Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



Prinzen Dagobert, Dietrich, Hermantin, Clo-
vis, u. s. w.

Als dies Gesetz auf der Christininfel und allen
übrigen Jnseln bekant gemacht worden war, fanden
sich von allen Seiten Abgeordnete sowohl von Fran-
zosen, als Nacht-Affen-Bär-Hunde-Stier-Ele-
phanten-Menschen etc. ein, welche alle Victorin und
die Königin baten, die Regierung zu behalten.

"-- Bleibt stets unser Vater und unsre Mut-
"ter, sprachen sie, unsre Wohlthäter, eure Kinder
"müssen auf immer über uns herrschen: Was die
"übrigen Artikel eures Rescripts betrift, so wollen
"wir auf deren Beobachtung schwören."

Aber Victorin blieb standhaft bei dem Plan, den
Hermantin sein Enkel ihm unter den Fuß gegeben hat-
te. Das Vertrauen, welches sein Grosvater, sein
Oheim der Erbprinz und sein Vater Alexander auf
diesen iungen Menschen von einer so frühzeitigen
Weisheit setzten, war so groß, daß sie ihn zum un-
eingeschränkten Herrn aller in der Regierung vorzu-
nehmenden Veränderungen machten. Er brachte sie
glücklich zu Stande. Victorin und die Königin blie-
ben die ersten im Staate: beide wurden Oberpriester
und Oberpriesterin von rechtswegen, weil sie die äl-
testen unter ihren Mitbürgern waren. Das zärtliche
Gefühl ist nicht zu beschreiben, das man empfindet,
wenn man den Helden, den Stifter als einen Diener
des Staats sieht. Als der Priester, welcher bisher

lange
A a 3



Prinzen Dagobert, Dietrich, Hermantin, Clo-
vis, u. ſ. w.

Als dies Geſetz auf der Chriſtininfel und allen
uͤbrigen Jnſeln bekant gemacht worden war, fanden
ſich von allen Seiten Abgeordnete ſowohl von Fran-
zoſen, als Nacht-Affen-Baͤr-Hunde-Stier-Ele-
phanten-Menſchen ꝛc. ein, welche alle Victorin und
die Koͤnigin baten, die Regierung zu behalten.

„— Bleibt ſtets unſer Vater und unſre Mut-
„ter, ſprachen ſie, unſre Wohlthaͤter, eure Kinder
„muͤſſen auf immer uͤber uns herrſchen: Was die
„uͤbrigen Artikel eures Reſcripts betrift, ſo wollen
„wir auf deren Beobachtung ſchwoͤren.‟

Aber Victorin blieb ſtandhaft bei dem Plan, den
Hermantin ſein Enkel ihm unter den Fuß gegeben hat-
te. Das Vertrauen, welches ſein Grosvater, ſein
Oheim der Erbprinz und ſein Vater Alexander auf
dieſen iungen Menſchen von einer ſo fruͤhzeitigen
Weisheit ſetzten, war ſo groß, daß ſie ihn zum un-
eingeſchraͤnkten Herrn aller in der Regierung vorzu-
nehmenden Veraͤnderungen machten. Er brachte ſie
gluͤcklich zu Stande. Victorin und die Koͤnigin blie-
ben die erſten im Staate: beide wurden Oberprieſter
und Oberprieſterin von rechtswegen, weil ſie die aͤl-
teſten unter ihren Mitbuͤrgern waren. Das zaͤrtliche
Gefuͤhl iſt nicht zu beſchreiben, das man empfindet,
wenn man den Helden, den Stifter als einen Diener
des Staats ſieht. Als der Prieſter, welcher bisher

