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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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kommen/ und gilt hier am meisten das axioma juris: possessor malae findei ullo tempore non praescribit. c. fin. de praescript. das ist: wann einer mit bösem Gewissen (wie dann auch allhter mit vösem Glauben) die Possession hat angefangen/ so kan ihm die langwierige und alte Possession, sie seye so weit hergeleitet als sie immer wolle/ nichts fruchten/ und hiermit ist eure Gleichnisse eures alten Glaubens mit dem allen Wein zu Wasser worden.

IV. Weilen aber die Römische Kirche im Anfang die rechte Kirche gewesen ist/ da der Heil. Paulus ihren Glauben gepriesen hat Rom. I. v. 8. so müste man ja wissen eine Zeit zu benennen und nahmhafft zu machen/ da selbige von dem wahren Glauben ist abgewichen: oder man muß sie noch heutiges Tages für die wahre Kirche passiren lassen.

Antwort. CHristus spricht: Matth. 13. v. 24. Der Ackermann säet erst guten Saamen in seinem Acker/ darnach kommt der Feind und säet das Unkraut zwischen den Weitzen: Benennet aber die Zeit eigentlich und die Stunde nicht/ da der Saamen des Unkrauts ist ausgeftreuet/ und also ists gnug/ daß aus den wilden Früchten der Römischen Kirchen gnugsam zu erkennen gegeben wird das Unkraut/ es seye solches mit allgemach eingeschlichenen Irrthümern ausgestreuet zu was Zeit es immer wölle. Zu dem/ weiß mancher so gar nicht die Zeit zu nennen/ in welcher sein Großvater gebohren oder gestorben ist: folget aber daraus/ dieses Menschen Großvater habe niemahls gelebt/ seye auch niemahls gestorben/ oder es habe dieser Mensch gar keinen Großvater gehabt? Thorheit!

V. Haben doch die Heil. Vätter gar viel gehalten von dem Alterthum ihres Glaubens/ und mit der Stuel-folge ihrer Bischöffen den Ketzern Trutz gebotten: so kan sich dann auch wohl die heutige Römische Kirch wegen ihres Alterthums und Stuel-folge ihrer Bischöffen rühmen/ sie seye die wahre Kirch.

Antwort. DIe heutige Römische Kirch vergleicht sich mit der Kirchen der Heil. Vätter wie Koht mit dem Gold. Zudem haben die H. Vätter sich nicht beruffen auf das blosse Alterthum und Stuel-folge der Römischen Päbsten oder Bischöffen: sondern wie dieselbige an das Wort GOttes in beständigem Verfolg sich hatte angeheftret. Sonsten haben auch die Römische Kavser von dem jetzt glorreich regierenden Josepho I. biß auf Julium Caesarem: die Türckische Kayser biß auf ihren Ottomannum ihr ordentliches Register der Kayseren/ geben sich doch dessenthalben nicht aus für unfehlbahr in Glaubens-Sachen. So konten auch die hohe Priester zu Jerusalem ihre Stuel-folge ordentlich aufzeigen biß auf Aaron/ und dannoch warnet CHRIstus seine Jünger/ sie sollen sich hüten vor dem Sauerteig/ das ist / falscher Lehr der Pharisäer und Schrifftgelehrten. Matth. 16. v. 12.

VI. Das blosse Alterthum und Stuel-folge könnens auch nicht ausmachen: sondern die Stuel-folge auf dem Römischen Stuel Petri/ welchen Christus gesetzet hat zum unbeweglichen Felsen seiner Kirchen/ mit Versprechen/ die Pforten der Höllen sollen selbige nicht überwältigen.

kommen/ und gilt hier am meisten das axioma juris: possessor malae findei ullo tempore non praescribit. c. fin. de praescript. das ist: wann einer mit bösem Gewissen (wie dann auch allhter mit vösem Glauben) die Possession hat angefangen/ so kan ihm die langwierige und alte Possession, sie seye so weit hergeleitet als sie immer wolle/ nichts fruchten/ und hiermit ist eure Gleichnisse eures alten Glaubens mit dem allen Wein zu Wasser worden.

IV. Weilen aber die Römische Kirche im Anfang die rechte Kirche gewesen ist/ da der Heil. Paulus ihren Glauben gepriesen hat Rom. I. v. 8. so müste man ja wissen eine Zeit zu benennen und nahmhafft zu machen/ da selbige von dem wahren Glauben ist abgewichen: oder man muß sie noch heutiges Tages für die wahre Kirche passiren lassen.

