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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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der Aecker ohne Brache.
2.) Fallen den Winter über durch den Re-
gen und Schnee einige Salze und fruchtbare Theil-
gen mit herunter, welche sich viel besser auf einen
lockern Boden der Erde einverleiben, und wohl
zwey bis drey Schuhe tief in derselben sich sam-
len und einsenken können, welches auf einen festen
und compacten Grunde nicht geschiehet, von wel-
chen die Luft und Sonne solche gar zeitig wieder
hinweg nimt.
3.) Und gesetzt, man bekäme von den herab-
fallenden Regen und Schnee nicht die allergering-
sten Salze und fruchtbaren Theile, als welches
einige leugnen, so bekomt man doch so viele Feuch-
tigkeit in das Land, welche das Wachsthum der
Früchte mächtig befördert, und fast den ganzen
Sommer über in der Erden anhält, und den Früch-
ten beständigen Nahrungs-Saft mittheilet, wel-
ches von einem frischen und lockern Grunde, wel-
cher erstlich im Frühjahre umgewendet worden,
keinesweges zu erwarten ist.
4.) Wenn wir unsere Länderey vor dem Win-
ter oder Herbste nicht wolten graben und ackern
lassen, wenn würden wir mit unserer Begattung
und Bestellung, welche mit vielen Aeckern geschie-
het, fertig werden? Denn da das Säen mancher
Sämereyen z. E. Pastinat, Zwiebeln, Anis, Pe-
tersil-Wurzel, u. d. gl. in den halben Februar,
oder so bald man in die Erde kommen kan, gesche-
hen muß, so wäre es wohl nicht möglich zur sel-
ben Zeit die Aecker umzugraben oder umzupflügen,
indem noch so viele Feuchtigkeit in der Erden sich
befin-
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der Aecker ohne Brache.
2.) Fallen den Winter uͤber durch den Re-
gen und Schnee einige Salze und fruchtbare Theil-
gen mit herunter, welche ſich viel beſſer auf einen
lockern Boden der Erde einverleiben, und wohl
zwey bis drey Schuhe tief in derſelben ſich ſam-
len und einſenken koͤnnen, welches auf einen feſten
und compacten Grunde nicht geſchiehet, von wel-
chen die Luft und Sonne ſolche gar zeitig wieder
hinweg nimt.
3.) Und geſetzt, man bekaͤme von den herab-
fallenden Regen und Schnee nicht die allergering-
ſten Salze und fruchtbaren Theile, als welches
einige leugnen, ſo bekomt man doch ſo viele Feuch-
tigkeit in das Land, welche das Wachsthum der
Fruͤchte maͤchtig befoͤrdert, und faſt den ganzen
Sommer uͤber in der Erden anhaͤlt, und den Fruͤch-
ten beſtaͤndigen Nahrungs-Saft mittheilet, wel-
ches von einem friſchen und lockern Grunde, wel-
cher erſtlich im Fruͤhjahre umgewendet worden,
keinesweges zu erwarten iſt.
4.) Wenn wir unſere Laͤnderey vor dem Win-
ter oder Herbſte nicht wolten graben und ackern
laſſen, wenn wuͤrden wir mit unſerer Begattung
und Beſtellung, welche mit vielen Aeckern geſchie-
het, fertig werden? Denn da das Saͤen mancher
Saͤmereyen z. E. Paſtinat, Zwiebeln, Anis, Pe-
terſil-Wurzel, u. d. gl. in den halben Februar,
oder ſo bald man in die Erde kommen kan, geſche-
hen muß, ſo waͤre es wohl nicht moͤglich zur ſel-
ben Zeit die Aecker umzugraben oder umzupfluͤgen,
indem noch ſo viele Feuchtigkeit in der Erden ſich
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[41/0076] der Aecker ohne Brache. 2.) Fallen den Winter uͤber durch den Re- gen und Schnee einige Salze und fruchtbare Theil- gen mit herunter, welche ſich viel beſſer auf einen lockern Boden der Erde einverleiben, und wohl zwey bis drey Schuhe tief in derſelben ſich ſam- len und einſenken koͤnnen, welches auf einen feſten und compacten Grunde nicht geſchiehet, von wel- chen die Luft und Sonne ſolche gar zeitig wieder hinweg nimt. 3.) Und geſetzt, man bekaͤme von den herab- fallenden Regen und Schnee nicht die allergering- ſten Salze und fruchtbaren Theile, als welches einige leugnen, ſo bekomt man doch ſo viele Feuch- tigkeit in das Land, welche das Wachsthum der Fruͤchte maͤchtig befoͤrdert, und faſt den ganzen Sommer uͤber in der Erden anhaͤlt, und den Fruͤch- ten beſtaͤndigen Nahrungs-Saft mittheilet, wel- ches von einem friſchen und lockern Grunde, wel- cher erſtlich im Fruͤhjahre umgewendet worden, keinesweges zu erwarten iſt. 4.) Wenn wir unſere Laͤnderey vor dem Win- ter oder Herbſte nicht wolten graben und ackern laſſen, wenn wuͤrden wir mit unſerer Begattung und Beſtellung, welche mit vielen Aeckern geſchie- het, fertig werden? Denn da das Saͤen mancher Saͤmereyen z. E. Paſtinat, Zwiebeln, Anis, Pe- terſil-Wurzel, u. d. gl. in den halben Februar, oder ſo bald man in die Erde kommen kan, geſche- hen muß, ſo waͤre es wohl nicht moͤglich zur ſel- ben Zeit die Aecker umzugraben oder umzupfluͤgen, indem noch ſo viele Feuchtigkeit in der Erden ſich befin- C 5

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/76>, abgerufen am 29.04.2024.