Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Wie es ihnen beliebet, Fräulein! Sein Amt
von meiner und von ihres Bruders Seite läuft
jetzt zum Ende. Er hat keinen Schaden davon
gehabt. Er gedenckt auch nicht lange mehr in dem
Dienst zu bleiben, sondern will einen Kauf wegen
eines Wirths-Hauses schließen, davon er zu leben
haben wird. Jch kann ihnen auch sagen, daß er
sich auf meinen Rath mit der Elisabeth eingelas-
sen hat. So bald er sich gesetzt hat, werden sich
die beyden Leute heyrathen. Eine Gast-Wirthin
ist gemeiniglich gegen die Gäste gütig: und ich ha-
be schon die Mittel ausgesonnen, sie so für ihre üble
Aufführung gegen sie zu strafen, daß es sie ihr Le-
be-Tage gereuen soll, daß sie ihnen nicht besser be-
gegnet ist.

Was vor abscheuliche Anschläge haben sie im
Kopfe? Wer wird sie denn für ihre Uebelthaten
strafen, die grösser sind, als alles was Elisabeth
böses gethan hat? Jch vergebe der Elisabeth al-
les von Hertzen. Sie war nicht in meinen Dien-
sten: und vermuthlich ist sie in allem was sie that,
derjenigen, die ihr zu befehlen hatte, gehorsamer
gewesen, als ich meinen Vorgesetzten, denen ich
noch viel mehreren Gehorsam schuldig war.

Daran liegt nichts, antwortete er. (Jch glau-
be fast, er sucht mir eine Furcht vor sich beyzubrin-
gen.) Der Ausspruch ist einmahl geschehen. Eli-
sabeth
muß büssen: büssen muß sie, und noch da-
zu selbst durch eigene Wahl ihre Strafe veranstal-
ten. Jch habe mein Vergnügen daran, wenn bö-
se Leute sich selbst strafen. Ja, meine liebe Fräu-

lein,


Wie es ihnen beliebet, Fraͤulein! Sein Amt
von meiner und von ihres Bruders Seite laͤuft
jetzt zum Ende. Er hat keinen Schaden davon
gehabt. Er gedenckt auch nicht lange mehr in dem
Dienſt zu bleiben, ſondern will einen Kauf wegen
eines Wirths-Hauſes ſchließen, davon er zu leben
haben wird. Jch kann ihnen auch ſagen, daß er
ſich auf meinen Rath mit der Eliſabeth eingelaſ-
ſen hat. So bald er ſich geſetzt hat, werden ſich
die beyden Leute heyrathen. Eine Gaſt-Wirthin
iſt gemeiniglich gegen die Gaͤſte guͤtig: und ich ha-
be ſchon die Mittel ausgeſonnen, ſie ſo fuͤr ihre uͤble
Auffuͤhrung gegen ſie zu ſtrafen, daß es ſie ihr Le-
be-Tage gereuen ſoll, daß ſie ihnen nicht beſſer be-
gegnet iſt.

Was vor abſcheuliche Anſchlaͤge haben ſie im
Kopfe? Wer wird ſie denn fuͤr ihre Uebelthaten
ſtrafen, die groͤſſer ſind, als alles was Eliſabeth
boͤſes gethan hat? Jch vergebe der Eliſabeth al-
les von Hertzen. Sie war nicht in meinen Dien-
ſten: und vermuthlich iſt ſie in allem was ſie that,
derjenigen, die ihr zu befehlen hatte, gehorſamer
geweſen, als ich meinen Vorgeſetzten, denen ich
noch viel mehreren Gehorſam ſchuldig war.

Daran liegt nichts, antwortete er. (Jch glau-
be faſt, er ſucht mir eine Furcht vor ſich beyzubrin-
gen.) Der Ausſpruch iſt einmahl geſchehen. Eli-
ſabeth
muß buͤſſen: buͤſſen muß ſie, und noch da-
zu ſelbſt durch eigene Wahl ihre Strafe veranſtal-
ten. Jch habe mein Vergnuͤgen daran, wenn boͤ-
ſe Leute ſich ſelbſt ſtrafen. Ja, meine liebe Fraͤu-

