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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.
meine Liebste und wertheste Enckelin Clarissa
Harlowe
von Kindheit an in ihrem Gehorsahm
gegen mich ihres gleichen nicht gehabt hat, und
von allen die sie gekannt haben als ein gantz aus-
serordentliches Kind bewundert ist: so will ich zu
meinem Vergnügen sie als mein eigenes Kind an-
sehen, und zwar dieses ohne jemandes Beleidi-
gung: ich hoffe auch, niemand werde dieses als
eine Beleidigung ansehen, indem mein Sohn Ja-
cob
seine Gewogenheit in gehöriger und grösserer
Masse gegen Fräulein Arabellen und Juncker
Jacob bezeigen kann. Dieses sage ich sind die
Ursachen, welche mich bewegen, obbemeldetes Gut
diesem allerliebsten Kinde zu vermachen, welches
die Freude meines Alters ist, und durch ihren lieb-
reichen Gehorsam und zärtliche Ehrfurcht meine
Tage, wie ich allerdings glaube, verlängert hat.

Solchemnach ist dieses mein ausdrücklicher
Wille und Gebot, und ich befehle meinen drey
Söhnen, Johann, Jacob, und Anton, mei-
nem Enckel Jacob und meiner Enckelin Ara-
bella,
so lieb ihnen mein Seegen und Gedächt-
niß ist, und so als sie verlangen, daß ihrem letzten
Willen nachgelebet werden solle, daß sie mein Ver-
mächtniß zum besten meiner Enckelin Clarissa auf
keine Weise kräncken oder anfechten sollen, wenn
solches gleich den Rechten nicht gemäß oder etwas
in den Ausdrücken versehen seyn möchte, auch daß
Sie nicht zugeben sollen, daß unter irgend einigem
Vorwand darüber gestritten oder gerechtet werde.

Und in dieser Zuversicht u. s. w.

Der

der Clariſſa.
meine Liebſte und wertheſte Enckelin Clariſſa
Harlowe
von Kindheit an in ihrem Gehorſahm
gegen mich ihres gleichen nicht gehabt hat, und
von allen die ſie gekannt haben als ein gantz auſ-
ſerordentliches Kind bewundert iſt: ſo will ich zu
meinem Vergnuͤgen ſie als mein eigenes Kind an-
ſehen, und zwar dieſes ohne jemandes Beleidi-
gung: ich hoffe auch, niemand werde dieſes als
eine Beleidigung anſehen, indem mein Sohn Ja-
cob
ſeine Gewogenheit in gehoͤriger und groͤſſerer
Maſſe gegen Fraͤulein Arabellen und Juncker
Jacob bezeigen kann. Dieſes ſage ich ſind die
Urſachen, welche mich bewegen, obbemeldetes Gut
dieſem allerliebſten Kinde zu vermachen, welches
die Freude meines Alters iſt, und durch ihren lieb-
reichen Gehorſam und zaͤrtliche Ehrfurcht meine
Tage, wie ich allerdings glaube, verlaͤngert hat.

Solchemnach iſt dieſes mein ausdruͤcklicher
Wille und Gebot, und ich befehle meinen drey
Soͤhnen, Johann, Jacob, und Anton, mei-
nem Enckel Jacob und meiner Enckelin Ara-
bella,
ſo lieb ihnen mein Seegen und Gedaͤcht-
niß iſt, und ſo als ſie verlangen, daß ihrem letzten
Willen nachgelebet werden ſolle, daß ſie mein Ver-
maͤchtniß zum beſten meiner Enckelin Clariſſa auf
keine Weiſe kraͤncken oder anfechten ſollen, wenn
ſolches gleich den Rechten nicht gemaͤß oder etwas
in den Ausdruͤcken verſehen ſeyn moͤchte, auch daß
Sie nicht zugeben ſollen, daß unter irgend einigem
Vorwand daruͤber geſtritten oder gerechtet werde.

Und in dieſer Zuverſicht u. ſ. w.

Der
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[47/0067] der Clariſſa. meine Liebſte und wertheſte Enckelin Clariſſa Harlowe von Kindheit an in ihrem Gehorſahm gegen mich ihres gleichen nicht gehabt hat, und von allen die ſie gekannt haben als ein gantz auſ- ſerordentliches Kind bewundert iſt: ſo will ich zu meinem Vergnuͤgen ſie als mein eigenes Kind an- ſehen, und zwar dieſes ohne jemandes Beleidi- gung: ich hoffe auch, niemand werde dieſes als eine Beleidigung anſehen, indem mein Sohn Ja- cob ſeine Gewogenheit in gehoͤriger und groͤſſerer Maſſe gegen Fraͤulein Arabellen und Juncker Jacob bezeigen kann. Dieſes ſage ich ſind die Urſachen, welche mich bewegen, obbemeldetes Gut dieſem allerliebſten Kinde zu vermachen, welches die Freude meines Alters iſt, und durch ihren lieb- reichen Gehorſam und zaͤrtliche Ehrfurcht meine Tage, wie ich allerdings glaube, verlaͤngert hat. Solchemnach iſt dieſes mein ausdruͤcklicher Wille und Gebot, und ich befehle meinen drey Soͤhnen, Johann, Jacob, und Anton, mei- nem Enckel Jacob und meiner Enckelin Ara- bella, ſo lieb ihnen mein Seegen und Gedaͤcht- niß iſt, und ſo als ſie verlangen, daß ihrem letzten Willen nachgelebet werden ſolle, daß ſie mein Ver- maͤchtniß zum beſten meiner Enckelin Clariſſa auf keine Weiſe kraͤncken oder anfechten ſollen, wenn ſolches gleich den Rechten nicht gemaͤß oder etwas in den Ausdruͤcken verſehen ſeyn moͤchte, auch daß Sie nicht zugeben ſollen, daß unter irgend einigem Vorwand daruͤber geſtritten oder gerechtet werde. Und in dieſer Zuverſicht u. ſ. w. Der

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/67>, abgerufen am 26.04.2024.