Antwort. CHristus spricht: Matth. 13. v. 24. Der Ackermann säet erst guten Saamen in seinem Acker/ darnach kommt der Feind und säet das Unkraut zwischen den Weitzen: Benennet aber die Zeit eigentlich und die Stunde nicht/ da der Saamen des Unkrauts ist ausgeftreuet/ und also ists gnug/ daß aus den wilden Früchten der Römischen Kirchen gnugsam zu erkennen gegeben wird das Unkraut/ es seye solches mit allgemach eingeschlichenen Irrthümern ausgestreuet zu was Zeit es immer wölle. Zu dem/ weiß mancher so gar nicht die Zeit zu nennen/ in welcher sein Großvater gebohren oder gestorben ist: folget aber daraus/ dieses Menschen Großvater habe niemahls gelebt/ seye auch niemahls gestorben/ oder es habe dieser Mensch gar keinen Großvater gehabt? Thorheit!

V. Haben doch die Heil. Vätter gar viel gehalten von dem Alterthum ihres Glaubens/ und mit der Stuel-folge ihrer Bischöffen den Ketzern Trutz gebotten: so kan sich dann auch wohl die heutige Römische Kirch wegen ihres Alterthums und Stuel-folge ihrer Bischöffen rühmen/ sie seye die wahre Kirch.

Antwort. DIe heutige Römische Kirch vergleicht sich mit der Kirchen der Heil. Vätter wie Koht mit dem Gold. Zudem haben die H. Vätter sich nicht beruffen auf das blosse Alterthum und Stuel-folge der Römischen Päbsten oder Bischöffen: sondern wie dieselbige an das Wort GOttes in beständigem Verfolg sich hatte angeheftret. Sonsten haben auch die Römische Kavser von dem jetzt glorreich regierenden Josepho I. biß auf Julium Caesarem: die Türckische Kayser biß auf ihren Ottomannum ihr ordentliches Register der Kayseren/ geben sich doch dessenthalben nicht aus für unfehlbahr in Glaubens-Sachen. So konten auch die hohe Priester zu Jerusalem ihre Stuel-folge ordentlich aufzeigen biß auf Aaron/ und dannoch warnet CHRIstus seine Jünger/ sie sollen sich hüten vor dem Sauerteig/ das ist / falscher Lehr der Pharisäer und Schrifftgelehrten. Matth. 16. v. 12.

VI. Das blosse Alterthum und Stuel-folge könnens auch nicht ausmachen: sondern die Stuel-folge auf dem Römischen Stuel Petri/ welchen Christus gesetzet hat zum unbeweglichen Felsen seiner Kirchen/ mit Versprechen/ die Pforten der Höllen sollen selbige nicht überwältigen.

