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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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unter den Kohl-Gewächsen.
sonders die Becker und Haus-Mütter, ehe sie ih-
ren Waizen und anderes Korn in die Mühle schi-
cken, solches vorhero zu waschen, und das leichte,
welches oben aufschwimmet, abzurappen. Aber
bey Probirung der Samen läst sich solches nicht
wohl thun. Denn schüttet man dieselben in das
Wasser, und wil solche bis in das andere Jahr,
oder auf eine andere Zeit aufbehalten, so muß man
sie hernachmalen auf einen lüftigen Boden brin-
gen, und öfters wenden lassen, damit sie wiederum
recht abtrocknen. Dieses würde aber nicht nur
viele Mühe verursachen, besonders wenn man
einen grossen Vorrath hätte, sondern es ist auch
die Gefahr dabey, daß derselbe, wenn er nicht
wohl in obacht genommen wird, gar leicht ver-
derben kan. Wil man aber einen solchen Sa-
men alsobald säen und in die Erde bringen, so
würde solcher um der Nässe willen nicht aus der
Hand gehen, oder im Auswurfe Klumpenweise
auf das Land fallen, wenn er nicht vorhero wiede-
rum abgetroknet worden. Ueberdieses dienet diese
Probe zu weiter nichts, als den tauben und wahn-
körnichten Samen, welcher kein Mark hat, und
also seiner Leichtigkeit wegen oben schwimmen muß,
von den guten und volkommenen Körnern zu un-
terscheiden und abzusondern. Aber diesen Fehler
an den Samen zu erkennen, braucht man keine
weitläuftige Probe anzustellen, sondern der Augen-
schein gibt es selbsten, ob viel taubes Zeug unter
demselben ist, oder nicht, und können die tauben
Körner viel leichter durch das Ausschwingen ab-

ge-
Abh. v. Kücheng. F

unter den Kohl-Gewaͤchſen.
ſonders die Becker und Haus-Muͤtter, ehe ſie ih-
ren Waizen und anderes Korn in die Muͤhle ſchi-
cken, ſolches vorhero zu waſchen, und das leichte,
welches oben aufſchwimmet, abzurappen. Aber
bey Probirung der Samen laͤſt ſich ſolches nicht
wohl thun. Denn ſchuͤttet man dieſelben in das
Waſſer, und wil ſolche bis in das andere Jahr,
oder auf eine andere Zeit aufbehalten, ſo muß man
ſie hernachmalen auf einen luͤftigen Boden brin-
gen, und oͤfters wenden laſſen, damit ſie wiederum
recht abtrocknen. Dieſes wuͤrde aber nicht nur
viele Muͤhe verurſachen, beſonders wenn man
einen groſſen Vorrath haͤtte, ſondern es iſt auch
die Gefahr dabey, daß derſelbe, wenn er nicht
wohl in obacht genommen wird, gar leicht ver-
derben kan. Wil man aber einen ſolchen Sa-
men alſobald ſaͤen und in die Erde bringen, ſo
wuͤrde ſolcher um der Naͤſſe willen nicht aus der
Hand gehen, oder im Auswurfe Klumpenweiſe
auf das Land fallen, wenn er nicht vorhero wiede-
rum abgetroknet worden. Ueberdieſes dienet dieſe
Probe zu weiter nichts, als den tauben und wahn-
koͤrnichten Samen, welcher kein Mark hat, und
alſo ſeiner Leichtigkeit wegen oben ſchwimmen muß,
von den guten und volkommenen Koͤrnern zu un-
terſcheiden und abzuſondern. Aber dieſen Fehler
an den Samen zu erkennen, braucht man keine
weitlaͤuftige Probe anzuſtellen, ſondern der Augen-
ſchein gibt es ſelbſten, ob viel taubes Zeug unter
demſelben iſt, oder nicht, und koͤnnen die tauben
Koͤrner viel leichter durch das Ausſchwingen ab-

ge-
Abh. v. Kuͤcheng. F
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[81/0087] unter den Kohl-Gewaͤchſen. ſonders die Becker und Haus-Muͤtter, ehe ſie ih- ren Waizen und anderes Korn in die Muͤhle ſchi- cken, ſolches vorhero zu waſchen, und das leichte, welches oben aufſchwimmet, abzurappen. Aber bey Probirung der Samen laͤſt ſich ſolches nicht wohl thun. Denn ſchuͤttet man dieſelben in das Waſſer, und wil ſolche bis in das andere Jahr, oder auf eine andere Zeit aufbehalten, ſo muß man ſie hernachmalen auf einen luͤftigen Boden brin- gen, und oͤfters wenden laſſen, damit ſie wiederum recht abtrocknen. Dieſes wuͤrde aber nicht nur viele Muͤhe verurſachen, beſonders wenn man einen groſſen Vorrath haͤtte, ſondern es iſt auch die Gefahr dabey, daß derſelbe, wenn er nicht wohl in obacht genommen wird, gar leicht ver- derben kan. Wil man aber einen ſolchen Sa- men alſobald ſaͤen und in die Erde bringen, ſo wuͤrde ſolcher um der Naͤſſe willen nicht aus der Hand gehen, oder im Auswurfe Klumpenweiſe auf das Land fallen, wenn er nicht vorhero wiede- rum abgetroknet worden. Ueberdieſes dienet dieſe Probe zu weiter nichts, als den tauben und wahn- koͤrnichten Samen, welcher kein Mark hat, und alſo ſeiner Leichtigkeit wegen oben ſchwimmen muß, von den guten und volkommenen Koͤrnern zu un- terſcheiden und abzuſondern. Aber dieſen Fehler an den Samen zu erkennen, braucht man keine weitlaͤuftige Probe anzuſtellen, ſondern der Augen- ſchein gibt es ſelbſten, ob viel taubes Zeug unter demſelben iſt, oder nicht, und koͤnnen die tauben Koͤrner viel leichter durch das Ausſchwingen ab- ge- Abh. v. Kuͤcheng. F

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/87>, abgerufen am 27.04.2024.