Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


solte. Die Kinder sollen diesen Lasterhaften gleich
nach dem Gewöhnen genommen, und denen öffent-
lichen Erziehern den Thiermenschen anvertraut
werden, die ihre Geburt gegen iederman verschwei-
gen müssen.

Vierzehnter Artikel.

Jeder gute Bürger soll nach
Verhältnis der auszeichnenden Handlungen geehrt
werden, die er entweder für das algemeine oder
für das Wohl einzelner Personen gethan hat. §§.
Wer einem das Leben erhält, darf eine bürgerliche
Krone von Eichlaub tragen, und erhält die Vorzü-
ge des Alters eher, so daß er mit vierzig Jahren die
Rechte und Freiheiten der Männer von funfzig Jah-
ren genießt. §§. Wer mit Sanftmuth einen Streit
beilegt, und den Folgen desselben vorbeugt, erbält
eine öffentliche Danksagung und zweiiährige Vor-
rechte des Alters. §§. Wer eine Feuersbrunst löscht
oder würksame Hülfe dabei leistet, genießt fünfiähri-
ge Rechte der Alten und bekomt eine Krone von Ole-
ander, die ihm alle Jahr erneuert wird. §§. Wer
die Unschuld eines Mädchens oder eines Weibes,
die man nothzüchtigen will, beschützt, hat ebenfals
fünfiährige Freiheit und eine Krone von Mauerkraut
zu gewarten, die ihm alle Jahr erneuert und in
öffentlicher Versamlung von einem zwölfiährigen
Mädchen, dem schönsten des ganzen Landes, auf-
gesetzt werden soll. §§. Wer eine Zusammenver-
schwörung entdeckt, und den Staat von einer
Rotte befreit, soll einen Lorbeerkranz erhalten,
den der beiahrteste unter den Alten ihm alle Jahr

neu


ſolte. Die Kinder ſollen dieſen Laſterhaften gleich
nach dem Gewoͤhnen genommen, und denen oͤffent-
lichen Erziehern den Thiermenſchen anvertraut
werden, die ihre Geburt gegen iederman verſchwei-
gen muͤſſen.

Vierzehnter Artikel.

Jeder gute Buͤrger ſoll nach
Verhaͤltnis der auszeichnenden Handlungen geehrt
werden, die er entweder fuͤr das algemeine oder
fuͤr das Wohl einzelner Perſonen gethan hat. §§.
Wer einem das Leben erhaͤlt, darf eine buͤrgerliche
Krone von Eichlaub tragen, und erhaͤlt die Vorzuͤ-
ge des Alters eher, ſo daß er mit vierzig Jahren die
Rechte und Freiheiten der Maͤnner von funfzig Jah-
ren genießt. §§. Wer mit Sanftmuth einen Streit
beilegt, und den Folgen deſſelben vorbeugt, erbaͤlt
eine oͤffentliche Dankſagung und zweiiaͤhrige Vor-
rechte des Alters. §§. Wer eine Feuersbrunſt loͤſcht
oder wuͤrkſame Huͤlfe dabei leiſtet, genießt fuͤnfiaͤhri-
ge Rechte der Alten und bekomt eine Krone von Ole-
ander, die ihm alle Jahr erneuert wird. §§. Wer
die Unſchuld eines Maͤdchens oder eines Weibes,
die man nothzuͤchtigen will, beſchuͤtzt, hat ebenfals
fuͤnfiaͤhrige Freiheit und eine Krone von Mauerkraut
zu gewarten, die ihm alle Jahr erneuert und in
oͤffentlicher Verſamlung von einem zwoͤlfiaͤhrigen
Maͤdchen, dem ſchoͤnſten des ganzen Landes, auf-
geſetzt werden ſoll. §§. Wer eine Zuſammenver-
ſchwoͤrung entdeckt, und den Staat von einer
Rotte befreit, ſoll einen Lorbeerkranz erhalten,
den der beiahrteſte unter den Alten ihm alle Jahr