lange
A a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0381" n="373"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Prinzen Dagobert, Dietrich, Hermantin, Clo-<lb/>
vis, u. &#x017F;. w.</p><lb/>
          <p>Als dies Ge&#x017F;etz auf der Chri&#x017F;tininfel und allen<lb/>
u&#x0364;brigen Jn&#x017F;eln bekant gemacht worden war, fanden<lb/>
&#x017F;ich von allen Seiten Abgeordnete &#x017F;owohl von Fran-<lb/>
zo&#x017F;en, als Nacht-Affen-Ba&#x0364;r-Hunde-Stier-Ele-<lb/>
phanten-Men&#x017F;chen &#xA75B;c. ein, welche alle Victorin und<lb/>
die Ko&#x0364;nigin baten, die Regierung zu behalten.</p><lb/>
          <p>&#x201E;&#x2014; Bleibt &#x017F;tets un&#x017F;er Vater und un&#x017F;re Mut-<lb/>
&#x201E;ter, &#x017F;prachen &#x017F;ie, un&#x017F;re Wohltha&#x0364;ter, eure Kinder<lb/>
&#x201E;mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auf immer u&#x0364;ber uns herr&#x017F;chen: Was die<lb/>
&#x201E;u&#x0364;brigen Artikel eures Re&#x017F;cripts betrift, &#x017F;o wollen<lb/>
&#x201E;wir auf deren Beobachtung &#x017F;chwo&#x0364;ren.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Aber Victorin blieb &#x017F;tandhaft bei dem Plan, den<lb/>
Hermantin &#x017F;ein Enkel ihm unter den Fuß gegeben hat-<lb/>
te. Das Vertrauen, welches &#x017F;ein Grosvater, &#x017F;ein<lb/>
Oheim der Erbprinz und &#x017F;ein Vater Alexander auf<lb/>
die&#x017F;en iungen Men&#x017F;chen von einer &#x017F;o fru&#x0364;hzeitigen<lb/>
Weisheit &#x017F;etzten, war &#x017F;o groß, daß &#x017F;ie ihn zum un-<lb/>
einge&#x017F;chra&#x0364;nkten Herrn aller in der Regierung vorzu-<lb/>
nehmenden Vera&#x0364;nderungen machten. Er brachte &#x017F;ie<lb/>
glu&#x0364;cklich zu Stande. Victorin und die Ko&#x0364;nigin blie-<lb/>
ben die er&#x017F;ten im Staate: beide wurden Oberprie&#x017F;ter<lb/>
und Oberprie&#x017F;terin von rechtswegen, weil &#x017F;ie die a&#x0364;l-<lb/>
te&#x017F;ten unter ihren Mitbu&#x0364;rgern waren. Das za&#x0364;rtliche<lb/>
Gefu&#x0364;hl i&#x017F;t nicht zu be&#x017F;chreiben, das man empfindet,<lb/>
wenn man den Helden, den Stifter als einen Diener<lb/>
des Staats &#x017F;ieht. Als der Prie&#x017F;ter, welcher bisher<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">lange</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0381] Prinzen Dagobert, Dietrich, Hermantin, Clo- vis, u. ſ. w. Als dies Geſetz auf der Chriſtininfel und allen uͤbrigen Jnſeln bekant gemacht worden war, fanden ſich von allen Seiten Abgeordnete ſowohl von Fran- zoſen, als Nacht-Affen-Baͤr-Hunde-Stier-Ele- phanten-Menſchen ꝛc. ein, welche alle Victorin und die Koͤnigin baten, die Regierung zu behalten. „— Bleibt ſtets unſer Vater und unſre Mut- „ter, ſprachen ſie, unſre Wohlthaͤter, eure Kinder „muͤſſen auf immer uͤber uns herrſchen: Was die „uͤbrigen Artikel eures Reſcripts betrift, ſo wollen „wir auf deren Beobachtung ſchwoͤren.‟ Aber Victorin blieb ſtandhaft bei dem Plan, den Hermantin ſein Enkel ihm unter den Fuß gegeben hat- te. Das Vertrauen, welches ſein Grosvater, ſein Oheim der Erbprinz und ſein Vater Alexander auf dieſen iungen Menſchen von einer ſo fruͤhzeitigen Weisheit ſetzten, war ſo groß, daß ſie ihn zum un- eingeſchraͤnkten Herrn aller in der Regierung vorzu- nehmenden Veraͤnderungen machten. Er brachte ſie gluͤcklich zu Stande. Victorin und die Koͤnigin blie- ben die erſten im Staate: beide wurden Oberprieſter und Oberprieſterin von rechtswegen, weil ſie die aͤl- teſten unter ihren Mitbuͤrgern waren. Das zaͤrtliche Gefuͤhl iſt nicht zu beſchreiben, das man empfindet, wenn man den Helden, den Stifter als einen Diener des Staats ſieht. Als der Prieſter, welcher bisher lange A a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/381
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/381>, abgerufen am 13.05.2024.