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kommen/ und gilt            hier am meisten das axioma juris: possessor malae findei ullo tempore non praescribit. c.            fin. de praescript. das ist: wann einer mit bösem Gewissen (wie dann auch allhter mit            vösem Glauben) die Possession hat angefangen/ so kan ihm die langwierige und alte            Possession, sie seye so weit hergeleitet als sie immer wolle/ nichts fruchten/ und            hiermit ist eure Gleichnisse eures alten Glaubens mit dem allen Wein zu Wasser worden.</p>
        <p>IV. Weilen aber die Römische Kirche im Anfang die rechte Kirche gewesen ist/ da der            Heil. Paulus ihren Glauben gepriesen hat Rom. I. v. 8. so müste man ja wissen eine Zeit zu            benennen und nahmhafft zu machen/ da selbige von dem wahren Glauben ist abgewichen: oder            man muß sie noch heutiges Tages für die wahre Kirche passiren lassen.</p>
        <p>Antwort. CHristus spricht: Matth. 13. v. 24. Der Ackermann säet erst guten Saamen in            seinem Acker/ darnach kommt der Feind und säet das Unkraut zwischen den Weitzen: Benennet            aber die Zeit eigentlich und die Stunde nicht/ da der Saamen des Unkrauts ist            ausgeftreuet/ und also ists gnug/ daß aus den wilden Früchten der Römischen Kirchen            gnugsam zu erkennen gegeben wird das Unkraut/ es seye solches mit allgemach            eingeschlichenen Irrthümern ausgestreuet zu was Zeit es immer wölle. Zu dem/ weiß mancher            so gar nicht die Zeit zu nennen/ in welcher sein Großvater gebohren oder gestorben ist:            folget aber daraus/ dieses Menschen Großvater habe niemahls gelebt/ seye auch niemahls            gestorben/ oder es habe dieser Mensch gar keinen Großvater gehabt? Thorheit!</p>
        <p>V. Haben doch die Heil. Vätter gar viel gehalten von dem Alterthum ihres Glaubens/ und            mit der Stuel-folge ihrer Bischöffen den Ketzern Trutz gebotten: so kan sich dann auch            wohl die heutige Römische Kirch wegen ihres Alterthums und Stuel-folge ihrer Bischöffen            rühmen/ sie seye die wahre Kirch.</p>
        <p>Antwort. DIe heutige Römische Kirch vergleicht sich mit der Kirchen der Heil. Vätter wie            Koht mit dem Gold. Zudem haben die H. Vätter sich nicht beruffen auf das blosse Alterthum            und Stuel-folge der Römischen Päbsten oder Bischöffen: sondern wie dieselbige an das Wort            GOttes in beständigem Verfolg sich hatte angeheftret. Sonsten haben auch die Römische            Kavser von dem jetzt glorreich regierenden Josepho I. biß auf Julium Caesarem: die            Türckische Kayser biß auf ihren Ottomannum ihr ordentliches Register der Kayseren/ geben            sich doch dessenthalben nicht aus für unfehlbahr in Glaubens-Sachen. So konten auch die            hohe Priester zu Jerusalem ihre Stuel-folge ordentlich aufzeigen biß auf Aaron/ und            dannoch warnet CHRIstus seine Jünger/ sie sollen sich hüten vor dem Sauerteig/ das ist /            falscher Lehr der Pharisäer und Schrifftgelehrten. Matth. 16. v. 12.</p>
        <p>VI. Das blosse Alterthum und Stuel-folge könnens auch nicht ausmachen: sondern die            Stuel-folge auf dem Römischen Stuel Petri/ welchen Christus gesetzet hat zum            unbeweglichen Felsen seiner Kirchen/ mit Versprechen/ die Pforten der Höllen sollen            selbige nicht überwältigen.
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[5/0025] kommen/ und gilt hier am meisten das axioma juris: possessor malae findei ullo tempore non praescribit. c. fin. de praescript. das ist: wann einer mit bösem Gewissen (wie dann auch allhter mit vösem Glauben) die Possession hat angefangen/ so kan ihm die langwierige und alte Possession, sie seye so weit hergeleitet als sie immer wolle/ nichts fruchten/ und hiermit ist eure Gleichnisse eures alten Glaubens mit dem allen Wein zu Wasser worden. IV. Weilen aber die Römische Kirche im Anfang die rechte Kirche gewesen ist/ da der Heil. Paulus ihren Glauben gepriesen hat Rom. I. v. 8. so müste man ja wissen eine Zeit zu benennen und nahmhafft zu machen/ da selbige von dem wahren Glauben ist abgewichen: oder man muß sie noch heutiges Tages für die wahre Kirche passiren lassen. Antwort. CHristus spricht: Matth. 13. v. 24. Der Ackermann säet erst guten Saamen in seinem Acker/ darnach kommt der Feind und säet das Unkraut zwischen den Weitzen: Benennet aber die Zeit eigentlich und die Stunde nicht/ da der Saamen des Unkrauts ist ausgeftreuet/ und also ists gnug/ daß aus den wilden Früchten der Römischen Kirchen gnugsam zu erkennen gegeben wird das Unkraut/ es seye solches mit allgemach eingeschlichenen Irrthümern ausgestreuet zu was Zeit es immer wölle. Zu dem/ weiß mancher so gar nicht die Zeit zu nennen/ in welcher sein Großvater gebohren oder gestorben ist: folget aber daraus/ dieses Menschen Großvater habe niemahls gelebt/ seye auch niemahls gestorben/ oder es habe dieser Mensch gar keinen Großvater gehabt? Thorheit! V. Haben doch die Heil. Vätter gar viel gehalten von dem Alterthum ihres Glaubens/ und mit der Stuel-folge ihrer Bischöffen den Ketzern Trutz gebotten: so kan sich dann auch wohl die heutige Römische Kirch wegen ihres Alterthums und Stuel-folge ihrer Bischöffen rühmen/ sie seye die wahre Kirch. Antwort. DIe heutige Römische Kirch vergleicht sich mit der Kirchen der Heil. Vätter wie Koht mit dem Gold. Zudem haben die H. Vätter sich nicht beruffen auf das blosse Alterthum und Stuel-folge der Römischen Päbsten oder Bischöffen: sondern wie dieselbige an das Wort GOttes in beständigem Verfolg sich hatte angeheftret. Sonsten haben auch die Römische Kavser von dem jetzt glorreich regierenden Josepho I. biß auf Julium Caesarem: die Türckische Kayser biß auf ihren Ottomannum ihr ordentliches Register der Kayseren/ geben sich doch dessenthalben nicht aus für unfehlbahr in Glaubens-Sachen. So konten auch die hohe Priester zu Jerusalem ihre Stuel-folge ordentlich aufzeigen biß auf Aaron/ und dannoch warnet CHRIstus seine Jünger/ sie sollen sich hüten vor dem Sauerteig/ das ist / falscher Lehr der Pharisäer und Schrifftgelehrten. Matth. 16. v. 12. VI. Das blosse Alterthum und Stuel-folge könnens auch nicht ausmachen: sondern die Stuel-folge auf dem Römischen Stuel Petri/ welchen Christus gesetzet hat zum unbeweglichen Felsen seiner Kirchen/ mit Versprechen/ die Pforten der Höllen sollen selbige nicht überwältigen.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/25>, abgerufen am 04.05.2024.