>
Er&#x017F;t in die&#x017F;er Umgebung fu&#x0364;hlte er &#x017F;ich &#x017F;icher. Jene Bru&#x0364;cke<lb/>
die von den pa&#x0364;p&#x017F;tlichen Wohnungen nach dem Ca&#x017F;tell fu&#x0364;hrt,<lb/>
hat er &#x017F;orgfa&#x0364;ltig wiederherge&#x017F;tellt <note place="foot" n="1)">Aus dem Diario Giacinto Gigli&#x2019;s, welches mir unglu&#x0364;cklicher<lb/>
Wei&#x017F;e noch in Rom veruntreut worden &#x2014; der vornehm&#x017F;te Verlu&#x017F;t<lb/>
den meine Sammlung erlitten hat &#x2014; hat Cancellieri <hi rendition="#aq">del taran-<lb/>
tismo di Roma p.</hi> 55 die hieher geho&#x0364;rigen Stellen abdrucken la&#x017F;&#x017F;en.</note>.</p><lb/>
          <p>Auch Pap&#x017F;t Innocenz <hi rendition="#aq">X.</hi> hat fleißig gebaut: auf dem<lb/>
Capitol, de&#x017F;&#x017F;en beide Seiten er in Ueberein&#x017F;timmung zu<lb/>
bringen &#x017F;uchte: in der Laterankirche, wo er &#x017F;ich das Verdien&#x017F;t<lb/>
erwarb &#x017F;chonender mit den alten Formen umzugehn als man<lb/>
damals gewohnt war: haupt&#x017F;a&#x0364;chlich an der Piazza Navona.<lb/>
Man bemerkte, wenn er u&#x0364;ber den Petersplatz kam, daß er<lb/>
&#x017F;eine Augen nicht von der Fontana verwandte die Paul <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0084] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. Ludoviſio beſaß einſt ſechs Pallaͤſte, die er alle erhielt oder verſchoͤnerte. Das Gedaͤchtniß Urbans VIII. finden wir nicht allein in mancherlei Kirchen — S. Bibiana, S. Quirico, S. Se- baſtian auf dem Palatin, — ſondern ſeinen Neigungen ge- maͤß noch mehr in Pallaͤſten und Befeſtigungen. Nachdem er S. Angelo mit Graͤben und Bruſtwehren umgeben, dieß Caſtell, wie er auf einer ſeiner Muͤnzen ruͤhmt, geruͤſtet, befe- ſtigt, vollendet hatte, fuͤhrte er die Mauer nach dem Entwurf des bauverſtaͤndigen Cardinal Maculano um den Vatican und den Garten Belvedere bis nach der Porta Cavalleggieri: hier fingen dann andere Befeſtigungen an, die Lungara, Trastevere und den Janiculus umfaſſen und bis an das Priorat auf dem Aventin reichen ſollten; wenigſtens ſchreibt ſich Porta Portuenſe hauptſaͤchlich von Urban VIII. her. Erſt in dieſer Umgebung fuͤhlte er ſich ſicher. Jene Bruͤcke die von den paͤpſtlichen Wohnungen nach dem Caſtell fuͤhrt, hat er ſorgfaͤltig wiederhergeſtellt 1). Auch Papſt Innocenz X. hat fleißig gebaut: auf dem Capitol, deſſen beide Seiten er in Uebereinſtimmung zu bringen ſuchte: in der Laterankirche, wo er ſich das Verdienſt erwarb ſchonender mit den alten Formen umzugehn als man damals gewohnt war: hauptſaͤchlich an der Piazza Navona. Man bemerkte, wenn er uͤber den Petersplatz kam, daß er ſeine Augen nicht von der Fontana verwandte die Paul V. 1) Aus dem Diario Giacinto Gigli’s, welches mir ungluͤcklicher Weiſe noch in Rom veruntreut worden — der vornehmſte Verluſt den meine Sammlung erlitten hat — hat Cancellieri del taran- tismo di Roma p. 55 die hieher gehoͤrigen Stellen abdrucken laſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/84
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/84>, abgerufen am 15.05.2024.