lein,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0217" n="203"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Wie es ihnen beliebet, Fra&#x0364;ulein! Sein Amt<lb/>
von meiner und von ihres Bruders Seite la&#x0364;uft<lb/>
jetzt zum Ende. Er hat keinen Schaden davon<lb/>
gehabt. Er gedenckt auch nicht lange mehr in dem<lb/>
Dien&#x017F;t zu bleiben, &#x017F;ondern will einen Kauf wegen<lb/>
eines Wirths-Hau&#x017F;es &#x017F;chließen, davon er zu leben<lb/>
haben wird. Jch kann ihnen auch &#x017F;agen, daß er<lb/>
&#x017F;ich auf meinen Rath mit der <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi> eingela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hat. So bald er &#x017F;ich ge&#x017F;etzt hat, werden &#x017F;ich<lb/>
die beyden Leute heyrathen. Eine Ga&#x017F;t-Wirthin<lb/>
i&#x017F;t gemeiniglich gegen die Ga&#x0364;&#x017F;te gu&#x0364;tig: und ich ha-<lb/>
be &#x017F;chon die Mittel ausge&#x017F;onnen, &#x017F;ie &#x017F;o fu&#x0364;r ihre u&#x0364;ble<lb/>
Auffu&#x0364;hrung gegen &#x017F;ie zu &#x017F;trafen, daß es &#x017F;ie ihr Le-<lb/>
be-Tage gereuen &#x017F;oll, daß &#x017F;ie ihnen nicht be&#x017F;&#x017F;er be-<lb/>
gegnet i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Was vor ab&#x017F;cheuliche An&#x017F;chla&#x0364;ge haben &#x017F;ie im<lb/>
Kopfe? Wer wird &#x017F;ie denn fu&#x0364;r ihre Uebelthaten<lb/>
&#x017F;trafen, die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind, als alles was <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi><lb/>
bo&#x0364;&#x017F;es gethan hat? Jch vergebe der <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi> al-<lb/>
les von Hertzen. Sie war nicht in meinen Dien-<lb/>
&#x017F;ten: und vermuthlich i&#x017F;t &#x017F;ie in allem was &#x017F;ie that,<lb/>
derjenigen, die ihr zu befehlen hatte, gehor&#x017F;amer<lb/>
gewe&#x017F;en, als ich meinen Vorge&#x017F;etzten, denen ich<lb/>
noch viel mehreren Gehor&#x017F;am &#x017F;chuldig war.</p><lb/>
          <p>Daran liegt nichts, antwortete er. (Jch glau-<lb/>
be fa&#x017F;t, er &#x017F;ucht mir eine Furcht vor &#x017F;ich beyzubrin-<lb/>
gen.) Der Aus&#x017F;pruch i&#x017F;t einmahl ge&#x017F;chehen. <hi rendition="#fr">Eli-<lb/>
&#x017F;abeth</hi> muß bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en muß &#x017F;ie, und noch da-<lb/>
zu &#x017F;elb&#x017F;t durch eigene Wahl ihre Strafe veran&#x017F;tal-<lb/>
ten. Jch habe mein Vergnu&#x0364;gen daran, wenn bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;e Leute &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;trafen. Ja, meine liebe Fra&#x0364;u-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lein,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0217] Wie es ihnen beliebet, Fraͤulein! Sein Amt von meiner und von ihres Bruders Seite laͤuft jetzt zum Ende. Er hat keinen Schaden davon gehabt. Er gedenckt auch nicht lange mehr in dem Dienſt zu bleiben, ſondern will einen Kauf wegen eines Wirths-Hauſes ſchließen, davon er zu leben haben wird. Jch kann ihnen auch ſagen, daß er ſich auf meinen Rath mit der Eliſabeth eingelaſ- ſen hat. So bald er ſich geſetzt hat, werden ſich die beyden Leute heyrathen. Eine Gaſt-Wirthin iſt gemeiniglich gegen die Gaͤſte guͤtig: und ich ha- be ſchon die Mittel ausgeſonnen, ſie ſo fuͤr ihre uͤble Auffuͤhrung gegen ſie zu ſtrafen, daß es ſie ihr Le- be-Tage gereuen ſoll, daß ſie ihnen nicht beſſer be- gegnet iſt. Was vor abſcheuliche Anſchlaͤge haben ſie im Kopfe? Wer wird ſie denn fuͤr ihre Uebelthaten ſtrafen, die groͤſſer ſind, als alles was Eliſabeth boͤſes gethan hat? Jch vergebe der Eliſabeth al- les von Hertzen. Sie war nicht in meinen Dien- ſten: und vermuthlich iſt ſie in allem was ſie that, derjenigen, die ihr zu befehlen hatte, gehorſamer geweſen, als ich meinen Vorgeſetzten, denen ich noch viel mehreren Gehorſam ſchuldig war. Daran liegt nichts, antwortete er. (Jch glau- be faſt, er ſucht mir eine Furcht vor ſich beyzubrin- gen.) Der Ausſpruch iſt einmahl geſchehen. Eli- ſabeth muß buͤſſen: buͤſſen muß ſie, und noch da- zu ſelbſt durch eigene Wahl ihre Strafe veranſtal- ten. Jch habe mein Vergnuͤgen daran, wenn boͤ- ſe Leute ſich ſelbſt ſtrafen. Ja, meine liebe Fraͤu- lein,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/217
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/217>, abgerufen am 27.04.2024.