neu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0375" n="367"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;olte. Die Kinder &#x017F;ollen die&#x017F;en La&#x017F;terhaften gleich<lb/>
nach dem Gewo&#x0364;hnen genommen, und denen o&#x0364;ffent-<lb/>
lichen Erziehern den Thiermen&#x017F;chen anvertraut<lb/>
werden, die ihre Geburt gegen iederman ver&#x017F;chwei-<lb/>
gen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Vierzehnter Artikel.</head><lb/>
          <p>Jeder gute Bu&#x0364;rger &#x017F;oll nach<lb/>
Verha&#x0364;ltnis der auszeichnenden Handlungen geehrt<lb/>
werden, die er entweder fu&#x0364;r das algemeine oder<lb/>
fu&#x0364;r das Wohl einzelner Per&#x017F;onen gethan hat. §§.<lb/>
Wer einem das Leben erha&#x0364;lt, darf eine bu&#x0364;rgerliche<lb/>
Krone von Eichlaub tragen, und erha&#x0364;lt die Vorzu&#x0364;-<lb/>
ge des Alters eher, &#x017F;o daß er mit vierzig Jahren die<lb/>
Rechte und Freiheiten der Ma&#x0364;nner von funfzig Jah-<lb/>
ren genießt. §§. Wer mit Sanftmuth einen Streit<lb/>
beilegt, und den Folgen de&#x017F;&#x017F;elben vorbeugt, erba&#x0364;lt<lb/>
eine o&#x0364;ffentliche Dank&#x017F;agung und zweiia&#x0364;hrige Vor-<lb/>
rechte des Alters. §§. Wer eine Feuersbrun&#x017F;t lo&#x0364;&#x017F;cht<lb/>
oder wu&#x0364;rk&#x017F;ame Hu&#x0364;lfe dabei lei&#x017F;tet, genießt fu&#x0364;nfia&#x0364;hri-<lb/>
ge Rechte der Alten und bekomt eine Krone von Ole-<lb/>
ander, die ihm alle Jahr erneuert wird. §§. Wer<lb/>
die Un&#x017F;chuld eines Ma&#x0364;dchens oder eines Weibes,<lb/>
die man nothzu&#x0364;chtigen will, be&#x017F;chu&#x0364;tzt, hat ebenfals<lb/>
fu&#x0364;nfia&#x0364;hrige Freiheit und eine Krone von Mauerkraut<lb/>
zu gewarten, die ihm alle Jahr erneuert und in<lb/>
o&#x0364;ffentlicher Ver&#x017F;amlung von einem zwo&#x0364;lfia&#x0364;hrigen<lb/>
Ma&#x0364;dchen, dem &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten des ganzen Landes, auf-<lb/>
ge&#x017F;etzt werden &#x017F;oll. §§. Wer eine Zu&#x017F;ammenver-<lb/>
&#x017F;chwo&#x0364;rung entdeckt, und den Staat von einer<lb/>
Rotte befreit, &#x017F;oll einen Lorbeerkranz erhalten,<lb/>
den der beiahrte&#x017F;te unter den Alten ihm alle Jahr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">neu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0375] ſolte. Die Kinder ſollen dieſen Laſterhaften gleich nach dem Gewoͤhnen genommen, und denen oͤffent- lichen Erziehern den Thiermenſchen anvertraut werden, die ihre Geburt gegen iederman verſchwei- gen muͤſſen. Vierzehnter Artikel. Jeder gute Buͤrger ſoll nach Verhaͤltnis der auszeichnenden Handlungen geehrt werden, die er entweder fuͤr das algemeine oder fuͤr das Wohl einzelner Perſonen gethan hat. §§. Wer einem das Leben erhaͤlt, darf eine buͤrgerliche Krone von Eichlaub tragen, und erhaͤlt die Vorzuͤ- ge des Alters eher, ſo daß er mit vierzig Jahren die Rechte und Freiheiten der Maͤnner von funfzig Jah- ren genießt. §§. Wer mit Sanftmuth einen Streit beilegt, und den Folgen deſſelben vorbeugt, erbaͤlt eine oͤffentliche Dankſagung und zweiiaͤhrige Vor- rechte des Alters. §§. Wer eine Feuersbrunſt loͤſcht oder wuͤrkſame Huͤlfe dabei leiſtet, genießt fuͤnfiaͤhri- ge Rechte der Alten und bekomt eine Krone von Ole- ander, die ihm alle Jahr erneuert wird. §§. Wer die Unſchuld eines Maͤdchens oder eines Weibes, die man nothzuͤchtigen will, beſchuͤtzt, hat ebenfals fuͤnfiaͤhrige Freiheit und eine Krone von Mauerkraut zu gewarten, die ihm alle Jahr erneuert und in oͤffentlicher Verſamlung von einem zwoͤlfiaͤhrigen Maͤdchen, dem ſchoͤnſten des ganzen Landes, auf- geſetzt werden ſoll. §§. Wer eine Zuſammenver- ſchwoͤrung entdeckt, und den Staat von einer Rotte befreit, ſoll einen Lorbeerkranz erhalten, den der beiahrteſte unter den Alten ihm alle Jahr neu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/375
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/375>, abgerufen am 14.05.2024.